Wohin geht die Reise? Wie Bots die Urlaubsplanung verändern

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Was sollte ich mir anschauen, wenn ich zwei Tage in Barcelona bin? Welche Optionen habe ich, um von Berlin nach Tirol zu reisen? Wo kann ich hinfahren, wenn ich es warm haben will und das Meer und die Berge nicht weit weg sind?

Solche Fragen können Reiseführer oder Mitarbeiter in Reisebüros beantworten. Oder vielleicht die Freundin, die zuletzt in Barcelona war. Doch immer häufiger liefern auch KI-Systeme die Antworten. Künstliche Intelligenz ist längst beim Reisen angekommen und verändert, wie wir Urlaub planen und buchen.

Millionen nutzen laut Umfrage schon KI bei Reisen

Laut einer aktuellen Befragung der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) haben 17 Prozent der 18- bis 75-Jährigen in Deutschland schon KI-Anwendungen im Zusammenhang mit einer Urlaubsreise genutzt – das seien auf die Bevölkerung hochgerechnet mehr als zehn Millionen Menschen. Mehr als ein Drittel (35 Prozent), hochgerechnet 21 Millionen Menschen, verneinte das zwar, kann sich die Nutzung von KI aber in Zukunft vorstellen.

Was die repräsentative Umfrage auch ergab: Von den Befragten, die schon Chatbots und Co. für ihre Urlaubsplanung genutzt haben, empfand ungefähr die Hälfte (48 Prozent) die Vorschläge der KI als hilfreich. Viele gaben an, es habe ihnen Zeit gespart (42 Prozent). 

Jeder und jede Sechste (16 Prozent) monierte aber falsche Informationen, jeweils zehn Prozent gaben an: Die KI mindere spontane Entdeckungen. Und sie sorge dafür, dass man im Urlaubsland weniger in die örtliche Kultur eintauche.

Reisevertriebsexperte: KI-Entwicklung «beängstigend schnell»

Die Künstliche Intelligenz birgt – wie in allen Lebensbereichen – beim Reisen ebenfalls Licht und Schatten. Doch sie wird bleiben, davon ist Michael Buller überzeugt. Es sei wie mit den Navigationssystemen von Anbietern wie Google Maps: «Die Masse wird dem mehr oder weniger blind folgen», so der Vorstand des Verbands Internet Reisevertrieb (VIR), bei dem unter anderem Booking.com, die Expedia Group und Holidaycheck Mitglieder sind. Die Entwicklung der KI gehe beängstigend schnell.

Was den Reisevertriebsprofi noch umtreibt, ist die Frage nach der Verantwortung: Aktuell liege die beim Nutzer. «Aber es kann sein, dass die Unternehmen irgendwann die Anbieter der KI-Systeme übernehmen und sagen: Wir machen die richtigen Prompts.» Und dann auch für die Antworten einstehen.

Prompts: Das sind die Anweisungen oder Fragen, mit denen man die KI füttert. Je präziser und konkreter man sie fasst, desto besser sind die Ergebnisse. Doch genau daran, so Bullers Einschätzung, scheitern Reisende oft noch, wenn es um die Planung von auf sie zugeschnittenen Reisen geht. 

Der Bot fragt nach - und liefert in 22 Sekunden eine Reiseplanung

Längst fragen die Systeme allerdings von selbst nach oder geben Anregungen, mit welchen Infos sie präzisere Ergebnisse liefern könnten. Als ich zum Beispiel ChatGPT frage, ob er mir eine Reise planen kann, fragt der Bot direkt zurück: Wohin möchtest du reisen? Wann und wie lange? Wie reist du, also allein, zu zweit, als Familie mit Kindern oder als Gruppe? Was ist dir wichtig (Natur, Kultur, Strand, Action, Wellness, Ski, Städtereise usw.)? Wie ist dein Reisebudget?

Ich schreibe wenige Sätze: Dass wir als Familie nach Südtirol wollen, sieben Tage in den ersten drei Berliner Sommerferienwochen, für ein Budget von 1.500 Euro. Wir wollen wandern und ein bisschen Stadt erleben.

