Reisende „berühren“: Tourismus-Trendstudie fordert echte Gastfreundschaft

| Tourismus Tourismus

Die Zukunft gehört dem „Resonanz-Tourismus“, der Touristen und Anbietern neue Qualitäten eröffnet, sagt eine Studie des Frankfurter Zukunftsinstituts. Dafür sei eine Rückkehr zum touristischen Kernwert der „Gastfreundschaft“ notwendig, die Lebensqualität sichere. Tourismus sei an vielen Orten kein Glücksgarant mehr, sondern bloßer Stressfaktor.

Digitale Buchungsplattformen haben Abläufe im modernen Massentourismus verändert, nicht aber dessen Identität. „Die rein quantitative Maximierung ist für Touristiker und Touristen eine Sackgasse. Tourismus ist an vielen Orten kein Glücksgarant mehr, sondern bloßer Stressfaktor. Er schadet der Umwelt, belastet die Locals, stresst den Reisenden, überfordert die Angestellten und erhöht den Preisdruck auf Anbieter“, bilanziert Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts.
  
„Gastfreundschaft“ sichert Lebensqualität
 
 Sein Zukunftsinstitut hat in einer umfassenden Trendstudie unter dem Titel „Der neue Resonanz-Tourismus“ herausgearbeitet, wo die Zukunftsqualitäten des Tourismus liegen. Die Studie zeigt auf, dass der gesellschaftliche Wandel hin zu einer neuen „Wir-Kultur“ auch im Tourismus Resonanzerfahrungen fordert und fördert. Gatterer: „Die Menschen fragen immer mehr intensive Reiseerlebnisse und transformative Urlaubserfahrungen nach. Sie wollen auf Reisen 'berührt' werden und Lebensqualität erfahren. Dies erfordert eine neue Qualität des Tourismus, der den Blick nicht bloß auf digitale Daten, sondern auf menschliche Werte und Bedürfnisse richten muss.“ Dafür ist laut Studie eine Rückkehr zum touristischen Kernwert der „Gastfreundschaft“ nötig: Es geht um ein freundschaftliches Angebot von Lebensqualität und gelingenden Beziehungen.
  
Höhere Attraktivität für Fachkräfte
 
 Dies gilt auch für das Verhältnis zu den Mitarbeitern. Der massive Fachkräftemangel in der Branche ist angesichts fordernder Arbeitsbedingungen laut der Studie ebenfalls nur durch mehr Resonanz lösbar. Dazu Studienleiterin Verena Muntschick: „Resonanz ist eine Schlüsselstrategie zur Sicherung der Fachkräfte im Tourismus. Auch sie müssen 'Hospitality' erfahren. Wer Führung als Dienstleistung und seine Angestellten als Partner versteht, macht den Unterschied.“ Nicht nur auf einzelne Anbieter, sondern auf ganze Regionen warten durch eine neue Resonanz-Kultur neue Chancen. „Tourismus-Anbieter müssen Antworten auf die Frage entwickeln, welche Resonanzerfahrung sie und das gesamte regionale Ökosystem bieten können, in dem sich die Menschen rund um das jeweilige Angebot bewegen“, erläutert Muntschick. Besonders wichtig ist es, die Qualität der Reiseerfahrung als Ganzes im Blick zu haben. Wer schon bei der Buchung und Anreise positive Resonanzerfahrungen möglich macht, kann bei den Gästen besser punkten.
  
 

Junge Generation, neue Reisebedürfnisse
 
 Die 116 Seiten starke Trendstudie versammelt umfassendes Know-how für Theorie und Praxis eines neuen „Resonanz-Tourismus“ und zusätzliche hochkarätige Experten, darunter die Chefin der Österreich-Werbung Dr. Petra Stolba, Tourismus-Strategieberater Dr. Wolfgang Isenberg, Architekturexperte und Kunstwissenschafter Dr. Dr. Christoph Metzger, HotellerieSuisse-Geschäftsleitungsmitglied Dr. Ueli Schneider, Innovations- und Designexperte Daniel Huber, SV Hotel-Direktor Beat Kuhn, Fineway-Gründer Martin Feigelbinder und Betriebswirtschafts-Professor Dr. Christian Buer. Dieser erläutert in der Trendstudie, warum bodengebundenes Reisen im Trend liegt und wie massentouristische Konzepte im Zeitalter der „Fridays for Future“-Generation aussehen.

