Seit etwas mehr als vier Wochen ist die Reisewarnung zwar für Europa aufgehoben, sie gilt aber weiterhin für 160 Länder. „Auch wenn der Reiseverkehr in Europa wieder langsam anläuft, es ist immer noch keine Besserung der wirtschaftlichen Situation in Sicht“, macht Susanne S. Schick, Vizepräsidentin der assoziierten Mitglieder (Säule E) im Deutschen Reiseverband (DRV), auf die Lage der Unternehmen und Dienstleister, die weder Reisemittler noch Veranstalter sind, aufmerksam. „Die Mehrheit der assoziierten Mitglieder hat weiterhin mit Umsatzrückgängen von über 70 Prozent zu kämpfen, nicht wenige klagen über einen dramatischen Einbruch von bis zu 95 Prozent“, fasst Schick ein Stimmungsbild zusammen, dass sie unter den über 500 Säule E-Unternehmen eingeholt hat.
Es ist die größte Krise der Reisewirtschaft, die durch die Folgen der Covid19-Pandemie ausgelöst worden ist. Es trifft die gesamte Reisewirtschaft – neben Reisebüros, Reiseveranstaltern und Kreuzfahrtgesellschaften eben auch Mietwagenanbieter, Buchungssystemanbieter, Reiseversicherungen, Flughäfen und alle anderen an der Reisekette beteiligten Unternehmen und touristischen Dienstleister wie IT-Anbieter, Tourismusorganisationen, Hotels und Fremdenverkehrsämter. Sie alle leben überwiegend vom weltweiten Tourismus und leiden weiterhin unter der seit dem 17. März geltenden Reisewarnung.
Vom Deutschlandtourismus profitieren die wenigsten, da 70 Prozent aller über 71 Millionen Reisen der Deutschen ins Ausland führen. „Bislang gibt es auch keine konkrete Perspektive und Planungssicherheit, wann es mit dem Geschäft gerade für die Fernziele wieder losgehen kann“, weiß die Vizepräsidentin aus Gesprächen zu berichten. Mit einer wirtschaftlichen Erholung rechnet demnach so schnell kaum jemand unter den assoziierten Mitgliedern. Eher befürchten sie Auswirkungen durch Insolvenzen von Kunden. „Auch die Hilfen der Bundesregierung, etwa aus dem Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket, sind für die meisten nicht ausreichend“, schildert Schick die Lage.
So sehen sie die Anhebung und Verlängerung des steuerlichen Verlustrücktrages eher als ungenügend, genauso wie die Überbrückungshilfen zur Abfederung des Umsatzausfalls, da diese nur bis August greifen und damit die Laufzeit zu gering ist. „Und es ist mehr als fraglich, dass von August an das Geschäft mit den weltweiten Reisen wieder ans Laufen kommt. Die Dauer der Überbrückungshilfen reicht also bei weitem nicht aus, um das Überleben vieler Unternehmen der Reisewirtschaft zu sichern“, so Schick. Als immerhin sehr hilfreich sehen die Dienstleister an, dass die vereinfachten Regeln zu Kurzarbeitergeld über den 31. Dezember 2020 Bestand haben sollen, denn fast überall habe man Kurzarbeit einführen müssen.
„Das alles ist ein Stimmungsbild aus vielen Gesprächen mit der breiten Vielfalt an Unternehmen aus verschiedenen Wirtschaftssegmenten in unserer Säule und zeigt, dass diese Krise noch lange nicht vorbei ist und wie vernetzt unsere Branche arbeitet“, so DRV-Vizepräsidentin Schick und befürchtet massive Auswirkungen auf die rund drei Millionen Arbeitsplätze in der Reisewirtschaft.