Weggespülte Badestrände: Inseln fürchten Kosten und hoffen auf Hilfe

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Weggespülte Strände, fehlende Strandaufgänge und jede Menge Unrat: Die schweren Winterstürme der vergangenen Wochen haben auf den deutschen Nordseeinseln deutliche Schäden hinterlassen. An mehreren Stellen plant der Küstenschutz für das Sommerhalbjahr bereits Maßnahmen - doch auch viele Inselgemeinden selbst müssen in den kommenden Wochen Hand anlegen, etwa um Badestrände für die neue Saison wieder herzurichten. Teils rechnen die kleinen Kommunen mit Kosten von Hundertausenden Euro, wie aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter mehreren Inseln in Niedersachsen und Schleswig-Holstein hervorgeht.

Auf Norderney ist nach Angaben der Stadt vor allem der Ostbadestrand an der bekannten Weißen Düne hart getroffen worden. Dort fehlt so viel Sand, dass an eine Aufschüttung wegen des nun weit auflaufenden normalen Tidehochwassers kaum noch zu denken ist. «Wir stehen ziemlich ratlos vor dem Problem, das es in diesen Dimensionen lange nicht, vielleicht noch nie, gegeben hat», sagte Bürgermeister Frank Ulrichs. Zurzeit werde mit dem Staatsbad und dem Küstenschutz überlegt, ob dieser Strand ein Stück verlagert und kleiner wieder aufgebaut werden könnte. Allein dafür wären rund 100 000 Kubikmeter Sand nötig. Noch ließen sich die Kosten noch nicht genau beziffern - die Stadt erwartet aber Investitionen von bis zu einer Million Euro.

Auf Amrum gab es zwar auch Abbrüche und Schäden. Die touristische Infrastruktur scheint aber noch zu funktionieren, wie Bürgermeister Cornelius Bendixen in einer ersten Bestandsaufnahme laut einer Mitteilung des Amtes Föhr-Amrum sagte. Auf Föhr sind die nach Sturm «Zeynep» festgestellten Schäden gravierender. So sei in Nieblum an einigen Stellen in Richtung FKK-Strand der Sand verschwunden und der nackte Mutterboden zu sehen. «Ich glaube nicht, dass wir dort überhaupt noch einen Strand haben», sagte Nieblums Bürgermeister Friedrich Riewerts laut Mitteilung. Etwa sind den Angaben zufolge große Teile des FKK-Strandes abgebrochen und mitgespült worden.

«Die Strände sind sehr flach geworden», sagte ein Sprecher des Amtes Föhr-Amum. Aktuell werden die Strände selbst nur noch in kleinen Bereichen bei normalem Hochwasser nicht überflutet. Strandkörbe würden aktuell bei normalem Hochwasser bereits im Wasser stehen. Sie könnten daher nur in kleineren Bereichen und in weniger Reihen als bisher aufgestellt werden können. «Es wäre wünschenswert, wenn wir eine Sandspülung bekämen. Aufschütten geht nicht, da kein Sand vorhanden ist. Und aus dem Watt dürfen wir keinen Sand aufschieben», sagte der Amtssprecher. Im Haushalt seien keine Mittel für Sandaufspülungen vorgesehen. «Wir können nur hoffen, dass das Land uns bei der Sandaufspülung unterstützt.»

Die kleinste der Ostfriesischen Inseln, Baltrum, meldet ebenfalls Schäden: Das Niveau des Badestrandes sei durch die Sturmfluten so stark gesunken, dass dieser zum Sonnenbaden und Sandburgenbauen kaum noch genutzt werden könne, sagte Bürgermeister Harm Olchers. Zudem läuft das normale Hochwasser nun so weit auf, dass Strandkörbe kaum noch aufgestellt werden könnten. Die Aufschüttung von rund 80 000 Kubikmetern Sand aus dem Inselosten sei daher dringend notwendig. «Wir würden gerne so schnell wie möglich starten und rechnen mit Kosten von bis zu 600 000 Euro», sagte Olchers. Wie andere Ostfriesische Inseln setzt auch Baltrum auf Hilfe vom Land.

