Ausbildungsverträge: 45 Prozent weniger Köche

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Ausbilden ist im Jahr der Corona-Krise für viele Unternehmen ein Kraftakt. Wer trotzdem Fachkräfte ausbildet, kann seit Kurzem staatliche Unterstützung beantragen. In vielen Betrieben fehlte der Nachwuchs schon vor der Krise. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, haben in den vergangenen Jahren immer weniger Menschen eine Ausbildung in der Gastronomie, Hotellerie, im Tourismus sowie im Einzelhandel begonnen.

Im Jahr 2019 wurden 77.000 neue Ausbildungsverträge in diesen Branchen abgeschlossen und damit 28 Prozent weniger als im Jahr 2010. Dieser Wert liegt deutlich unter dem Durchschnitt: In allen dualen Ausbildungsberufen wurden insgesamt 8 Prozent weniger Neuverträge als noch vor zehn Jahren abgeschlossen. 

Immer weniger junge Menschen beginnen eine Ausbildung als Koch oder Köchin 

Die Gastronomie ist eine der Branchen, die von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ab Mitte März besonders getroffen wurde, da Restaurants und Lokale über Wochen geschlossen bleiben mussten.

Aber auch vor 2020 hatte die Branche einen schweren Stand bei potenziellen Nachwuchskräften. Das zeigt sich an der Zahl der Auszubildenden: Im vergangenen Jahr begannen 15.000 Menschen eine berufliche Ausbildung in der Gastronomie oder Speisenzubereitung, zehn Jahre zuvor waren es noch 28.000. Der Beruf Koch/Köchin gehört ebenfalls zu den Top Ten der unbesetzten Ausbildungsstellen (Platz 7), die die Bundesagentur für Arbeit im Juli 2020 veröffentlicht hat. Demnach waren zu diesem Zeitpunkt noch 4.429 Stellen unbesetzt.

Kaufleute im Einzelhandel: Die meisten Neuverträge, trotzdem mangelt es an Nachwuchs 

Kauffrau oder Kaufmann im Einzelhandel ist der Ausbildungsberuf, in dem die meisten Ausbildungsverträge im vergangenen Jahr neu abgeschlossen wurden. Mehr als 26.000 Neuabschlüsse verzeichnete die amtliche Statistik im Jahr 2019. Ein Zeitvergleich offenbart allerdings: Die Neuvertragsabschlüsse gehen seit Jahren überdurchschnittlich zurück, 2019 gab es 22 Prozent weniger Neuabschlüsse für eine Ausbildung als Kauffrau/Kaufmann im Einzelhandel als noch vor zehn Jahren (2010: 33 000). 

An Ausbildungsstellen mangelt es nicht, auch aktuell nicht. Mehr als 38.000 und damit fast jede fünfte unbesetzte Ausbildungsstelle in Deutschland ist laut Bundesagentur für Arbeit im Einzelhandel oder Verkauf angesiedelt (Stand: Juli 2020). Und fast 30.000 beziehungsweise 15 Prozent der insgesamt 201.000 unbesetzten Ausbildungsstellen entfallen auf die Berufsausbildung „Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel“ und „Verkäufer/-in“. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden rund 48.000 Neuverträge in diesen beiden Berufen abgeschlossen. 

Die Zahl aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist seit Jahren rückläufig. Während 2010 noch 559.000 Verträge abgeschlossen wurden, waren es 2019 nur noch 513.000. Insgesamt befanden sich am 31. Dezember 2019 rund 1,3 Millionen Personen in einer dualen Berufsausbildung, zehn Jahre zuvor waren es noch 1,5 Millionen (-11,9 Prozent).


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