Nach Verhaftung in Hotel: Bewährung für türkischen Spion

| War noch was…? War noch was…?

Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat einen türkischen Spion zu einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Es sah die Anklagevorwürfe der geheimdienstlichen Agententätigkeit und des unerlaubten Waffenbesitzes am Donnerstag bestätigt. Der Haftbefehl gegen den geständigen 41-Jährigen wurde nach neun Monaten Untersuchungshaft aufgehoben - er kommt damit auf freien Fuß.

Angesichts der Vorgeschichte habe man den Eindruck bekommen können, es stünde «ein kleiner James Bond» vor Gericht, sagte Richter Lars Bachler - «dem war nicht so». Das Ganze habe sich auf eher niedrigem Niveau abgespielt: Der Mann habe dem Geheimdienst Informationen geliefert und so versucht, dort einen beruflichen Einstieg zu bekommen.

Dies sei allerdings keine Kleinigkeit, «denn die Denunzierten hatten für sich und ihre Familien erhebliche Nachteile zu befürchten», betonte Bachler. Dem Geständnis des Angeklagten war eine Absprache mit dem Gericht vorangegangen: Der Senat hatte dem Mann im Gegenzug eine Bewährungsstrafe von maximal zwei Jahren zugesagt.

Der Angeklagte hatte gestanden, seit 2018 Informationen über Unterstützer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der Gülen-Bewegung gesammelt und an den türkischen Geheimdienst weitergegeben zu haben. «Er hat so auf eine Karriere als Quereinsteiger beim Geheimdienst gehofft», erklärte sein Verteidiger.

«Es tut mir Leid, ich möchte mich bei Ihnen allen entschuldigen. Ich habe einen Fehler gemacht», sagte der Angeklagte in seinem Schlusswort. Mit dem Strafmaß entsprach der Senat dem Antrag des Verteidigers.

Der 41-Jährige hatte ausgesagt, er sei nach dem Kauf eines Hotels in der Türkei an die falschen Leute geraten und beruflich in den Ruin getrieben worden. Dies habe in ihm die Überzeugung reifen lassen: «In der Türkei muss man Macht und Vitamin B haben, sonst geht gar nichts. Ich möchte zum Geheimdienst.»

Deswegen habe er sich zwei Geheimdiensten als Informant angedient. Den Ex-Verlobten seiner Freundin habe er als PKK-Mann denunziert. Er habe auch Informationen über Anhänger der Gülen-Bewegung gesammelt. Zudem habe er sich in Deutschland eine täuschend echt wirkende Schreckschusspistole gekauft: «Das gab mir Kraft und Sicherheit, wenn die Pistole in meinem Hosenbund steckte.»

Die 200 Schuss scharfe Munition, die man bei ihm gefunden habe, habe er für sein Hobby benötigt: das Sportschießen auf Schießständen. Es sei schlicht billiger gewesen, die Munition nicht erst am Schießstand zu kaufen.

Der Mann war im September 2021 in einem Düsseldorfer Hotel festgenommen worden, nachdem ein Hotelmitarbeiter in seinem Zimmer eine Waffe und scharfe Munition entdeckt hatte. Die Polizei hatte ein Großaufgebot in Bewegung gesetzt, weil eine akute Gefahrenlage und bevorstehende Mordanschläge auf Regierungsgegner zunächst nicht ausgeschlossen werden konnten. Die Waffe entpuppte sich dann als Schreckschusswaffe, eine scharfe Waffe wurde nicht gefunden (Tageskarte berichtete).

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Angeklagte und der Generalbundesanwalt können Revision einlegen, über die der Bundesgerichtshof zu entscheiden hätte. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der wegen Steuerhinterziehung und Insolvenzverschleppung verurteilte Star-Koch Alfons Schuhbeck bleibt weiter auf freiem Fuß. Grund sind eine Krebserkrankung des 76-Jährigen und notwendige Behandlungen außerhalb einer Justizvollzugsanstalt.

Im Hotel Le Méridien Hamburg hat die erste Weihnachtsfeier für obdachlose Menschen stattgefunden. Angesichts der positiven Rückmeldungen gibt es bereits Überlegungen für eine Fortsetzung.

Im andauernden Ermittlungsverfahren wegen der Entführung der Block-Kinder hat die Staatsanwaltschaft Hamburg zwei weitere Beschuldigte aus Israel vernommen. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft in einem ähnlichen Schritt bereits den Chef einer israelischen Sicherheitsfirma befragt. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt

Die Compass Group Deutschland hat sich entschieden, in der Vorweihnachtszeit ein Zeichen der gesellschaftlichen Verantwortung zu setzen. Das Unternehmen unterstützte die Frankfurter Tafel mit einer Spende von 25.000 Euro anstelle der üblichen Weihnachtspräsente.

Die 20. Benefiz Gala von McDonald's Deutschland zugunsten der Kinderhilfe Stiftung verzeichnete einen Rekordbetrag. Der Erlös kommt den Ronald McDonald Häusern und Oasen zugute, welche Familien schwer kranker Kinder nahe den Spezialkliniken beherbergen.

Ein Abend mit verheerendem Ende: In einem Lokal befindet sich statt Champagner MDMA in einer Flasche. Ein Mann stirbt nach dem Trinken. Nun kommt ein 46-Jähriger vor Gericht.

Bald soll sich entscheiden, ob der an Krebs erkrankte Alfons Schuhbeck zurück ins Gefängnis muss. Das Landgericht München hatte den Fernsehkoch und Gastronomen im Juli unter anderem wegen Insolvenzverschleppung, Betrugs und vorsätzlichen Bankrotts verurteilt.

Die Polizei in Siegburg sah sich am Montagmorgen mit einem ungewöhnlichen Fall konfrontiert, nachdem eine Zeugin an der Wahnbachtalstraße den Diebstahl von gebrauchtem Frittierfett aus einem Restaurantlager meldete. Sowohl der Transporter als auch die Ölfässer wurden als Beweismittel beschlagnahmt.

Er hatte auf Millionen aus dem Erbe seiner Mutter gehofft, doch der Brauerei-Spross wird wohl weiter leer ausgehen. Zu einem Berufungsverfahren im Erbschaftsstreit wird es jedenfalls nicht kommen.

Ein leichter Tritt - schon ist der Job weg. Eine Abmahnung ist nicht nötig. Das geht aus einem aktuellen Fall hervor. Hier war ein Arbeitnehmer in Rage geraten, weil der Chef ihm das Handy verbot.