Neue Realität, neue Ansprüche: So wird sich das Buchungsverhalten von Reisenden ändern

| Tourismus Tourismus

Für die Reisebranche mit einem weltweiten Umsatz von 9,3 Billion US-Dollar pro Jahr ist die COVID-19-Pandemie ein schwerer Schlag. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie von Wakefield deutet die Stimmung unter Reisenden während dieser Zeiten der Unsicherheit jedoch auf eine allmähliche Normalisierung hin.

Weltweit gaben drei von fünf Reisenden an, innerhalb von sechs Monaten nach Aufhebung der Reisebeschränkungen in ihrem Markt eine Reise buchen zu wollen. 30 Prozent aller Befragten sagten, sie bevorzugten Inlandsreisen. Zudem wollen zwei Drittel aller Reisenden mindestens ebenso oft verreisen wie bisher, wenn nicht gar häufiger. 

In Spanien ist die Tendenz zu Inlandsreisen besonders ausgeprägt (42 Prozent), während sich Soloreisen in Frankreich immer größerer Beliebtheit erfreuen (25 Prozent). Deutsche (18 Prozent) und Briten (14 Prozent) hingegen planen mehr Auslandsreisen als andere Nationen. 

Millennials und Generation Z zeigen geschärftes Umweltbewusstsein

Rund um den Globus äußerten Reisende der Generation Z sowie Millennials den starken Wunsch, zu verreisen. In jenen beiden Altersgruppen haben zwei von drei Befragten vor, innerhalb der ersten sechs Monate nach der Pandemie wieder zu reisen. Im Gegensatz dazu zeigen sich Babyboomer und die sogenannte stille Generation (vor 1945 geboren) zurzeit weniger reisefreudig: Mindestens 50 Prozent wollen mit dem Buchen der nächsten Reise mindestens sechs Monate warten. 

Auch interessieren sich Millennials sowie die Generation Z mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit für eine Städtereise als andere Altersgruppen. Außerdem fällt auf, dass jene jungen Urlauber im Alter unter 40 Jahren sich bei der Wahl ihrer künftigen Urlaube mehr um die Umweltbelastung durch das Reisen sorgen, was sich möglicherweise auf die COVID-19-Folgen zurückführen lässt. Hoteliers – insbesondere jene im städtischen Raum – sollten diese Erwartungen der jüngeren Generation bei der Ausarbeitung ihrer Strategie zum Ankurbeln ihres Geschäfts berücksichtigen.

Ein reibungsloses digitales Erlebnis

Es überrascht nicht, dass COVID-19 dem elektronischen Handel enorm Auftrieb verliehen hat. Eine kürzlich durchgeführte Studie zeigt, dass die Pandemie die Verlagerung weg von Ladengeschäften und hin zu digitalem Shopping (E-Commerce) um etwa vier bis sechs Jahre vorangetrieben hat. Aller Voraussicht nach wird sich dieser Trend weiter fortsetzen. Die Wakefield-Studie hat unter angehenden Reisenden ein ähnliches Kaufverhalten identifiziert: Mehr als 70 Prozent aller Befragten buchen ihre erste Reise am liebsten indirekt, und mehr als 50 Prozent geben an, am liebsten über Drittseiten zu buchen. 

Die Hauptgründe hierfür sind, dass der Vergleich verschiedener Reiseprodukte an ein und demselben Ort und das Bezahlen für Reservierungen mit nur wenigen Klicks (über elektronische Geldbörsen) besonders bequem sind. Gäste, die für ihre Hotelbuchungen vorzugsweise über Reisewebsite-Drittanbieter bezahlen, nennen als Hauptfaktoren für ihre Entscheidung, dass sie dadurch „im Falle einer Streitigkeit ihr Geld zurück erhalten“ und dass sie der Ansicht sind, dass „Transaktionen über Reisewebsite-Drittanbieter sicherer“ sind. 

Kontaktlose Services stark im Kommen 

Seit dem Beginn der Pandemie prägt es sich im allgemeinen Bewusstsein immer stärker ein, dass das Einhalten von Abstandsregeln auf wirksame Art die Ausbreitung von COVID-19 eindämmt. Das Hotel- und Gastgewerbe gilt jedoch gemeinhin als „Gewerbe mit Menschenkontakt“, weshalb die Umsetzung strenger Abstandsregeln zunächst alles andere als intuitiv war.

Die Wakefield-Studie hat jedoch klar gezeigt, dass knapp 70 Prozent aller Reisenden einen effizienten Check-in mit minimalem Mitarbeiterkontakt vorziehen. Zudem gaben Reisende an, dass eine klare Beschreibung der Zimmerausstattung, Annehmlichkeiten und des gastronomischen Angebots mit Möglichkeit zur Einhaltung von Abstandsregeln sich ebenfalls stark auf ihre Entscheidung auswirkt.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Berlin hat im laufenden Jahr bisher weniger Besucherinnen und Besucher angezogen als in den Vorjahren. Knapp 9,2 Millionen Gäste besuchten in den ersten neun Monaten 2025 die Hauptstadt.

​​​​​​​Tripadvisor hat seine Finanzergebnisse für das dritte Quartal 2025 bekannt gegeben und gleichzeitig eine tiefgreifende Umstrukturierung eingeleitet. Diese Neuausrichtung soll das Unternehmen als einen durch Erlebnisse geführten und KI-fähigen Konzern positionieren. Als Folge der strategischen Verschiebung wird ein Personalabbau vorgenommen.

Die Europäische Union hat einen entscheidenden Schritt zur Harmonisierung der Emissionsberechnung im Transportwesen vollzogen. Nach langjährigem Prozess wurde eine politische Einigung erzielt. Diese schafft einen gemeinsamen Rahmen und legt eine einheitliche Methode zur Berechnung von Treibhausgasemissionen im Güter- und Personenverkehr fest.

Mehrere Millionen Menschen reisen jedes Jahr in ein kleines südbadisches Dorf, um den Europa-Park zu besuchen. Eine Schweizer Familie knackt eine besondere Marke - und bekommt Geschenke.

Sommer, Sonne, volle Strände – so stellen sich viele den Urlaub in Schleswig-Holstein vor. Doch auch im Winter zieht Deutschlands nördlichstes Bundesland zahlreiche Besucher an. Besonders der Dezember gilt als kleine Hochsaison.

Walfleisch und unversteuerte Zigaretten finden Beamte in Kiel und Hamburg immer wieder im Reisegepäck: Besonders während der Kreuzfahrt-Saison sind die Beamten von Zoll und Bundespolizei gefordert.

Die niedersächsische Tourismusbranche steht durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass fast 80 Prozent der Betriebe bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vor allem an den Kosten scheitern.

Thüringens Tourismusbranche hat im vergangenen Jahr mehr Umsatz erwirtschaftet. Tagesausflüge sorgen für fast die Hälfte. Wie viel geben Besucher im Schnitt aus – und wer profitiert am meisten?

Die Nachfrage nach Outdoor-Aktivitäten in deutschen Urlaubsregionen ist auch in den Herbst- und Wintermonaten groß. Eine aktuelle Analyse zeigt, welche Regionen dabei am beliebtesten sind und welche Aktivitäten im Fokus stehen.

Die klassischen Kennzahlen zur Messung des touristischen Erfolgs, wie Ankünfte und Übernachtungen, reichen nicht mehr aus, um die Entwicklung einer Destination ganzheitlich zu beurteilen. Zu diesem Schluss kamen Fachleute aus Tourismus und Wissenschaft beim dritten Jahresdialog des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) in Kempten.