TÜV zum Wintersport: Wie sicher sind Seilbahnen und Lifte?

| Tourismus Tourismus

Nach frühlingshaften Temperaturen rund um den Jahreswechsel kommt die Wintersportsaison jetzt so richtig in Gang. In weiten Teilen der Alpen herrschen derzeit sehr gute Bedingungen für Wintersportler mit ausreichend Schnee bis in die Täler. "In den Skigebieten herrscht jetzt Hochbetrieb. Das bedeutet starke Belastungen für Seilbahnen und Ski-Lifte", sagt André Siegl, beim TÜV-Verband für Fördertechnik und Gebäudetechnik verantwortlich. Die Risiken für die Passagiere seien aber gering.

Siegl: "Seilbahnen werden im laufenden Betrieb intensiv überwacht und zählen deshalb zu den sichersten Transport- und Verkehrsmitteln überhaupt." So müssen Seilbahnen jährlich von externen unabhängigen Sachverständigen aufwendig und zum Teil mehrtägig überprüft werden. Darüber hinaus sind die Betreiber für weitere größere Zwischenprüfungen sowie wöchentliche und monatliche Kontrollen einzelner Seilbahnsysteme und ihrer Bauteile verantwortlich. Der TÜV-Verband beantwortet weitere Fragen zur Sicherheit von Seilbahnen.

Welchen Arten von Seilbahnen gibt es?

Unter dem Sammelbegriff "Seilbahn" werden verschiedene Typen unterschieden. Bei der Standseilbahn befindet sich die Kabine am Boden, in der Regel auf Schienen und wird durch ein Seil gezogen. Bei der der Seilschwebebahn ("Luftseilbahn") wird die Kabine von einem oder mehreren Seilen getragen und bewegt. Hier fährt die Pendelbahn immer zwischen Tal- und Bergstation hin- und her, die Fahrgäste steigen in eine stehende Kabine ein- und aus. Bei der Umlaufbahn hängt die Kabine am selben Seil, das sie auch fortbewegt. Für den Aus- und Einstieg wird hierbei die Kabine kurz vom Seil ab- und wieder angekoppelt, bewegt sich dabei aber weiter. Ebenfalls zu den Bergbahnen zählen die Zahnradbahnen.

Welche Risiken gibt es?

Seilbahnen sind sehr sichere Verkehrsmittel. Die Zahl der Unfälle, bei denen Menschen verletzt oder getötet werden, ist äußerst gering. Allerdings können durch den Dauerbetrieb und durch menschliche Einflussnahme technische Mängel oder Schäden entstehen, die zu Stillständen oder in seltenen Fällen zu Unfällen führen können. Durch die starke Beanspruchung kann es durch Materialermüdung zu Rissen oder Brüchen an Seilen oder einzelnen Komponenten kommen. Bei zu starken Pendelungen oder Seilablenkungen, etwa durch starken Wind, können Seile "entgleisen" und aus den Führungen springen. Aber auch äußere Faktoren wie Blitzeinschläge, Eis oder morsche Bäume entlang der Trasse können Auswirkungen auf die Sicherheit einer Seilbahn haben. Brandschutz ist generell ein wichtiges Thema bei Seilbahnen, das hohe Anforderungen an die technische Ausführung und deren sicherheitsrelevante Bewertung stellt.

Wie wird der laufende Betrieb überwacht?

Die Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen bei Seilbahnen wird in Deutschland von den Bundesländern beaufsichtigt und überwacht. Unabhängige Sachverständige prüfen einmal pro Jahr die gesamte Anlage. Sie nehmen alle Systeme der Seilbahn genau unter die Lupe: unter anderem Elektrik, Bremsanlagen, Sicherheits- und Überwachungseinrichtungen, Kabinen und Seile.

Die so genannte "Aufsichtsprüfung" nimmt mehrere Tage in Anspruch. Dabei werden modernste Verfahren eingesetzt, wie etwa die magnetinduktive Seilprüfung: durch sie lassen sich Drahtbrüche und Unregelmäßigkeiten im Seil bereits frühzeitig aufspüren. Auch Notfall- und Evakuierungsmaßnahmen werden geprüft. Für die Sicherheit der Fahrgäste sind aber noch weitere Checks vorgeschrieben. Zwischen den jährlichen Hauptprüfungen muss der Betreiber einer Seilbahn eine "Zwischenprüfung" durchführen und das Ergebnis der zuständigen Aufsichtsbehörde melden. Zudem finden monatliche (z.B. Funktion der Überwachungssysteme) und wöchentliche (z.B. Sichtprüfung der Zugseile) Prüfungen durch das Betriebspersonal statt.

Welche Sicherheitsbestimmungen gibt es vor der Inbetriebnahme?

Bereits im Planungsverfahren und beim Bau einer neuen Seilbahnanlage muss die Sicherheit berücksichtigt werden. Seit 2018 gilt die EU-Seilbahnverordnung (EU) 2016/424. Sie sorgt für einheitliche Rechtsvorschriften in der EU für den Marktzugang von Seilbahnen und ihrer Teilsysteme. In Deutschland erfolgt die Umsetzung durch die Seilbahngesetze und Seilbahnverordnungen der einzelnen Bundesländer. Vor der Inbetriebnahme müssen neben den technischen Anforderungen auch die Rettungsmöglichkeiten genau dargelegt werden. Erst nach erfolgreicher Prüfung durch eine Benannte Stelle wie den TÜV gibt die zuständige Seilbahnbehörde den Betrieb frei.

