Jahr des Rindes: 60 Prozent weniger Reisen zum chinesischen Neujahrsfest

| Tourismus Tourismus

Das Coronavirus vermasselt den Chinesen auch ein zweites Neujahrsfest. Mehr als ein Jahr nach Beginn der Pandemie in Zentralchina haben die Behörden das Milliardenvolk dazu aufgerufen, zu dem wichtigsten chinesischen Familienfest nicht wie üblich in die Heimatorte zu reisen. Was sonst die größte jährliche Völkerwanderung der Welt mit Hunderten Millionen Reisenden ist, dürfte im Vergleich zum letzten «normalen» Neujahrsfest vor zwei Jahren um 60 Prozent kleiner ausfallen, wie das Transportministerium erwartet. «Bleibt, wo ihr seid!», lautet die Ansage.

Dabei bedeutet den Chinesen das Neujahrsfest vielleicht noch mehr, als wenn in Deutschland Weihnachten und Neujahr zusammenfiele. Hinzu kommt, dass jeder fünfte Chinese als Wanderarbeiter gilt und nicht dort arbeitet, wo seine Familie herkommt. Nach dem Mondkalender wird das neue Jahr in der Nacht zum Freitag Ortszeit (Donnerstag 17.00 Uhr MEZ) begrüßt: Es steht diesmal unter dem chinesischen Tierkreiszeichen des Rindes - oder auch des Ochsen oder Büffels. Nach dem wilden Corona-Jahr der Ratte soll es friedlicher und harmonischer werden, sagen zumindest Wahrsager vorher.

Als das Sars-CoV-2-Virus im Dezember 2019 in Wuhan ausbrach, wurde kurz vor dem vergangenen Neujahrsfest eine Ausgangssperre für mehr als 50 Millionen Menschen in der zentralchinesischen Metropole und benachbarten Städten verhängt. Es war der Beginn der bis dahin beispiellosen Maßnahmen, mit denen das bevölkerungsreichste Land das Virus weitgehend in den Griff bekommen hat. Der Alltag hat sich inzwischen wieder normalisiert.

Auf nur wenige Fälle reagiert China seither sofort mit Abriegelung, Massentests, Kontaktverfolgung und Zwangsquarantäne. Seit dem Sommer gab es zunächst nur noch wenige lokale Infektionen. Doch erlebte China seit Jahresanfang in den Provinzen Jilin, Heilongjiang, Hebei wieder größere Ausbrüche - in Peking und Shanghai einzelne Ansteckungen. Die Behörden waren alarmiert, weil sie Lücken in der Vorbeugung vor allem im ländlichen Raum zeigten.

Die Lage hat sich seither wieder beruhigt, ist im Vergleich zu anderen Ländern auch völlig undramatisch. Da die Behörden aber eine unkontrollierte Ausbreitung befürchteten, warnten sie schon früh davor, zum Neujahrsfest zu den Familien in die Heimat zu reisen. Wer trotzdem reist, sollte am besten einen negativen Corona-Test in der Tasche haben. Dennoch droht ihm, daheim erstmal zwei Wochen in Quarantäne zu müssen, was lokale Stellen selbst anordnen können.

«So viel Urlaub habe ich nicht», sagt der Pekinger Friseur Wang, der mit seiner Frau sonst zu jedem Neujahrsfest seinen Sohn in Nordostchina besucht, der wie häufig in China bei den Großeltern aufwächst. «Die örtlichen Behörden heißen uns nicht willkommen.» So werden sie ihr achtjähriges Kind nicht sehen können und in der Hauptstadt bleiben müssen, wo beide vor Jahren Arbeit gefunden hatten. «Es fällt uns nicht leicht. Aber was sollen wir machen?»

