Tui-Chef Andryszak im Interview: Pauschalreise hat nach Thomas-Cook-Pleite kein Imageproblem

| Tourismus Tourismus

Nach der Pleite von Thomas Cook sind viele Urlauber verunsichert: Wie sicher ist die Pauschalreise, die doch immer als Urlaub verkauft wurde, bei dem man sich um nichts Sorgen machen muss? Darüber spricht Marek Andryszak, Vorsitzender der Tui-Deutschland-Geschäftsführung, im Interview mit dem dpa-Themendienst.

Die Pauschalreise wurde stets als Rundum-Sorglos-Paket beworben. Stimmt das nach der Thomas-Cook-Pleite noch?

Marek Andryszak: Aus meiner Sicht definitiv ja. Unsere Reisen sind weiterhin vollständig abgesichert, wie es der Gesetzgeber verlangt. Und die Tui steht wirtschaftlich sehr gut da, wir sind ein gesundes Unternehmen. Das ist wichtig für den Kunden, der bei uns seine Buchung macht.

Wie stark hat der Ruf der Pauschalreise gelitten?

Andryszak: Aus meiner Sicht gar nicht. Die Pauschalreise ist nach wie vor die bestabgesicherte Reiseform. Auch wenn nicht alle Kunden von Thomas Cook ihre gezahlten Gelder vollständig zurückbekommen sollten, so zumindest anteilig. Wie viele Kunden von Air Berlin habe ihre Anzahlungen zurückbekommen? Niemand.

Wie viele Thomas-Cook-Hotels bietet Tui jetzt schon an?

Andryszak: Es sind schon deutlich über 100. Und das wächst weiter. Wenn wir uns davon Marktchancen versprechen, versuchen wir, exklusive Thomas-Cook-Hotels bei uns buchbar zu machen – ebenfalls exklusiv. Bei allen anderen Unterkünften, die Thomas Cook und Tui ohnehin schon beide hatten, ändert sich aus Sicht des Urlaubers eigentlich nichts.

Das heißt, Urlauber werden ihr Lieblingshotel nach der Thomas-Cook-Pleite nicht vermissen?

Andryszak: Diese Angst ist unbegründet.

Hotels wechseln munter die Veranstalter – zeigt das nicht Urlaubern auch, wie austauschbar der Reiseveranstalter bei den Massereisezielen geworden ist?

Andryszak: Das würde ich nicht so sehen. Als Marktführer haben wir den Vorteil, dass Hotels gerne mit uns zusammenarbeiten. Die eigenen Hotelmarken von Tui werden zudem von Kunden sehr gut bewertet.

Tui stockt die Zahl der Ausflüge und Touren vor Ort auf. Ist das ein Versuch, die Pauschalreise wieder interessanter zu machen?

Andryszak: Es geht nicht darum, die Pauschalreise zu entstauben. Für uns ist das die Verlängerung unseres Geschäftsmodells. Wir wissen, wann unsere Gäste fliegen, in welchem Hotel sie sein werden. Also können wir ihnen passende Aktivitäten vorschlagen. Der Kunde freut sich darüber, wenn er solche Angebote von uns bekommt.

Warum sollte ich einen Ausflug bei Tui buchen statt bei Online-Plattformen?

Andryszak: Zum einen haben die Kunden ja schon bei uns gebucht, wir stehen in Kontakt. Das ist bei einem reinen Ausflugsanbieter nicht der Fall. Zum anderen haben wir eigene Agenturen im Zielgebiet, Reiseleiter, die schon seit Jahren vor Ort sind. Die Qualitätskontrolle ist auf einem ganz anderen Niveau. Und wir können durch den täglichen Kontakt mit dem Kunden bessere Produkte gestalten. Wenn ein Ausflug die Erwartungen nicht erfüllt, wird er ersetzt.

Tui baut die Hotelmarke Tui Blue stark aus. Kann ich diese Hotels nur bei Tui buchen?

Andryszak: Ja, die meisten Hotels sind in Deutschland nur über Tui buchbar.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Sommer, Sonne, volle Strände – so stellen sich viele den Urlaub in Schleswig-Holstein vor. Doch auch im Winter zieht Deutschlands nördlichstes Bundesland zahlreiche Besucher an. Besonders der Dezember gilt als kleine Hochsaison.

Walfleisch und unversteuerte Zigaretten finden Beamte in Kiel und Hamburg immer wieder im Reisegepäck: Besonders während der Kreuzfahrt-Saison sind die Beamten von Zoll und Bundespolizei gefordert.

Die niedersächsische Tourismusbranche steht durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass fast 80 Prozent der Betriebe bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vor allem an den Kosten scheitern.

Thüringens Tourismusbranche hat im vergangenen Jahr mehr Umsatz erwirtschaftet. Tagesausflüge sorgen für fast die Hälfte. Wie viel geben Besucher im Schnitt aus – und wer profitiert am meisten?

Die Nachfrage nach Outdoor-Aktivitäten in deutschen Urlaubsregionen ist auch in den Herbst- und Wintermonaten groß. Eine aktuelle Analyse zeigt, welche Regionen dabei am beliebtesten sind und welche Aktivitäten im Fokus stehen.

Die klassischen Kennzahlen zur Messung des touristischen Erfolgs, wie Ankünfte und Übernachtungen, reichen nicht mehr aus, um die Entwicklung einer Destination ganzheitlich zu beurteilen. Zu diesem Schluss kamen Fachleute aus Tourismus und Wissenschaft beim dritten Jahresdialog des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) in Kempten.

Der Einzelhändler Tchibo ist mit dem Angebot „Tchibo Travel“ in das Reisesegment zurückgekehrt. Über die Plattform tchibo-travel.de können Kundinnen und Kunden ab sofort Urlaubsangebote buchen, die Vorteile umfassen.

Der europäische Ski-Preisindex von Holidu liefert Wintersportfans einen Überblick über die Gesamtkosten in der Saison 2025/26. Die Analyse berücksichtigt Skigebiete in Europa mit mehr als 20 Pistenkilometern und kombiniert die Tagespreise für Skipässe mit den Unterkunftskosten.

Mallorca gilt seit Jahrzehnten als das beliebteste Reiseziel der Deutschen im Ausland. Doch das Bild bekommt plötzlich Risse. Die Sonnen-Insel verliert für viele im kühlen Norden an Glanz. Warum?

Der Touristikkonzern streicht Angebote wie Delfinschwimmen und Ausflüge zu Parks, in denen Meeressäuger Kunststücke vorführen, aus seinen Ausflugsprogrammen. Was dahintersteckt.