Lufthansa-Großaktionär Thiele signalisiert Zustimmung zu Rettungspaket

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Unmittelbar vor der wichtigen Hauptversammlung der Lufthansa hat der Großaktionär Heinz Hermann Thiele Zustimmung zu dem milliardenschweren Rettungspaket für die Fluggesellschaft signalisiert. Damit stünde einem damit verbundenen Einstieg des Staates bei der Lufthansa nichts mehr im Wege. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» zitierte Thiele mit den Worten: «Ich werde für die Beschlussvorlage stimmen.» Er stimme gegen die Insolvenz, denn: «Es liegt im Interesse aller Lufthansa-Mitarbeiter, dass das Management zügige Verhandlungen mit den Gewerkschaften über die nötige Restrukturierung führen kann.»

Auf der außerordentlichen Hauptversammlung entscheiden die Aktionäre am Donnerstag über eine Kapitalbeteiligung des Bundes und damit auch über das damit verbundene Rettungspaket von 9 Milliarden Euro. Der Milliardär und Industrielle Thiele könnte allein mit seinen Anteilen von 15,52 Prozent den Staatseinstieg blockieren. Grund ist die bereits feststehende geringe Beteiligung von weniger als 38 Prozent der Stimmrechte, die Thiele an diesem Schicksalstag der Lufthansa eine Sperrminorität verschafft. Lufthansa hat für den Fall des Scheiterns den Aktionären angekündigt, möglichst schnell ein Schutzschirmverfahren zu beantragen, das ist eine Variante eines Insolvenzverfahrens.

Die Lufthansa soll aber auch einen Alternativplan in der Schublade haben für den Fall, dass das staatliche Rettungspaket durchfällt. Auf diese Weise könnte die Bundesregierung auch ohne Zustimmung der übrigen Anteilseigner zu der vorgesehenen Aktienbeteiligung von 20 Prozent kommen, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch aus Unternehmenskreisen.

Sollte es zu einer Blockade kommen, könnte die Lufthansa dem Bund auch ohne Zustimmung der Aktionäre einen Anteil von etwa zehn Prozent aus bereits genehmigtem Kapital verschaffen. Weitere zehn Prozent würde der Staat demnach im Zuge von einer oder zwei regulären Kapitalerhöhungen erwerben, an der sich auch die anderen Aktionäre beteiligen könnten. Ein Lufthansa-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu diesem Szenario ab. Offen blieb auch, ob die Bundesregierung den höheren Preis für das Aktienpaket akzeptieren würde.

Eine Einigung zu möglichen Sparbeiträgen des Personals steht derweil weiterhin aus. Bis Mittwochnachmittag gab es keine gemeinsam unterschriebene Erklärung des Unternehmens sowie der beteiligten Gewerkschaften Ufo für die Flugbegleiter und Vereinigung Cockpit für die Piloten, erklärten Sprecher in Frankfurt. Für das Bodenpersonal will Verdi ohnehin erst am Freitag weiter verhandeln.

Bei den Personalbeiträgen hatte die Kabinengewerkschaft Ufo von einem guten Verhandlungsstand berichtet, der noch schriftlich fixiert werden müsse. Ziel der Gewerkschaft ist ein Beschäftigungsschutz über vier Jahre. Um Personalkosten abzubauen, wurde über Abfindungen, Vorruhestand und kollektive Einsparungen bei den Flugbegleitern gesprochen. Ufo-Geschäftsführer Nicoley Baublies bezifferte den angebotenen Sparbeitrag der Flugbegleiter auf rund 700 Millionen Euro innerhalb von vier Jahren.

