Eine aktuelle Umfrage des Ferienhaus-Portals Holidu unter Gastgebern in Europa beleuchtet den Umgang mit zurückgelassenen Lebensmitteln in Ferienunterkünften. Die Erhebung, die zwischen insgesamt 1.475 Ferienhausvermieter in Deutschland (davon 99 Prozent privat) sowie 501 Gastgeber in Italien (96 Prozent privat), 598 in Spanien (94 Prozent privat) und 625 in Frankreich (96 Prozent privat) einschloss, zeigt, dass Essensreste zu den häufigsten Hinterlassenschaften von Reisenden zählen.
Umgang mit zurückgelassenen Vorräten
In Deutschland lässt fast jeder zweite Vermieter (48 Prozent) ungeöffnete, haltbare Produkte bewusst in der Unterkunft stehen. Viele Gastgeber signalisieren damit Gelassenheit und sparen sich unnötige Entsorgungsarbeit. Geöffnete Lebensmittel bleiben dagegen selten zurück. Nur 7 Prozent der deutschen Vermieter bewahren sie auf, während 21 Prozent alles wegwerfen. Ein Drittel unterscheidet: Frische Ware kommt in den Müll, Konserven bleiben.
Im europäischen Vergleich zeigen sich ähnliche Muster. In Spanien, Italien und Frankreich bleiben ungeöffnete Produkte ebenso häufig stehen. Geöffnete Vorräte werden hingegen kaum aufgehoben – mit einer Ausnahme: In Frankreich zeigt sich etwas mehr Toleranz (11 Prozent).
Spendenbereitschaft und alternative Lösungen
Auffällig ist, dass sich in Spanien eine besonders solidarische Haltung zeigt. Dort spenden 22 Prozent der Vermieter geeignete Lebensmittel, was doppelt so viele sind wie in Deutschland. In Frankreich und Italien bleibt die Spendenbereitschaft zurückhaltender.
Neben der Spende greifen Gastgeber auch zu kreativen Lösungen: Reinigungskräfte nehmen Reste mit, Nachbarn freuen sich über Konserven, und manches Huhn bekommt ein spontanes Festmahl.
Reaktionen der Gastgeber: Geste oder Ärgernis?
Viele Gastgeber sehen die Küchenfunde pragmatisch. In Deutschland stören sich 58 Prozent nicht an zurückgelassenen Lebensmitteln. 15 Prozent finden sie sogar hilfreich oder nett gemeint. Ein gutes Viertel (27 Prozent) empfindet sie dagegen als störend oder unhygienisch.
In Spanien und Frankreich überwiegt der Nutzen : Ein Drittel der Befragten begrüßt die Hinterlassenschaften , nur wenige fühlen sich davon gestört. In Italien sind die Reaktionen gemischt, ähnlich wie in Deutschland.
Michelle Schwefel vom Deutschen Ferienhausverband ordnet die Ergebnisse ein: „Zurückgelassene Lebensmittel sind für die meisten Gastgeber Alltag. Oft sind sie eine nette Geste, mal eine unnötige Belastung. Wichtig ist, dass Vermieter hygienisch handeln und Abfälle fachgerecht entsorgen. Wenn Produkte bewusst als Geschenk hinterlassen werden, zeigt dies Wertschätzung – und Gastgeberinnen wie Gastgeber freuen sich darüber".
Kuriose Funde und Problemfälle
Die Holidu-Umfrage zeigt, dass manche Gäste weit mehr als ein Glas Marmelade zurücklassen. In einem Fall blieb sogar ein gefüllter Kühlschrank samt Bioprodukten zurück. Gäste aus Dubai vergaßen zwei Kilogramm Datteln. Andere hinterließen 40 rohe Eier oder einen Vorrat an 50 Dosen Kokoswasser. Auch Delikatessen wie Schnecken oder Garnelen tauchten auf – ebenso wie Champagner oder eine kunstvoll verzierte Geburtstagstorte.
Mitunter werden Lebensmittel an ungewöhnlichen Orten entdeckt: Fleisch im Gebüsch, Chorizo im Badezimmerschrank oder Hühnerknochen unterm Bett. Ein ausgeschalteter Kühlschrank voller verderblicher Reste oder zehn leere Bierdosen hinter der Küchenzeile zeigen, dass nicht jede Abreise reibungslos verläuft. In einem Fall löste ein vergessenes Brotpaket sogar einen Lebensmittelmottenbefall aus.
Doch es geht auch anders: Einige Gäste nutzen Lebensmittel, um sich zu bedanken, etwa mit selbstgemachtem Eierlikör, Tee aus Japan, Olivenöl aus der südländischen Heimat – oder Mikrowellengerichten, versehen mit einem handgeschriebenen Zettel: „Guten Appetit".