4 Schritte zum Resonanz-Tourismus

Am Weg zum neuen Resonanz-Tourismus sind touristische Akteure gefordert, nicht mehr nur in Produkten, Angeboten und Verkäufen, sondern in Resonanzen zu denken. Welche Konsequenzen dies hat, erläutert die Trendstudie in vier Schritten:

1. Angebot neu denken
Resonanz als transformative Erfahrung ist das Grundbedürfnis des Menschen in einer wir-kulturellen Gesellschaft. Dieses Verständnis eröffnet der Tourismusbranche neue Handlungs- und Wertschöpfungsmöglichkeiten.

2. Destinationen neu denken
Kooperationen und Fluid Spaces bilden die gestalterische Grundlage für das Ökosystem eines Resonanz-Tourismus. Tourismus-Anbieter müssen Antworten auf die Frage entwickeln, welche Resonanzerfahrung sie und das gesamte (regionale) Ökosystem bieten können, in dem sich die Menschen rund um das jeweilige Angebot bewegen.

3. Fachkräftesicherung neu denken
Resonanz ist eine Schlüsselstrategie auch zur Sicherung der Fachkräfte im Tourismus. Mitarbeiter können Resonanz vor allem dann erfahren, wenn Hospitality im Kern der Unternehmenskultur steht. Wer Führung als Dienstleistung und seine Angestellten als Partner versteht, macht den Resonanz-Unterschied.

4. Logistik neu denken
Die „Seamless Journey“ definiert sich über die Qualität der Reiseerfahrung als Ganzes, nicht bloß über die Technologie. Die Urlaubserfahrung fängt bereits bei der Buchung und der Anreise an. Wer schon dabei Resonanzerfahrungen möglich macht, gibt auf die Wünsche der Menschen nach einem Reisen im Grundmodus der Resonanz die richtige Antwort.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Nachfrage nach Outdoor-Aktivitäten in deutschen Urlaubsregionen ist auch in den Herbst- und Wintermonaten groß. Eine aktuelle Analyse zeigt, welche Regionen dabei am beliebtesten sind und welche Aktivitäten im Fokus stehen.

Die klassischen Kennzahlen zur Messung des touristischen Erfolgs, wie Ankünfte und Übernachtungen, reichen nicht mehr aus, um die Entwicklung einer Destination ganzheitlich zu beurteilen. Zu diesem Schluss kamen Fachleute aus Tourismus und Wissenschaft beim dritten Jahresdialog des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) in Kempten.

Der Einzelhändler Tchibo ist mit dem Angebot „Tchibo Travel“ in das Reisesegment zurückgekehrt. Über die Plattform tchibo-travel.de können Kundinnen und Kunden ab sofort Urlaubsangebote buchen, die Vorteile umfassen.

Der europäische Ski-Preisindex von Holidu liefert Wintersportfans einen Überblick über die Gesamtkosten in der Saison 2025/26. Die Analyse berücksichtigt Skigebiete in Europa mit mehr als 20 Pistenkilometern und kombiniert die Tagespreise für Skipässe mit den Unterkunftskosten.

Mallorca gilt seit Jahrzehnten als das beliebteste Reiseziel der Deutschen im Ausland. Doch das Bild bekommt plötzlich Risse. Die Sonnen-Insel verliert für viele im kühlen Norden an Glanz. Warum?

Der Touristikkonzern streicht Angebote wie Delfinschwimmen und Ausflüge zu Parks, in denen Meeressäuger Kunststücke vorführen, aus seinen Ausflugsprogrammen. Was dahintersteckt.

Die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt lädt Investoren zu einer exklusiven Reise ein, um die touristischen Entwicklungsstandorte des Landes kennenzulernen. Vom 24. bis 26. November 2025 erleben die Teilnehmenden, welche Potenziale Sachsen-Anhalt zwischen Welterbekultur, Naturerlebnissen und moderner Infrastruktur zu bieten hat. Jetzt mehr erfahren und teilnehmen.

Der neue Reisetrendreport von Marriott Bonvoy liefert Einblicke in die Planungen deutscher Urlauber für 2026: Die Nachfrage nach gezieltem Luxus, Urlaub im eigenen Land und interessenbasierten Reisen steigt. Zudem etabliert sich Künstliche Intelligenz als fester Bestandteil der Urlaubsplanung.

Der deutsche Campingsektor verzeichnete im Sommer 2025 einen neuen Übernachtungsrekord. Eine Analyse liefert detaillierte Zahlen zum Wachstum bei Inlands- und Auslandstouristen sowie zu den stärksten Regionen.

Eine Datenanalyse von HolidayCheck beleuchtet die Reisepräferenzen der sogenannten Silver Traveller. Die über 50-Jährigen sichern sich ihren Urlaub deutlich länger im Voraus, verreisen ausgedehnter und nutzen ihre zeitliche Flexibilität für antizyklische Buchungen.