«Unser Badestrand ist weg», meldete Wangerooges Bürgermeister Marcel Fangohr bereits nach Sturmfluten Ende Januar - danach folgten noch weitere. Da auf der östlichsten der Ostfriesischen Inseln kaum noch Sand am Badestrand liegt, plant die Gemeinde Sandaufschüttungen. Rund 75 000 Kubikmeter werden laut Fangohr nötig sein. Bereits in wenigen Tagen soll es losgehen. Vor allem der aktuell stark gestiegene Preis für Diesel, der für Bagger, Dumper und Raupen benötigt wird, treibt die Kosten der Maßnahme. Die Gemeinde kalkuliert rund 500 000 Euro - ungefähr doppelt so viel wie bei vorherigen Aufschüttungen 2020.

Auf Sylt knabberten die Stürme ebenfalls an der Substanz. «Die Schadenslagen sind durch die Häufigkeit und Stärke der zurückliegenden Stürme jedoch erheblich und gut sichtbar», sagte der Geschäftsführer der Insel Sylt Tourismus-Service GmbH, Peter Douven. Auf Sylt werden jedes Jahr viele hunderttausend Kubikmeter Sand aus Küstenschutzgründen aufgespült. «Welche Maßnahmen in diesem Jahr wo stattfinden, ist uns noch nicht bekannt», sagte Douven. Die Maßnahmen dienten allerdings dem Schutz der Küste. Belange des Tourismus - etwa die Strandkorbvermietung - seien dabei nicht ausschlaggebend.

Am Hauptstrand der Insel Borkum laufen bereits Arbeiten, um fehlenden Sand wieder aufzufahren. «Wir erkennen unsere Insel gar nicht wieder», sagte der Geschäftsführer des Nordseeheilbades, Göran Sell. So sehr hätten Sturm und Wellen den Strand abgetragen. Die Kosten für den Wiederaufbau schätzt er insgesamt auf eine sechsstellige Summe.

Auch Langeoog haben die vergangenen Sturmfluten stark getroffen. «Es muss wieder aufgespült werden, aber nicht von der Insel, sondern vom Küstenschutz», sagte Bürgermeisterin Heike Horn. Die Badestrände seien weitgehend verschont geblieben - ein abschließendes Bild gebe es aber erst Ende März. Möglicherweise könnten bis zu 300 der sonst insgesamt rund 1600 Strandkörbe weniger aufgestellt werden, da für die Aufspülungen der Badestrand etwas nach Westen verlagert werden muss. Klar sei bereits, dass die Strandsäuberung von Treibsel und Unrat dieses Jahr deutlich aufwendiger werde, sagte Horn.

Der Hauptbadestrand der Insel Spiekeroog ist laut Bürgermeister Patrick Kösters kaum von den Stürmen beschädigt worden. Zwar fehlen mehrere Zentimeter Sand in der Höhe, eine Aufschüttung sei aber noch nicht nötig. Zerstört wurden dagegen Strandaufgänge beim Zeltplatz im Inselwesten. Wie diese neu aufgebaut werden könnten, sei angesichts hoher Abbruchkanten fraglich. Auch für die Strandreinigung erwartet die Gemeinde dieses Jahr Mehrkosten von mehreren zehntausend Euro.

Ob die Nordseeinseln auf zusätzliche Hilfen hoffen können? In Schleswig-Holstein ist die Politik bereits aktiv, um den betroffenen Kommunen zu helfen. Es werde gerade eine Förderrichtlinie für den Sonderfonds geschrieben, aus der die Details hervorgehen, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums der dpa. Nach Orkantief «Zeynep» hatten Ministerpräsident Daniel Günther und Wirtschaftsminister Bernd Buchholz den Sonderfonds angekündigt, in dem bis zu 2 Millionen Euro für touristischen Maßnahmen bereitstehen. Auch in Niedersachsen signalisierte die Landesregierung bereits Hilfe. Ende März will das Umweltministerium mit den Inseln auf einer Konferenz beraten.


 

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