Es dauert 22 Sekunden. Dann spuckt mir der Bot eine Übersicht aus, die vier A4-Seiten füllt: Anreiseoptionen mit Auto, Zug und Flug, Übernachtungsorte, Vorschläge, was man an jedem der sieben Tage vor Ort machen könnte. Und eine Packliste für den Koffer. Falls mir vier Seiten Lesestoff zu viel sein sollten, gibt es am Anfang eine Zusammenfassung des Inhalts. 

Hätte ich mir das selbst zusammenrecherchiert, es hätte mich Stunden gekostet. So habe ich schnell einen ersten Überblick.

Flüge ins Warme? Angebote in Sekundenschnelle

Ein weiteres Beispiel: Google hat seine Flugsuchmaschine Google Flights kürzlich um eine Suchoption auf KI-Basis erweitert – statt Daten zu wählen, Filter zu setzen und Flughäfen einzutippen, gibt man einfach ein, was man sich für seine Reise vorstellt. Laut Google zielt das vor allem auf flexible Reisende.

Testweise tippte ich ein, dass ich nach einer einwöchigen Reise in eine Stadt mit gutem kulinarischem Angebot suche, in der es noch schön warm ist. Und die per Direktflug aus Berlin erreichbar ist. Innerhalb von Sekunden habe ich sechs Angebote vor mir, unter anderem für Marrakesch, Lissabon und Kairo. Mit drei Klicks war ich auf der Buchungsseite der Fluggesellschaft und hätte die Tickets kaufen können. Geht es nach Google, soll man in der Zukunft auch Flüge und Hotels direkt in dem KI-Modus buchen können.

Der Urlaub wird besser zugeschnitten

Michael Buller sieht in der KI viel Potenzial. «Die Suche wird einfacher.» Und: «Die Individualisierung wird helfen, dass das, was ich als Urlaub mache, besser matcht als vorher», sagt er. Eine große Rolle spielt dabei das Vertrauen: Wie gut und glaubwürdig sind die Ergebnisse? Denn es klang in der FUR-Umfrage schon an: Längst nicht immer ist auf das, was die KI ausspuckt, Verlass. 

Aber die Systeme lernen - und die Nutzer auch. «Je besser die Erfahrung, desto wahrscheinlicher wird KI ein Großteil eines Lebens tangieren», so Buller. Für die Reisebranche ist das alles eine Herausforderung. «Jedes Geschäftsmodell wird sicher hinterfragen müssen», sagt der Vorstand des VIR. 

Buchungsportale und Veranstalter sind natürlich nicht untätig: Längst machen sich KI für ihr eigenes Angebot zunutze:

  • Sie entwickeln ebenfalls Chatbots als Alternative für Eingabemasken, in denen Urlauber bei der Suche nach Reisen sonst erst in diversen Kästchen Häkchen setzen und Entscheidungen treffen müssen.
  • Es gibt Software, die anhand von Mausbewegungen erkennt, wenn man ein Buchungsportal verlässt – dann öffnet sich ein Chatfenster und der Nutzer wird von einem Bot gefragt, wie man ihm helfen könne. Nicht wenige buchten dann doch, sagt Michael Buller.
  • Und auch beim Service ist KI auf dem Vormarsch: «Viele Anbieter nutzen KI-Systeme zum Beispiel für die Reklamationsverarbeitung, oder Versicherungen bei der Schadensabwicklung.»

Reisebüros: Die Kunden kommen immer informierter

Auch in Reisebüros halten KI-Assistenten Einzug. «Wir statten unsere Büros damit aus, damit die Mitarbeiter auf gewisse Anfragen von Kunden schnelle Antworten haben», sagt Ömer Karaca. Er ist Geschäftsführer von Schmetterling International, einem Dienstleiter für über 2.000 unabhängige Reisebüros: «Wir merken, dass durch ChatGPT und Co. die Kunden immer besser informiert ins Reisebüro kommen und manchmal eigentlich schon alles wissen. Sie haben teilweise ganze Reiseverläufe vorbereitet.»

