Volle Parkplätze, Staus, Strafen - Wochenend-Ansturm in Bergregionen

| Tourismus Tourismus

Am Wochenende haben sich Massen von Ausflüglern in die verschneiten Bergregionen Deutschlands aufgemacht. Vielerorts waren die Parkplätze schon morgens überfüllt, es kam zu langen Staus, immer wieder blieben Autos liegen. «Wir haben hier Chaos hoch drei, es bricht alles zusammen», sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion Goslar. Auf verschneiten Rodelbergen tummelten sich in Wintersportorten bundesweit die Massen, auch auf Wanderwegen liefen Ausflügler dicht an dicht.

Auch am Sonntag wollten die Menschen in die Natur und dmachten sich auf den Weg in den Harz, nach Winterberg im Sauerland, zum Großen Feldberg in Hessen und in andere Wintersportgebiete bundesweit. Vielerorts beschrieb die Polizei die Situation mit dem immer gleichen Wort: «Chaos». Es hagelte Hunderte Anzeigen vor allem wegen Verstößen gegen Corona-Maßnahmen wie Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen. Auch Strafanzeigen wegen Beleidigung von Polizisten gab es.

Im Harz bildeten sich kilometerlange Staus. Bei starkem Schneefall blieben Autos auf glatter Fahrbahn liegen oder stellten sich quer. Bereits am Morgen waren die Parkplätze wieder voll. Es sei nicht mehr zu gewährleisten gewesen, die Rettungswege frei zu halten, hieß es von der Stadt Wernigerode. Das Parken entlang mehrerer Straßen sei daher verboten worden. «Schon bei der Anreise in den Oberharz bilden sich kilometerlange Staus, gefolgt von einer nahezu aussichtslosen Parkplatzsuche vor Ort», hieß es.

Im Sauerland riegelte die Polizei Zufahrtsstraßen nach Winterberg ab. Es komme jetzt praktisch niemand mehr rein, sagte eine Sprecherin der Stadt. «Wir haben gestern Abend noch ein Betretungsverbot ausgesprochen, aber die Leute sind trotzdem wieder hierher gekommen.» Die Ausflügler ließen Müll liegen und verrichteten ihre Notdurft in der Natur oder gar auf Privatgrundstücken.

Öffentliche Toiletten sind wegen des Lockdowns nicht aufgestellt, Restaurants und andere Einrichtungen nicht geöffnet. Winterberg bittet seit Tagen darum, auf eine Anreise zu verzichten. «Trotzdem setzen sich einige in die Autos und fahren hier runter», sagte ein Polizeisprecher. «Was diese Menschen bewegt, kann ich nicht sagen.»

Auch in Hessens Mittelgebirgen reagierte die Polizei mit Sperrungen von Zufahrtswegen auf überlastete Straßen und Parkplätze. «Im Großen und Ganzen ist die Lage relativ unter Kontrolle», hieß es am Sonntag von der Polizei in Königsstein. Tags zuvor hatte ein Sprecher der Polizei die Situation am Großen Feldberg, dem höchsten Gipfel im Taunus, als «chaotisch wie die letzten Tage» bezeichnet. Am Sonntag waren Verbindungs- und Zufahrtsstraßen dann gesperrt.

In der Rhön zog es viele Menschen zur Wasserkuppe, Hessens höchstem Berg. «Es ist voll», sagte ein Polizeisprecher in Fulda. Verkehrsteilnehmer hätten Gefahrenbereiche zugeparkt oder sich auf eisglatter Fahrbahn festgefahren, hieß es zur Lage am Hohen Meißner. Bei einem Rettungseinsatz habe ein Notarzt deswegen per Hubschrauber zum Einsatzort gebracht werden müssen.

Gesperrte Straßen hielten die Menschen in Rheinland-Pfalz kaum von der Fahrt in Wintersportgebiete ab. «Wir müssen mehr Leute abweisen als gestern», teilte ein Sprecher der Polizei in Morbach mit. Einen Ansturm erlebten auch die Wintersportorte im Saarland, in der Eifel, in Baden-Württemberg sowie im Thüringer Wald. «Es herrscht viel Unvernunft», sagte ein Polizeisprecher. Autos seien an den unmöglichsten Stellen und am Straßenrand abgestellt worden.

