«Maulkorb»: Drastische Corona-Maßnahmen auf Balearen in Kraft

| Tourismus Tourismus

Trotz heftiger Proteste von Gastronomen und anderen Unternehmern sind auf den spanischen Urlaubsinseln Mallorca und Ibiza die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie drastisch verschärft worden. Seit Mittwoch müssen dort unter anderem alle Restaurants, Bars, Cafés und Fitnessstudios zunächst für zwei Wochen schließen.

Zudem sind auch private Treffen von Menschen, die nicht im selben Haushalt leben, sowohl zu Hause als auch in der Öffentlichkeit verboten. Diese und weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens hatte die Regierung der Balearen am Montagabend wegen der anziehenden Infektionszahlen beschlossen.

Die Balearen hatten die Pandemie lange Zeit relativ gut im Griff. Seit Dezember wird die Lage aber immer besorgniserregender. Zeitweise hatten die Inseln die höchsten Zahlen ganz Spaniens. Die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen lag am Mittwoch nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Madrid bei gut 304. Das ist fast so hoch wie in dem in Deutschland besonders betroffenen Bundesland Thüringen und wesentlich höher als im Durchschnitt Spaniens, wo dieser Wert bei knapp 254 lag. Die Lage in den Krankenhäusern ist entsprechend prekär.

Nach 640 Neuinfektionen binnen 24 Stunden näherte sich die Region mit knapp 1,2 Millionen Einwohnern am Dienstag der Marke von insgesamt 42 000 Ansteckungen. Die Zahl der Menschen, die mit Covid-19 sterben, kletterte um 7 auf insgesamt 498.

Die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen lag am Mittwoch nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Madrid bei gut 304. Das ist fast so hoch wie in dem in Deutschland besonders betroffenen Bundesland Thüringen und wesentlich höher als im Durchschnitt Spaniens, wo dieser Wert bei knapp 254 lag. Die Lage in den Krankenhäusern ist entsprechend prekär.

Die Verschärfung der Maßnahmen gilt gemäß Dekret vorerst bis zum 30. Januar. Nach zwei Wochen will die Regionalregierung sie auf den Prüfstand stellen. Der Hoffnung, es könnte dann wieder eine Lockerung geben, erteilte die balearische Gesundheitsministerin Patricia Gómez eine klare Absage. Zwei Wochen reichten normalerweise nicht aus, um die Lage zu verbessern, warnte sie.

Es stünden noch «sehr schwere Wochen bevor», sagte Gómez. Inzwischen sei die Lage auf Ibiza noch schlimmer als auf Mallorca, betonte sie. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen 14 Tagen liege dort bereits bei 763. Auf Mallorca lag diese sogenannte 14-Tage-Inzidenz zuletzt bei 624.

Nach 674 Neuinfektionen binnen 24 Stunden kam die Region mit knapp 1,2 Millionen Einwohnern am Mittwoch auf insgesamt 42 580 bestätigte Ansteckungen. Die Zahl der Menschen, die mit Covid-19 starben, übertraf die 500er-Marke (503).

Trotz dieser Zahlen und eines Demonstrationsverbots wegen der großen Ansteckungsgefahr gingen auf Mallorca am Dienstag nach Medienschätzungen 4000 bis 5000 Menschen auf die Straßen, um gegen die Verschärfung der Maßnahmen zu protestieren. Es waren vor allem Vertreter der Gastronomiebranche, die mit ihrem Motto «Si el pueblo no trabaja, tú no cobras»" (Wenn das Volk nicht arbeitet, bekommst du kein Gehalt) eine Warnung an Armengol richteten.

«Última Hora» sprach mit der verzweifelten Kundgebungsteilnehmerin Mercedes Rando. «Ich kann einfach nicht mehr», sagte dem Blatt die Betreiberin eines Cafés in der Mallorca-Hauptstadt Palma. Ihre Familie lebe von den letzten Ersparnissen und habe bei Anhalten der schlimmen Situation bald nichts mehr zu essen, sagte sie.

