Die Deutschlandchefin des Kurzzeitvermietungsportals Airbnb, Kathrin Anselm, hat Vorwürfe entschieden zurückgewiesen, ihr Unternehmen trage Mitschuld an den explodierenden Mieten in Berlin. Kritiker aus Mieterschutzorganisationen und der Politik sehen in der Kurzzeitvermietung über Plattformen wie Airbnb einen Faktor, der Wohnungen dem regulären Markt entzieht und dadurch die Preise nach oben treibt.
Anselm bezeichnete die Kritik als haltlos: "Davon zu sprechen, Airbnb ließe die Mieten ansteigen, ist schlicht abenteuerlich", sagte sie der Funke Mediengruppe.
Geringer Anteil am Berliner Wohnungsmarkt
Zur Stützung ihrer Position beruft sich die Managerin auf Zahlen des Fraunhofer-Instituts. Demnach machten die über Airbnb angebotenen Wohnungen in Berlin lediglich rund 0,3 Prozent des gesamten Wohnungsbestandes aus.
Besonders gering sei zudem der Anteil der Anbieter, die ihre Wohnung dauerhaft als Ferienwohnung vermieten. Anselm erklärte, dass "Lediglich 0,07 Prozent vermieten mehr als 90 Tage." Sie hob hervor, dass etwa 80 Prozent der Airbnb-Anbieter sogenannte Home-Sharer seien, die ihre eigene Wohnung nur gelegentlich vermieteten. "Diese Praxis entzieht dem Markt keine Wohnungen", so ihre Schlussfolgerung.
Zweifel an kritischer DIW-Studie
Die Managerin äußerte zudem Zweifel an einer DIW-Studie, die einen Zusammenhang zwischen dem Airbnb-Angebot und steigenden Mieten nahelegt. Anselm kritisierte, die Untersuchung basiere auf "fehlerhaften Scraping-Daten und einer unpräzisen Methodik".
Als Gegenbeispiel für die angebliche Korrelation nannte die Deutschlandchefin die spanische Metropole Barcelona. Dort sei das Airbnb-Angebot zwischen 2018 und 2024 um ein Viertel gesunken, während die Mieten im gleichen Zeitraum dennoch um 40 Prozent gestiegen seien.
DIW sieht Zusammenhang: 13 Cent mehr pro Quadratmeter
Die von Anselm kritisierte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) kommt jedoch zu anderen Ergebnissen. Laut dem DIW Wochenbericht 7/2021 steigt durch eine zusätzliche Airbnb-Unterkunft die Angebotsmiete im direkten Umfeld um durchschnittlich 13 Cent je Quadratmeter.
Dieser Effekt sei vor allem auf dauerhafte Airbnb-Angebote zurückzuführen, die als Wohnungen auf dem regulären Markt nicht mehr verfügbar sind. Die DIW-Analyse stellt fest, dass in Berlin die Bevölkerung und die Bettenzahl in Beherbergungsbetrieben seit der Wiedervereinigung stark gestiegen sind, was den Wohnungsmarkt zusätzlich unter Druck setzt.
Zweckentfremdungsverbot und seine Wirkung
Das in Berlin eingeführte Zweckentfremdungsverbot-Gesetz (ZwVbG), das die Kurzzeitvermietung erheblich beschränkt, hat nach Feststellung des DIW zu einer Entspannung geführt. Durch die Rückkehr von Wohnungen auf den Mietwohnungsmarkt seien die Mieten etwas gesunken. Die Mietersparnis könne, abhängig vom Bezirk, für eine 65 Quadratmeter große Wohnung bis zu 38 Euro monatlich betragen.
Gleichzeitig schätzen die DIW-Ökonomen die Gesamtwirkung des Verbots auf die Wohnungsknappheit und den Mietpreisanstieg als gering ein, da nur wenige Wohnungen kurzzeitig untervermietet werden. Einer der Autoren, Tomaso Duso, merkte an, dass Kurzzeitvermietungen auch positive Effekte haben könnten, indem sie beispielsweise zu einer effizienteren Nutzung von kurzzeitig leerstehenden Wohnungen führten.
Fokus auf Wohnraumschaffung gefordert
Unabhängig von den DIW-Erkenntnissen forderte Airbnb-Chefin Anselm, die öffentliche Aufmerksamkeit liege "auf dem falschen Thema". Es sei einfacher, die Kurzzeitvermietung zu regulieren, als sich um die komplexeren Probleme der Wohnraumschaffung und Leerstandsbekämpfung zu kümmern. Ihre Kernbotschaft an die Politik lautet: "Wohnraum wird nicht geschaffen, indem man Kurzzeitvermietung verbietet."