Auch in den bayerischen Alpen suchten Tausende Menschen Abwechslung. «Der Ansturm ist enorm», sagte der Bürgermeister von Schliersee, Franz Schnitzenbaumer, am Sonntag. Hunderte Schlittenfahrer tummelten sich selbst auf kleinen Hügeln und die Skipisten bevölkerten Tourengeher. Im Großraum München lebten drei Millionen Menschen, die alle nicht in den Urlaub fahren dürften - das sei nun zu spüren. «Es ist genauso voll, als wenn Skibetrieb wäre», sagte der Geschäftsführer der Alpenbahnen Spitzingsee, Peter Lorenz. Die Parkplätze seien voll. Viele nutzten den zugefrorenen See zum Langlaufen oder Schlittschuhlaufen.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte es trotz der Corona-Pandemie einen Ansturm auf die Ausflugsziele in verschneiten Bergregionen Deutschlands gegeben - obwohl Behörden und Polizei immer wieder eindringlich davon abrieten und von chaotischen Zuständen berichteten. Lifte und Pisten sowie Restaurants und Hütten sind bis mindestens 10. Januar geschlossen - Zugang zu Toiletten und Aufwärmmöglichkeiten gibt es daher nur eingeschränkt.

Die Betreiber der Wintersport-Arena und des Skiliftkarussells in Winterberg weisen auf ihren Internetseiten zudem darauf hin, dass keine Retter vor Ort sind. «Wir lieben unsere Berge», heißt es auch. «Aber in diesen Zeiten müssen wir diese Liebe ruhen lassen, denn der Ansturm führt zu Stau und Massenaufläufen. Verstopfte Straßen, fehlende Parkplätze und viele potenzielle Kontakte. Wer will das schon?»

Zum Wochenstart erwartet die Menschen in Deutschland Schnee und Regen. Tief «Lisa» bringt am Montag noch etwas Winterwetter, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Sonntag mitteilte. Der Himmel bleibt bewölkt. In der Mitte Deutschlands kann es schneien, im Norden regnen, im Süden bleibt es meist trocken. Die Höchstwerte liegen laut DWD zwischen minus 1 und plus 4 Grad. In der Nacht zum Dienstag sinken die Temperaturen auf 0 bis minus 5 Grad. Es bleibt nass und wechselhaft. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

In den Herbstferien werden kaum Strandkörbe an der Ostsee zu finden sein. Dabei sollte ein Erlass den Streit um Aufstellfristen beilegen. Die neuen Regeln seien aber praxisfern, kritisieren Verleiher.

Die touristische Branche in Nordrhein-Westfalen blickt mit gemischten Erwartungen auf die anstehenden Herbstferien. Eine gemeinsame Betriebsbefragung von Tourismus NRW und dem DEHOGA NRW zeigt, dass die Nachfrage momentan heterogen ist, wobei insbesondere Ferienwohnungen und -häuser überdurchschnittlich gut gebucht sind.

Laut einer aktuellen Trendstudie von Hilton verlagert sich der Fokus deutscher Reisender im Jahr 2026 stärker auf emotionale Beweggründe. Diese Reisen sind demnach weniger vom Zielort als vielmehr vom Wunsch nach Erholung, der Wiederverbindung mit Liebsten und der Suche nach bedeutsamen Erlebnissen geprägt.

Der neue Nordsee Tourismus Report 2025 verzeichnet einen signifikanten Rückgang des Besucherinteresses an der deutschen Nordseeküste. Eine erste Hochrechnung für das kommende Jahr deutet auf einen weiteren Rückgang im zweistelligen Bereich hin.

Deutschland hat im aktuellen Anholt Nation Brands Index (NBI) 2025 sein international ausgezeichnetes Image bestätigt. Deutschland bleibt wie in den Vorjahren Spitzenreiter unter den 30 im NBI erfassten europäischen Ländern.

Der aktuelle „Reisetrends 2026”-Report von Skyscanner beleuchtet die Entwicklungen, die das Reisejahr 2026 prägen werden. Die Analyse konzentriert sich auf sieben zentrale Trends sowie die beliebtesten aufstrebenden und preisgünstigsten Destinationen für deutsche Reisende.

Das Reiseportal Urlaubsguru hat seinen jährlichen Trendreport für das Jahr 2026 veröffentlicht. Die Ergebnisse beleuchten neue Trendreiseziele, veränderte Lifestyle-Präferenzen und entscheidende Kriterien im Familienurlaub.

Omio hat seinen jährlichen NowNext '25 Report veröffentlicht. Dieser zeichnet ein Bild des zukünftigen Reiseverhaltens weltweit, von emotionalen Beweggründen über generationsspezifische Vorlieben bis zu gefragten Reisezielen und veränderten Ansprüchen.

Eine TUI-Analyse zeigt eine klare Tendenz zu bewusstem, individuellem Urlaub, wobei fast die Hälfte der Deutschen das meiste Geld im Urlaub für Essen und Trinken ausgibt. Gleichzeitig bleibt der Wunsch nach Planbarkeit hoch.

Eine aktuelle Untersuchung des Reiseveranstalters Fit Reisen beleuchtet, welche der UNESCO-Welterbestätten weltweit die höchste Online-Aufmerksamkeit generieren. Die Ergebnisse zeigen eine klare Dominanz europäischer Stätten.