Die Vereinigung Cockpit (VC) hatte nach eigenen Angaben zunächst 350 Millionen Euro Sparbeitrag angeboten. Inzwischen gehe es um ein Krisenpaket in einer Gesamthöhe von 850 Millionen Euro bis Juni 2022, erklärte sie am Dienstag. Bisher sei aber kein akzeptabler Schutz der Arbeitsplätze zugesichert worden. VC-Präsident Markus Wahl appellierte noch einmal an die Aktionäre, dem Rettungspaket zuzustimmen. Er sagte: «Die Ablehnung des Rettungspakets würde die Marktstellung der Lufthansa dauerhaft schädigen und ein Überleben des Unternehmens gefährden.»

Der von der Corona-Krise hart getroffene Konzern hat wegen der dauerhaft geringeren Nachfrage den weltweiten Personalüberhang auf 22 000 Stellen beziffert. Davon entfallen rund 11 000 Stellen auf Deutschland. Bei den Verhandlungen sollen nun Maßnahmen vereinbart werden, um möglichst viele Mitarbeiter an Bord zu halten. Das sind zum Beispiel ausgeweitete Teilzeitmodelle sowie der Verzicht auf Gehaltssteigerungen und Zulagen.

Heinz Hermann Thiele: Unternehmer «bis zum letzten Atemzug»

Als 28-Jähriger fing der Mainzer nach seinem Jurastudium 1969 bei dem Münchner Mittelständler Knorr-Bremse an, als Sachbearbeiter in der Patentabteilung. 1979 wurde er Vertriebschef, 1985 übernahm er die Firma. Der damalige Firmenerbe wollte alles verkaufen und sich nur noch der Religion widmen, die Geschäfte liefen schlecht, «hier stimmte gar nichts», erklärte Thiele später in einer Firmenschrift. Als sich kein Käufer fand, sicherte sich Thiele die angeschlagene Firma auf Pump: «Ich habe aus der Not eine Tugend gemacht.»

Den Rat einer Unternehmensberatung, das Bremsengeschäft abzustoßen und sich auf Industriepneumatik zu spezialisieren, schlug er in den Wind und tat das Gegenteil. Aus dem Sanierungsfall Knorr-Bremse machte er so einen profitablen Weltmarktführer für Zug- und Lkw-Bremsen mit mehr als sechs Milliarden Euro Umsatz.

Mit 75 Jahren legte Thiele den Aufsichtsratsvorsitz nieder, mit 79 kehrt er jetzt wieder in das Gremium zurück. «Er ist der klassische Patriarch. Noch nie ist eine Entscheidung ohne ihn gefallen», heißt es aus Unternehmenskreisen. Seine Tochter Julia ist ebenfalls im Aufsichtsrat, die beiden halten über die KB-Holding etwa 65 Prozent der Aktien an dem M-Dax-Konzern. Sein Sohn Henrik leitete das Asiengeschäft und sollte 2015 eigentlich die Bahnsparte übernehmen - schied dann aber aus persönlichen Gründen komplett aus.

Als das «Manager Magazin» Thiele in seine «Business Hall of Fame» aufnahm und als «hervorragenden Unternehmer und Antreiber» würdigte, war die Auszeichnung Knorr-Bremse im Geschäftsbericht 2017 ganz vorne die erste Doppelseite wert. Thiele sagte dem Magazin: «Ich bin Unternehmer und werde bis zum letzten Atemzug unternehmerisch tätig sein.»

Die Rezession nach der Finanzkrise 2008 nutzte sein Unternehmen zu Übernahmen und zur Expansion in Asien. Er selbst stieg 2011 privat bei dem Schienenausrüster Vossloh ein und sicherte sich nach einem Machtkampf mit der Gründerfamilie 50 Prozent.

Als Knorr-Bremse 2017 ein kleines Werk in Berlin schloss, griff ihn der IG-Metall-Bezirkschef als asozialen «Steinzeitkapitalisten» an, der Arbeitsplätze vernichte aus bloßer Gier. Einen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft hat der Konzern bis heute nicht. Auf der anderen Seite ist Thiele Ehrenbürger von Aldersbach in Niederbayern und Kecskemét in Ungarn, wo er neue Werke und Arbeitsplätze schuf.

(dpa)


 

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