Tui zieht Jahresbilanz und hofft im Sommer auf Vorkrisenniveau

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Das zweite Corona-Jahr hat dem weltgrößten Reisekonzern Tui einen weiteren Milliardenverlust eingebrockt. Erst im Sommer zog das Geschäft deutlich an. Dank auch zuletzt starker Buchungszahlen wagte Vorstandschef Fritz Joussen bei der Vorlage der Jahresbilanz am Mittwoch aber eine optimistische Prognose: «Wir erwarten für den Sommer 2022 und die Hauptreisezeit die Rückkehr zu einem Buchungsniveau in etwa wie vor Corona 2019.»

Dabei schloss der Manager eine weitere Kapitalerhöhung nicht aus. Tui könnte das Geld zur Rückzahlung der milliardenschweren Staatshilfen benötigen. Die Hannoveraner hatten erst im Herbst 1,1 Milliarden Euro mit einer erneuten Kapitalerhöhung hereingeholt.

Auch wegen dieser Finanzspritze zeigte sich Joussen sicher, dass dem Konzern im typischerweise reiseschwachen Winterhalbjahr nicht das Geld ausgeht. «Die Liquidität ist so stark, dass wir denken, Liquidität spielt für uns keine Rolle mehr», sagte er in einer Telefonkonferenz. Am 6. Dezember verfügte die Tui-Gruppe über flüssige Mittel und Kreditlinien in Höhe von 3,5 Milliarden Euro.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/2021 bis Ende September hinterließ die Pandemie noch einmal tiefe Spuren in der Tui-Bilanz. Der Umsatz sackte um rund 40 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro nach unten, nachdem das Winterhalbjahr 2019/2020 noch kaum von Corona betroffen gewesen war. Unterm Strich stand jetzt ein Fehlbetrag von fast 2,5 Milliarden Euro - immerhin gut ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor.

Joussen zufolge hat Tui für das laufende Winterhalbjahr noch fast ein Drittel weniger Buchungen als im letzten Winter vor der Krise. Die Entwicklung bleibe aber unsicher. «Auch Omikron wird diese Zahlen nicht groß beeinflussen können», meinte er mit Blick auf die neue Virusvariante. Zum folgenden Ostergeschäft zeigten die Buchungen dann schon wieder deutlich nach oben: «Man sieht, dass die Buchungsmuster nach der Krise sehr stark sind, auch das Preisniveau ist gut.»

Auch im wichtigen Sommerquartal 2021 lief es wieder besser. So lag der Umsatz von Juli bis September dieses Jahres mit 3,4 Milliarden Euro 173 Prozent höher als im Sommer 2020. Konzerneigene Hotelketten wie Tui Blue, Riu und Robinson lieferten im laufenden Geschäft schwarze Zahlen ab, konzernweit reduzierte sich der bereinigte operative Verlust (bereinigtes Ebit) auf knapp 100 Millionen Euro.

Insgesamt zählte Tui im abgelaufenen Geschäftsjahr nur 5,4 Millionen Gäste, davon 3,8 Millionen im Sommerquartal. Damit erreichte das Geschäft in den Monaten Juli bis September lediglich rund 50 Prozent des Vorkrisenniveaus. Für den laufenden Winter und den Sommer 2022 hat Tui derzeit schon 4,1 Millionen Buchungen eingesammelt - trotz der Verunsicherung durch die neue Virus-Variante.

«Die Leute wollen verreisen und sind bereit, für ihren Urlaub relativ viel Geld auszugeben», sagte Joussen. So investierten Tui-Kunden in diesem Winter im Schnitt etwa 15 Prozent mehr in ihren Urlaub als vor der Pandemie. Für den kommenden Sommer seien die bereits gebuchten Reisen 23 Prozent teurer als 2019. Dies liege jedoch weniger an Preiserhöhungen als am Produktmix: Die Menschen buchten längere Urlaube und höherwertige Hotels - etwa fünf Sterne statt vier Sterne.

Von der neuen Virus-Variante ließ sich der Manager seine Erwartungen nicht madig machen. «Diesen Sommer hatten wir eine viel niedrigere Impfquote als jetzt», sagte Joussen. Mit den jetzigen Quoten, den Booster-Impfungen und den ersten Medikamenten gegen Covid-19 sieht er gute Voraussetzungen dafür, dass sich die Nachfrage weiter erholen kann. Zudem erwartet er mehr Buchungen aus Großbritannien. Die Reiselust der dortigen Kunden war im letzten Sommer noch von strengen Quarantäneregeln für Rückkehrer aus vielen Ländern gebremst worden.

Joussens Prognose für nächsten Sommer bedeutet jedoch nicht, dass die Menschen etwa aus Deutschland oder Großbritannien schon 2022 wieder so viel reisen wie vor der Krise. Gemeint sei «das Vorkrisenniveau für uns, nicht das Vorkrisenniveau für den Markt», sagte der Manager. Schließlich habe es 2019 mit Thomas Cook in Europa noch einen großen Wettbewerber gegeben. Sollte Tui im Sommer 2022 das Vorkrisenniveau erreichen, läge dies wohl auch an früheren Thomas-Cook-Kunden.

Um Tui vor dem Aus zu retten, hat der deutsche Staat rund vier Milliarden Euro an Kapital und Krediten zur Verfügung gestellt. Davon hatte Tui Anfang Dezember noch rund 1,5 Milliarden Euro in Anspruch genommen, dafür aber eine große Kreditlinie privater Banken in ähnlicher Höhe fast voll genutzt. Insgesamt lag die Nettoverschuldung Ende September bei fast 5 Milliarden Euro. Wie schon die Lufthansa würde sich Tui gern wieder vom staatlichen Hilfstropf lösen.

«Die Staatshilfe wollen wir zurückführen, und zwar zügig», sagte Joussen. Dazu will er das laufende Geschäft mittelfristig deutlich profitabler machen. Als weitere mögliche Geldquellen nannte er eine weitere Kapitalerhöhung sowie Fusionen und Übernahmen. So hat Tui eine Reihe von Hotelimmobilien abgestoßen und die Kreuzfahrt-Reederei Hapag-Lloyd Cruises an das Gemeinschaftsunternehmen Tui Cruises verkauft, das dem Konzern nur zur Hälfte gehört. (dpa)


 

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