Was tun, wenn die Gondel stehen bleibt?

Im laufenden Betrieb kann es vorkommen, dass eine Gondel stehen bleibt. Darüber muss sich kein Fahrgast Sorgen machen. Im Gegenteil: Eine stehende Bahn ist zunächst einmal eine sichere Bahn. In der Regel wird die Fahrt auch innerhalb weniger Augenblicke fortgesetzt. Sollte es sich um den seltenen Fall handeln, dass eine Evakuierung notwendig ist, gilt es Ruhe zu bewahren und den Anweisungen des Personals unbedingt Folge zu leisten. Insbesondere Kinder sollten im Winter gegen Unterkühlung geschützt werden. Auf keinen Fall sollten Passagiere eigenständige Rettungs- oder Ausstiegsversuche unternehmen. Sowohl die Anlagenbetreiber als auch die Bergwacht sind für diese Situationen geschult und trainieren die Evakuierung regelmäßig in Notfallübungen.

Können die Insassen einer Seilbahn vom Blitz getroffen werden?

Durch Ihre exponierte Lage sind Seilschwebebahnen tatsächlich häufig von Blitzeinschlägen betroffen. Problematisch kann das werden, wenn dadurch einzelnen Komponenten der Bahn beschädigt werden. Allerdings sind Seilbahnen durch Blitzableiter gesichert und werden bei heraufziehenden Gewittern außer Betrieb gesetzt. Innerhalb einer Gondel besteht keine Gefahr, da sie wie ein Faradayscher Käfig wirkt und der Blitz abgeleitet wird.

Seilbahnen in Ballungsräumen

Seilbahnen werden nicht nur in der Bergwelt, sondern auch in Städten als Verkehrsmittel eingesetzt. Da sie als umweltfreundlich, kostengünstig und flexibel gelten, könnten sie in Zukunft wichtiger Teil der Verkehrswende in Ballungsräumen werden. Moderne Seilbahnen sind mit Sensorik sowie digitalen und elektrotechnischen Einrichtungen für die Steuerung und Überwachung der Anlagen ausgerüstet. Der sichere Betrieb lässt sich großflächig nur durch digitale Vernetzung der Infrastruktur und KI-Anwendungen realisieren.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

In den Herbstferien werden kaum Strandkörbe an der Ostsee zu finden sein. Dabei sollte ein Erlass den Streit um Aufstellfristen beilegen. Die neuen Regeln seien aber praxisfern, kritisieren Verleiher.

Die touristische Branche in Nordrhein-Westfalen blickt mit gemischten Erwartungen auf die anstehenden Herbstferien. Eine gemeinsame Betriebsbefragung von Tourismus NRW und dem DEHOGA NRW zeigt, dass die Nachfrage momentan heterogen ist, wobei insbesondere Ferienwohnungen und -häuser überdurchschnittlich gut gebucht sind.

Laut einer aktuellen Trendstudie von Hilton verlagert sich der Fokus deutscher Reisender im Jahr 2026 stärker auf emotionale Beweggründe. Diese Reisen sind demnach weniger vom Zielort als vielmehr vom Wunsch nach Erholung, der Wiederverbindung mit Liebsten und der Suche nach bedeutsamen Erlebnissen geprägt.

Der neue Nordsee Tourismus Report 2025 verzeichnet einen signifikanten Rückgang des Besucherinteresses an der deutschen Nordseeküste. Eine erste Hochrechnung für das kommende Jahr deutet auf einen weiteren Rückgang im zweistelligen Bereich hin.

Deutschland hat im aktuellen Anholt Nation Brands Index (NBI) 2025 sein international ausgezeichnetes Image bestätigt. Deutschland bleibt wie in den Vorjahren Spitzenreiter unter den 30 im NBI erfassten europäischen Ländern.

Der aktuelle „Reisetrends 2026”-Report von Skyscanner beleuchtet die Entwicklungen, die das Reisejahr 2026 prägen werden. Die Analyse konzentriert sich auf sieben zentrale Trends sowie die beliebtesten aufstrebenden und preisgünstigsten Destinationen für deutsche Reisende.

Das Reiseportal Urlaubsguru hat seinen jährlichen Trendreport für das Jahr 2026 veröffentlicht. Die Ergebnisse beleuchten neue Trendreiseziele, veränderte Lifestyle-Präferenzen und entscheidende Kriterien im Familienurlaub.

Omio hat seinen jährlichen NowNext '25 Report veröffentlicht. Dieser zeichnet ein Bild des zukünftigen Reiseverhaltens weltweit, von emotionalen Beweggründen über generationsspezifische Vorlieben bis zu gefragten Reisezielen und veränderten Ansprüchen.

Eine TUI-Analyse zeigt eine klare Tendenz zu bewusstem, individuellem Urlaub, wobei fast die Hälfte der Deutschen das meiste Geld im Urlaub für Essen und Trinken ausgibt. Gleichzeitig bleibt der Wunsch nach Planbarkeit hoch.

Eine aktuelle Untersuchung des Reiseveranstalters Fit Reisen beleuchtet, welche der UNESCO-Welterbestätten weltweit die höchste Online-Aufmerksamkeit generieren. Die Ergebnisse zeigen eine klare Dominanz europäischer Stätten.