Wien erhöht Ortstaxe drastisch: Hotellerie warnt vor Preisschock

| Tourismus Tourismus

Die Stadt Wien plant, die Ortstaxe für Nächtigungen massiv zu erhöhen. Ab dem 1. Dezember 2025 soll der Satz von 3,2 auf 8,5 Prozent steigen. Diese Anpassung ist Teil eines Maßnahmenpakets zur Haushaltskonsolidierung, das Mehreinnahmen von 81 Millionen Euro pro Jahr bringen soll. Die geplante Erhöhung stößt in der Hotellerie auf scharfe Kritik.

Erhöhung trifft mitten in die Hochsaison

Das Inkrafttreten am 1. Dezember 2025, also zu Beginn der Adventszeit, wird von der Hotellerie als besonders problematisch angesehen, da viele Hotels in diesem Zeitraum eine hohe Auslastung erwarten. Bei einem Zimmerpreis von 200 Euro steigt die Ortstaxe von 6,40 Euro auf 17 Euro pro Nacht. Für bestehende Buchungen stellt sich die Frage, wer die zusätzliche Belastung von 10,60 Euro pro Nacht tragen muss. Hoteliers sehen sich gezwungen, ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), Bestätigungen und Preisdarstellungen zu prüfen.

Gegenargumente der Hotellerie und Tourismusberatungen

Die Österreichische Hotelvereinigung (ÖHV) und die Prodinger Tourismusberatung lehnen die Erhöhung ab. Sie argumentieren, dass die Anpassung die Wettbewerbsfähigkeit und Planbarkeit der Branche gefährde. Walter Veit, Präsident der ÖHV, betont, dass die Hotellerie und Gastronomie angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise und Inflation Entlastung bräuchten, nicht zusätzliche Abgaben.

Er kritisiert die Berechnung der Taxe als Prozentsatz vom Zimmerpreis, da die Stadt Wien so automatisch von den Preissteigerungen der Betriebe profitiere. Eine zusätzliche Anhebung des Satzes sei aus seiner Sicht nicht notwendig. Veit sieht auch eine Diskrepanz zwischen dem Ziel, kaufkräftige Gäste anzuziehen, und der gleichzeitigen Verteuerung des Angebots für Familien und Gäste mit kleinerem Budget. Er äußerte sich dazu: „An einem Tag ankündigen, man werde Preise notfalls gesetzlich drücken, und am nächsten Tag Preise per Gesetz verdreifachen, ist nur schwer zu erklären!“

Die Prodinger Tourismusberatung warnt davor, dass Wien mit dieser Entscheidung seine Spitzenposition als Kongressstadt gefährde, da internationale Kongressstädte in einem globalen Konkurrenzumfeld stünden. Viele Verträge für 2026 und 2027 seien bereits abgeschlossen, und die nachträgliche Belastung gefährde Planbarkeit und Vertrauen. Zudem könne diese massive Steuererhöhung nicht eins zu eins an die Gäste weitergegeben werden, was für die Betriebe einen zusätzlichen Kostenfaktor darstelle. Die Beratung argumentiert, dass die Tourismusbranche den Eindruck gewinne, als „Melkkuh“ für die Stadtfinanzen missbraucht zu werden.

Sichtweise der Stadt Wien

Die Stadt Wien verteidigt die Erhöhung. Die Verantwortlichen argumentieren, dass die Anpassungen bei der Ortstaxe, den Parkgebühren und den Öffi-Tickets „verantwortungsvolle und notwendige Schritte“ seien, um eine „solide und verlässliche Finanzbasis“ zu schaffen und Investitionen in Infrastruktur, Bildung und nachhaltige Mobilität zu sichern. Die Mehreinnahmen durch die Ortstaxe sollen dazu beitragen, das Budget von 500 Millionen Euro für 2025 zu konsolidieren. Die Stadt sieht sich trotz der Erhöhung im „europäischen Mittelfeld“, da andere Metropolen bereits höhere Abgaben erheben.

Zudem hebt die Stadt den Nutzen des Tourismus hervor: Mit über 6.600 Tagungen, rund 670.000 Teilnehmern und einer Wertschöpfung von 1,32 Milliarden Euro belege Wien den ersten Platz im ICCA-Ranking. Die Ortstaxen-Erhöhung sei demnach förderlich, um die kommunalen Einnahmen nachhaltig zu stärken.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Stadt Palma de Mallorca verschärft die Regeln für den Tourismus. Die Verwaltung der größten Stadt auf Mallorca plant ein umfassendes Verbot für neue Ferienwohnungen sowie für neue Hostels.

Eine TUI-Studie beleuchtet die Rolle der pflanzlichen Ernährung bei der Urlaubsplanung von Vegetariern und Veganern in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen, dass das kulinarische Angebot für diese Zielgruppe einen besonders hohen Stellenwert einnimmt.

Nur 45 Autominuten von der Hauptstadt entfernt entsteht ein neues, nachhaltiges Ferienresort im skandinavischen Stil. Die 45 Ferienimmobilien bieten Wohnflächen zwischen 75 und 98 Quadratmetern. Die Nähe zu Berlin und die Erreichbarkeit des Flughafens BER sollen Touristen locken.

Die Deutschen träumen von Reisen, die große Erlebnisse und Tiefgang versprechen, zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Reiseträume“ von HolidayCheck. Obwohl es um absolute Sehnsuchtsziele – losgelöst von Budget, Zeit oder Sicherheitsaspekten – ging, landet überraschenderweise das eigene Land auf dem ersten Platz der Bucket List.

Die österreichische Tourismusbranche blickt mit verhaltenem Optimismus auf die kommende Wintersaison 2025/26. Trotz eines weiterhin herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds zeigt eine aktuelle Studie ein stabiles Nachfrageniveau.

Der Deutsche Reiseverband blickt optimistisch auf die kommende Wintersaison 2025/26. Fernreisen und Kreuzfahrten erleben derzeit einen signifikanten Zuwachs. Insgesamt liegt das Umsatzwachstum für den Winter nach Buchungsstand Ende August bei neun Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Für Gen Z und Millennials sind Geschäftsreisen laut einer Umfrage weit mehr als eine berufliche Anforderung; sie stellen vielmehr eine Gelegenheit zur Aufwertung des Lebensstils dar. Und dafür sind sie auch bereit zu zahlen.

In den Herbstferien werden kaum Strandkörbe an der Ostsee zu finden sein. Dabei sollte ein Erlass den Streit um Aufstellfristen beilegen. Die neuen Regeln seien aber praxisfern, kritisieren Verleiher.

Die touristische Branche in Nordrhein-Westfalen blickt mit gemischten Erwartungen auf die anstehenden Herbstferien. Eine gemeinsame Betriebsbefragung von Tourismus NRW und dem DEHOGA NRW zeigt, dass die Nachfrage momentan heterogen ist, wobei insbesondere Ferienwohnungen und -häuser überdurchschnittlich gut gebucht sind.

Laut einer aktuellen Trendstudie von Hilton verlagert sich der Fokus deutscher Reisender im Jahr 2026 stärker auf emotionale Beweggründe. Diese Reisen sind demnach weniger vom Zielort als vielmehr vom Wunsch nach Erholung, der Wiederverbindung mit Liebsten und der Suche nach bedeutsamen Erlebnissen geprägt.