Auch Arbeitgeber sind in der Pflicht, ihre Mitarbeiter an einer Heimreise zu hindern. Erzählt wird von Chefs, die vorher die Kündigung einfordern, wenn einer ihrer Angestellten dennoch reisen will. «Sie wollen nicht zur Verantwortung gezogen werden, falls es ein Problem gibt», sagt ein Angestellter eines Sportclubs. Nach der Rückkehr könne vielleicht ein neuer Vertrag gemacht werden. «Aber sicher ist das nicht. Wer reist, trägt das Risiko.»

Es gibt auch Anreize wie Einkaufsgutscheine oder die zu Neujahr üblichen «roten Umschläge» mit Geldgeschenken in Höhe von zum Teil sogar 1000 Yuan, umgerechnet 129 Euro, für Wanderarbeiter, die nicht in ihre Heimatdörfer reisen. Ein willkommener Nebeneffekt: Der Konsum wird gleich mit angekurbelt. Dennoch, es wird ein trauriges Neujahrsfest: Auch Tempelfeste und Neujahrsmärkte wurden abgesagt, um größere Menschenansammlungen zu vermeiden. «So werden wir alle daheim hocken und Fernsehen schauen», sagt eine Sekretärin deprimiert. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die jüngste ADAC Tourismusstudie beleuchtet die Haltung deutscher Reisender zur touristischen Überlastung und deren Management. Sie zeigt eine hohe Problemwahrnehmung, aber auch die Grenzen der Akzeptanz bei Maßnahmen, die das Reisebudget betreffen.

Der jährliche Trendreport „Unpack ’26: The Trends in Travel“ der Expedia Group wurde veröffentlicht. Die Studie, die auf internen Daten und einer weltweiten Befragung von 24.000 Reisenden basiert, liefert Einblicke in das künftige Reiseverhalten und identifiziert relevante Trends.

Erstmals seit 20 Jahren ist der Reisepass der Vereinigten Staaten nicht mehr unter den zehn mächtigsten Pässen der Welt. Im aktuellen Henley Passport Index fällt der US-Pass auf den 12. Platz und teilt sich diesen mit Malaysia.

Nach mehr als viereinhalb Jahren sind die Sanierungsarbeiten im Innenhof des berühmten Dresdner Zwingers offiziell beendet. Damit steht das bedeutende barocke Gartenensemble Besuchern wieder als Ganzes offen. 

Die Stadt Palma de Mallorca verschärft die Regeln für den Tourismus. Die Verwaltung der größten Stadt auf Mallorca plant ein umfassendes Verbot für neue Ferienwohnungen sowie für neue Hostels.

Eine TUI-Studie beleuchtet die Rolle der pflanzlichen Ernährung bei der Urlaubsplanung von Vegetariern und Veganern in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen, dass das kulinarische Angebot für diese Zielgruppe einen besonders hohen Stellenwert einnimmt.

Nur 45 Autominuten von der Hauptstadt entfernt entsteht ein neues, nachhaltiges Ferienresort im skandinavischen Stil. Die 45 Ferienimmobilien bieten Wohnflächen zwischen 75 und 98 Quadratmetern. Die Nähe zu Berlin und die Erreichbarkeit des Flughafens BER sollen Touristen locken.

Die Deutschen träumen von Reisen, die große Erlebnisse und Tiefgang versprechen, zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Reiseträume“ von HolidayCheck. Obwohl es um absolute Sehnsuchtsziele – losgelöst von Budget, Zeit oder Sicherheitsaspekten – ging, landet überraschenderweise das eigene Land auf dem ersten Platz der Bucket List.

Die österreichische Tourismusbranche blickt mit verhaltenem Optimismus auf die kommende Wintersaison 2025/26. Trotz eines weiterhin herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds zeigt eine aktuelle Studie ein stabiles Nachfrageniveau.

Der Deutsche Reiseverband blickt optimistisch auf die kommende Wintersaison 2025/26. Fernreisen und Kreuzfahrten erleben derzeit einen signifikanten Zuwachs. Insgesamt liegt das Umsatzwachstum für den Winter nach Buchungsstand Ende August bei neun Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.