Auf die Urlaubsrückkehrer aus Mallorca und anderen ausländischen Feriengebieten wartet am Dienstag bereits die (Bundes-)Polizei: Direkt am Gate wurden ankommende Reisende bei der Ankunft etwa am Frankfurter Flughafen kontrolliert und mussten vor dem Gang zum Gepäckband einen negativen Corona-Test nachweisen. «Jeder Passagier muss nachweisen, dass er einen Corona-Test gemacht hat, der nicht älter ist als 48 Stunden» sagt Reza Ahmari, Sprecher der Bundespolizei am Frankfurter Flughafen. Mehr als 100 Flüge aus dem Schengen-Raum würden kontrolliert. «Bisher lief alles reibungslos und alle Passagiere, die wir kontrolliert haben, hatten auch den erforderlichen Test.»
Bei Reisenden, die aus Drittstaaten außerhalb der EU ankommen und die Passkontrolle passieren müssen, hatte die Bundespolizei schon vorher geprüft, ob Reisende einen negativen Corona-Test vorweisen konnten. Die Sonderkontrollen seien derzeit noch gut zu leisten - auch wegen des deutlich geringeren Flugaufkommens.
Da die Einführung der Testpflicht um einige Tage verschoben worden war, hatten Fluglinien und Reiseveranstalter nach Einschätzung der Bundespolizei ausreichend Zeit, sich auf die neuen Regeln vorzubereiten. «Es war ein bisschen eng, aber am Ende ging alles gut», sagte ein Mallorca-Rückkehrer am Frankfurter Flughafen, der sich in einem Krankenhaus auf der Urlauberinsel hatte testen lassen. «Am Flughafen waren alle Termine schon auf Tage ausgebucht.»
Schon vor dem Abflug auf Palma hatte sich am gezeigt: Urlaub auf Mallorca ist trotz der relativ geringen Infektionszahlen auf der spanischen Insel nicht völlig risikofrei: Zwei Besucher aus Deutschland wurden schon vor der am Dienstag in Kraft getretenen generellen Testpflicht für alle Flugreisen nach Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet - und dürfen deshalb vorerst weder an den Strand noch zurück in die Heimat. Die beiden seien am Montag in einem der eigens dafür eingerichteten Hotels in Palma in Quarantäne gesetzt worden, sagte eine Sprecherin der regionalen Gesundheitsbehörden der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. Weitere Informationen wurden vorerst nicht bekannt.
Die Testpflicht startete derweil auf Mallorca weitgehend reibungslos. 25 Flüge nach Deutschland standen nach amtlichen Informationen immerhin auf dem Programm. Vor dem neuen Airport-Testzentrum, das ziemlich unscheinbar im Abflugbereich liegt und seit voriger Woche in Betrieb ist, bildete sich vormittags trotzdem nur eine kleine Warteschlange. Maximal standen dort zirka zehn Rückkehrer an. Da die Internetseite des Anbieters Eurofins Megalab angesichts des großen Andrangs in den Tagen zuvor zusammengebrochen war, war am ersten Tag am Airport Chaos befürchtet worden.
Es ging aber zügig voran. Unter anderem wohl auch deshalb, weil einige Urlauber sich vor dem Abflugtag in Privatkliniken hatten testen lassen. «Mit dem Termin hat alles problemlos geklappt», sagt ein junges Pärchen. Die Hobby-Sportler waren eine Woche zum Laufen und Radfahren auf der Insel. Der Flug geht am Abend, bis dahin muss das negative Ergebnis vorliegen. «Ich muss morgen wieder arbeiten. Eine Quarantäne wäre nicht so gut», räumte der junge Mann ein.
Einige hatten mehr Stress. Ein älterer Herr, hektisch im pinken Hemd unterwegs, sagte der dpa leicht genervt: «Jetzt haben sie mir das Testergebnis auf Spanisch ausgedruckt und die Fluggesellschaft akzeptiert es nicht.» Seine Frau erzählt, das Ergebnis hätte eigentlich am Montag vorliegen müssen, denn das Paar hatte sich schon am Tag vor dem Abflug testen lassen. «Doch wir haben es nicht geschafft, das Resultat aufs Handy zu bekommen.» Es seien «wohl leichte Anlaufschwierigkeiten». «Wir hatten sonst noch nie so einen schönen Mallorca-Urlaub. Angst vor einer Ansteckung haben wir eher jetzt, wo es zurück nach Deutschland geht.»
Ein Urlauberpaar, das am Dienstagnachmittag in Frankfurt sein Corona-Testergebnis den wartenden Bundespolizisten reicht und zur Ausweiskontrolle kurz die Maske lüftet, sieht es ähnlich, schwärmt von leeren Stränden, Ruhe und Entspannung: «So haben wir Mallorca noch nie kennengelernt - und wahrscheinlich werden wir es auch nicht mehr so erleben.» Die niedrigen Infektionswerte auf der Ferieninsel hätten schon für ein Gefühl der Beruhigung gesorgt. «Aber mir graut vor dem Gang in den Supermarkt vor den Feiertagen. Das macht mir mehr Angst als mit all den negativ getesteten Menschen im Flieger zu sitzen.»
Deutschland hatte die Reisewarnung für die Lieblingsinsel der Deutschen Mitte März aufgehoben, nachdem die Zahl der Neuinfektionen dort unter 50 pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen gesunken war. Seitdem waren Mallorca-Urlauber bei Rückkehr von Quarantäne und bis Dienstag auch von der Testpflicht befreit. Das hatte vor den Osterferien einen Buchungsboom ausgelöst. Vor dem Hintergrund der angespannten Corona-Lage in Deutschland führte Berlin aber die neue Testpflicht ein, der sich einreisende Flugpassagiere vor Abflug unterziehen müssen. Ausgenommen sind nur die Crews und Kinder bis fünf Jahre.
Trotz der Warnungen der Bundesregierung flogen an den vergangenen Tagen Tausende Urlauber nach Mallorca. Nach Branchenschätzungen werden bis Ostermontag rund 40 000 Besucher aus Deutschland «Malle» aufsuchen. Allein am Wochenende waren in Palma 129 Flieger aus Deutschland gelandet. Der Strom reißt nicht ab: Nach Angaben des spanischen Flughafenbetreibers Aena wurden am Dienstag auf der Insel 27 weitere Flüge aus München, Hamburg, Stuttgart, Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Leipzig, Hannover und Köln/Bonn erwartet.
Die Balearen hatten zuletzt knapp 37 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. Dieser Wert liegt in Deutschland bei 135. Anders als in Deutschland dürfen die Gastronomiebetriebe auf Mallorca draußen bis 17 Uhr Gäste empfangen. Und die Sonne scheint nahezu ununterbrochen auf den Balearen. Ein Frankfurter war trotzdem selbst nach einem schnellen Test nicht zufrieden. «Eigentlich schalte ich mein Smartphone im Urlaub aus, um zu entspannen. Das ging diesmal nicht. Weder Reiseveranstalter noch Airline haben mir Bescheid gegeben. Ich habe zwei Tage damit verbracht, um zu suchen, wo ich mich testen lassen kann.»
«Wir informieren alle unsere Passagiere per Anruf, Email oder SMS, dass sie beim Abflug ein negatives Testergebnis mit sich führen müssen», sagt dagegen Condor-Sprecherin Magdalena Hauer. «Heute konnten wir alle Passagiere, die auf unseren Flügen gebucht waren, befördern - sie hatten alle ein negatives Testergebnis.» (dpa)