Doch über ChatGPT etwa kann man keine Reise buchen. Noch nicht. Was ist, wenn sich das ändert?

Es sei alles in einem Riesenwandel, sagt Karaca. Bei den Online-Portalen und in den Reisebüros. Doch Angst hat er nicht: «Wir werden KI einsetzen, sie wird uns unterstützen – aber sie wird uns nicht ersetzen», sagt der Reisebüroprofi. «Es geht hier um Urlaub, da geht es um Emotion und Vertrauen.» 

Und damit auch um den Faktor Mensch.

So kann KI bei der Urlaubsplanung helfen

Ein günstiger Flug nach Istanbul oder ein Reiseplan für Südfrankreich? Künstliche Intelligenz kann Zeit und Geld bei der Urlaubsplanung sparen. Doch man muss sie richtig füttern - und Fragen stellen.

Also einfach den KI-Chatbot der Wahl befragen oder auf Tourismus und Reiseplanung spezialisierte Chatbots wie «Guidegeek.com», «Kayak.ai», «Mindtrip.ai» oder «Usevacay.com» zurückgreifen. Selbst wenn die Benutzeroberfläche einer Seite in englischer Sprache gehalten sein sollte, kann man direkt auf Deutsch fragen und erhält problemlos Antworten auf Deutsch.

Die Güte der Chatbot-Antworten hängt aber in hohem Maße auch von den Eingaben («Prompts») der Nutzenden ab. Dazu hat Chatbot-Betreiber Kayak fünf Tipps parat:

1. Konkret statt vage

Je präziser der Prompt, desto hilfreicher die Antwort. Nicht nur schreiben: «Plane mir eine Reise nach Südfrankreich.» Sondern zum Beispiel: «Hilf mir einen Roadtrip durch Südfrankreich zu planen. Ich bin an lokaler Küche und Kunst interessiert, möchte möglichst viele Städte erkunden und Orte mit zu vielen Touristen meiden.»

2. Limits und Vorgaben machen

Buchungsportale haben diverse Filter und Regler, die man anklicken und verschieben kann: Wie viele Sterne soll das Hotel haben? Welche Verpflegung ist gewünscht? Und so weiter. Das haben Chatbots nicht – was einige Nutzer als angenehm empfinden dürften. 

Doch man kann und sollte ihnen in seinen Prompts Limits und Vorgaben machen. Konkretes Beispiel: «Finde ein Boutique-Hotel in Berlin-Schöneberg mit inkludiertem Frühstück, Badewanne auf dem Zimmer und für unter 200 Euro pro Nacht.»

3. Tipps holen - etwa zu Flugpreisen

Sie wollen keine Reisepläne, sondern Informationen, wann Flüge besonders günstig sind? Dann prompten sie doch: «In welchem Zeitraum sind Flüge nach Teneriffa besonders günstig?» Oder: «Zeig mir eine Tabelle mit Preisdaten für Flüge von Berlin nach Istanbul nach Wochentagen für den August.»

4. Immer nachfragen

Mit Chatbots lässt sich - der Name sagt es - immer ein Dialog führen. Ist die Antwort auf einen Prompt nicht zufriedenstellend, kann und sollte man nachfassen. Etwa bei der Preistabelle für Istanbul-Flüge: Sind dort auch Umsteigeverbindungen aufgeführt, aber man will nur Direktflüge? Dann schreibt man das.

5. Stimmt das auch?

Wichtig: KI kann ein nützlicher Helfer sein, doch sie kann Fehler machen. Deshalb sollte man ihr nicht blind vertrauen - und gegebenenfalls etwa auch eine Suchmaschine bemühen oder den Chatbot nach einer Begründung für die jeweilige Antwort fragen: Warum hast du mir das empfohlen? Wieso sind die Flüge in dem Zeitraum besonders günstig? Und auch nicht vergessen: Nichts Persönliches und auch keine anderen sensiblen Daten eingeben.


 

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