Die Erfassung der Besucher auf dem Münchner Oktoberfest ist eine komplizierte Rechenaufgabe. In sie fließen unter anderem Schätzwerte von erfahrenen Wiesn-Experten ein, dazu Platzzahlen in den Zelten und Erkenntnisse aus Luftbildaufnahmen. Alljährlich kamen um die sechs Millionen Gäste, wegen dieser Zahl gilt die Wiesn als größtes Volksfest der Welt.
Bei der letzten Wiesn vor der Pandemie im Jahr 2019 zählte die Festleitung nach dem Verfahren 6,3 Millionen Gäste. Bis zur Halbzeit dieser Wiesn waren es drei Millionen. Der Rekord lag 1985 bei 7,1 Millionen. 2016 ließen schlechtes Wetter und Terrorangst die Zahl auf 5,6 Millionen sinken.
Dass die so ermittelten Besucherzahlen sehr genau zutreffen, bestätigte 1997 eine einmalige Besuchererfassung per Radar. Die Zählung hatte ein damaliger Wirt vom Cannstatter Wasen in Stuttgart veranlasst. Walter Weitmann hatte die Wiesn-Zahlen als zu hoch angezweifelt. Die Radar-Erfassung ergab jedoch: Die Schätzzahlen der Wiesn-Festleitung waren eher zu niedrig.
Abhängig ist die Besucherzahl vor allem vom Wochentag und vom Wetter. Die Festleitung geht unter der Woche bei einfacher Belegung der Zelte von gut 200 000 Besuchern am Tag aus - etwas mehr als die Hälfte in den Zelten und die übrigen auf den Wiesn-Straßen. Deren Zahl wurde über gerasterte Luftbildaufnahmen der Theresienwiese ermittelt. Anschließend wurden die Menschen gezählt, die sich in einem Rasterfeld aufhielten.
Je nach Dichte des Besucherstromes und der Belegung der Zelte wendet das Wirtschaftsreferat zur Ermittlung der täglichen Besucherzahl einen Belegungsfaktor von eins bis drei an. Dieser Faktor wird geschätzt und beruht auf der Erfahrung der Experten. Zur Überprüfung der Schätzwerte werden weitere Parameter einbezogen, etwa die Menge des konsumierten Bieres. Auch der Verbrauch von Strom, Gas und Wasser fließt ein. Als Indikator für den Anteil der ausländischen Besucher dient unter anderem der Geschäftsverlauf an den Souvenirständen. (dpa)