Vor allem auf Mallorca und der bei Deutschen besonders beliebten Partymeile des «Ballermann», aber auch auf den anderen Balearen-Inseln Ibiza, Menorca und Formentera berichten Hilfsorganisationen von einer drastischen Zunahme der Arbeitslosigkeit und der Armut. Der Tourismus trägt 35 Prozent des Regionaleinkommens bei.

Nicht nur bei den Gastronomen löste die Regionalregierung großen Unmut aus. Die «Mallorca-Zeitung» schrieb in einem Kommentar, die immer neuen und wechselnden Auflagen seien immer schwerer nachzuvollziehen. Der konservative Oppositionsführer Biel Company sagte am Mittwoch in einem Radiointerview, die Menschen seien verzweifelt. Der von seiner Volkspartei (PP) geforderte 400-Millionen-Euro-Hilfsplan sei dringend nötig. Die Bürger der Balearen würden sonst «weder Gesundheit noch Wirtschaft haben». (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Berlin hat im laufenden Jahr bisher weniger Besucherinnen und Besucher angezogen als in den Vorjahren. Knapp 9,2 Millionen Gäste besuchten in den ersten neun Monaten 2025 die Hauptstadt.

​​​​​​​Tripadvisor hat seine Finanzergebnisse für das dritte Quartal 2025 bekannt gegeben und gleichzeitig eine tiefgreifende Umstrukturierung eingeleitet. Diese Neuausrichtung soll das Unternehmen als einen durch Erlebnisse geführten und KI-fähigen Konzern positionieren. Als Folge der strategischen Verschiebung wird ein Personalabbau vorgenommen.

Die Europäische Union hat einen entscheidenden Schritt zur Harmonisierung der Emissionsberechnung im Transportwesen vollzogen. Nach langjährigem Prozess wurde eine politische Einigung erzielt. Diese schafft einen gemeinsamen Rahmen und legt eine einheitliche Methode zur Berechnung von Treibhausgasemissionen im Güter- und Personenverkehr fest.

Mehrere Millionen Menschen reisen jedes Jahr in ein kleines südbadisches Dorf, um den Europa-Park zu besuchen. Eine Schweizer Familie knackt eine besondere Marke - und bekommt Geschenke.

Sommer, Sonne, volle Strände – so stellen sich viele den Urlaub in Schleswig-Holstein vor. Doch auch im Winter zieht Deutschlands nördlichstes Bundesland zahlreiche Besucher an. Besonders der Dezember gilt als kleine Hochsaison.

Walfleisch und unversteuerte Zigaretten finden Beamte in Kiel und Hamburg immer wieder im Reisegepäck: Besonders während der Kreuzfahrt-Saison sind die Beamten von Zoll und Bundespolizei gefordert.

Die niedersächsische Tourismusbranche steht durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass fast 80 Prozent der Betriebe bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vor allem an den Kosten scheitern.

Thüringens Tourismusbranche hat im vergangenen Jahr mehr Umsatz erwirtschaftet. Tagesausflüge sorgen für fast die Hälfte. Wie viel geben Besucher im Schnitt aus – und wer profitiert am meisten?

Die Nachfrage nach Outdoor-Aktivitäten in deutschen Urlaubsregionen ist auch in den Herbst- und Wintermonaten groß. Eine aktuelle Analyse zeigt, welche Regionen dabei am beliebtesten sind und welche Aktivitäten im Fokus stehen.

Die klassischen Kennzahlen zur Messung des touristischen Erfolgs, wie Ankünfte und Übernachtungen, reichen nicht mehr aus, um die Entwicklung einer Destination ganzheitlich zu beurteilen. Zu diesem Schluss kamen Fachleute aus Tourismus und Wissenschaft beim dritten Jahresdialog des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) in Kempten.