Tourismus kein Pandemietreiber

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Tourismus in Pandemiezeiten ist möglich und für Gäste wie Gastgeber sicher machbar – wenn auch mit deutlich erhöhtem Aufwand. Zudem entfaltet die aktive Teilnahme an Tests durch Einheimische, Angestellte von Betrieben und Touristen einen "protektiven Effekt" und verbessert die Gesamt-Infektionslage. Das ist das Fazit der wissenschaftlichen Begleitung der Tourismus-Modellprojekte Eckernförde und Ostsee-Schlei-Region, für die der Mediziner und Corona-Experte Prof. Dr. Stephan Ott sowie Tourismusminister Dr. Bernd Buchholz Bilanz zogen.

Laut Ott und Buchholz zeige die wissenschaftliche Auswertung der Daten beider Modellregionen deutlich, dass die touristischen Aktivitäten keine negativen Auswirkungen auf die lokale und regionale Inzidenzentwicklung hatten. Die 7-Tage-Inzidenzen, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern pro Woche, hätten sich über den Zeitraum des Modellprojekts – parallel zum Inzidenzverlauf in Kreis und Land – zurückentwickelt. Gegen Ende des Modellprojektes lagen die Inzidenzen mit 0 in der Stadt Eckernförde und 11,9 in der Schlei-Region deutlich unterhalb der Inzidenzwerte auf Kreis- und Landesebene.

"Das mutige Vorgehen der Stadt Eckernförde und der Schlei-Region mit ihren Tourismusverantwortlichen in Kappeln hat sich also ausgezahlt. Und frühzeitig die Weichen dafür gestellt, dass wir den Tourismus im gesamten Land inzwischen wieder problemlos hochfahren konnten – früher als die meisten anderen Bundesländer", sagte Buchholz. Die im Mai angelaufenen Modellprojekte in Nordfriesland, Büsum und der inneren Lübecker Bucht waren gestoppt worden, nachdem die Landesregierung am 17. Mai landesweit Lockerungen für die Gastronomie und das Beherbergungsgewerbe ermöglicht hatte.

Nach Angaben von Ott, Leiter des Fachbereichs Soziales, Arbeit und Gesundheit beim Kreis Rendsburg-Eckernförde und zugleich Professor an der Kieler Universität, wurden in Eckernförde und der Schlei-Region zwischen dem 19. April und dem 16. Mai insgesamt rund 83.000 Corona-Tests vorgenommen. Dabei wurden in den elf Eckernförder Test-Stationen bei 23.403 Antigen-Schnelltests fünf Einheimische und drei Tagesgäste positiv getestet – in sechs dieser Fälle wurde die Infektion durch einen PCR-Test bestätigt. Während der letzten Woche des Modellversuchs gab es in Eckernförde bereits keine einzige Neuinfektion mehr.

Bei den Getesteten in Eckernförde handelte es sich nach den Worten von Ott zu zehn Prozent (2.374) um Tagesgäste, zu 48 Prozent (11.155) um Übernachtungsgäste und zu 42 Prozent (9.874) um Einheimische. "Die Quote der positiv getesteten Personen innerhalb von vier Wochen belief sich auf 0,03 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Bürgertestung in Testzentren wird eine Quote von 0,3 Prozent erreicht. Und die positiven Fälle in der Modellregion Eckernförde waren unauffällig und gut nachzuverfolgen", so Ott. Bemerkenswert sei zudem gewesen, dass die Inzidenz von Eckernförde die Inzidenz des Kreises Rendsburg-Eckernförde schon eine Woche nach dem Projektstart nicht mehr überschritt.

Ähnlich positiv fiel das Ergebnis laut Ott und Buchholz in der Schlei-Region aus: Hier wurden in 24 Testzentren zwischen dem 21. April und dem 16. Mai 60.528 Antigen-Schnelltests vorgenommen. Durch fehlerhafte Antigen-Schnelltest-Chargen wurden zunächst 181 positive Ergebnisse gemeldet. Davon entfielen 171 auf Urlauberinnen und Urlauber, zehn auf Einheimische. Nach einem halben Tag des Bangens gab es dann aber Entwarnung: In nur sieben Fällen wurden die positiven Ergebnisse durch einen PCR-Test bestätigt. Hierbei handelte es sich um fünf Gäste und zwei Einheimische.

Ott: "Die Quote der positiven Tests lag also bei 0,01 Prozent und damit ebenfalls weit und deutlich unter dem Vergleichswert der Bürgertestungen von 0,3 Prozent. Es zeigt sich also, dass selbst bei einem Testrhythmus von 72 Stunden wie in der Schlei-Region kaum Infektionsausbrüche zu melden sind." Die Chargenfehler der Antigen-Schnelltests seien allerdings auffällig und schürten Zweifel an deren Zuverlässigkeit.

Nach den Worten von Buchholz bleibt festzuhalten, dass trotz der Öffnung des Tourismus keine überproportionalen Meldungen von Neuinfektionen zu verzeichnen gewesen seien und auch die Inzidenz des Kreises und der Modellregion stabil geblieben sei. "Das verdanken wir nicht nur unseren umsichtigen Gästen, sondern vor allem auch der guten Vorbereitung und der besonnenen Vorgehensweise aller Beteiligten", so der Minister.

Mit Blick auf die anderen Modellprojekte – neben Nordfriesland waren auch die Gemeinde Büsum und die innere Lübecker Bucht ausgewählt worden – äußerte Buchholz großes Verständnis dafür, dass diese Projekte nicht weiterverfolgt wurden: "Wegen der hohen Inzidenzen im April waren die Vorhaben verzögert erst Anfang Mai an den Start gegangen – und dann erfreulicherweise durch sinkende Infektionszahlen und erste Lockerungsschritte seitens der Landesregierung eingeholt worden."


 

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