Corona-Typen: Urlaubsstimmung bei nur knapp der Hälfte der Deutschen

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

In welchem Maße werden die Deutschen im Corona-Sommer 2020 verreisen und Freizeitaktivitäten ausüben? Eine Studie von hopp Marktforschung und markengold PR untersucht das Verbraucherverhalten in Deutschland dabei nicht pauschal, sondern aufgeschlüsselt für vier verschiedene Corona-Typen. Damit liefert die Studie erstmals ein Erklärungsmodell für das unterschiedliche Verhalten großer Bevölkerungsgruppen, differenziert nach ihren Einstellungen zur Ansteckungsgefahr und den Eindämmungsmaßnahmen aufgrund der Pandemie.

Urlaubsstimmung bei nur knapp der Hälfte der Deutschen

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich Fragen nach dem Reiseverhalten nicht pauschal, sondern nur in Betrachtung unterschiedlicher „Corona-Typen“ beantworten lassen. 45 Prozent der Bevölkerung (Corona-Typen: Gelassene Aktive und Unbesorgte Kritiker) sind nicht (mehr) wegen Corona besorgt und wollen diesen Sommer aktiv genießen. Es sind zahlreiche Freizeitaktivitäten geplant und ein Teil will auch ins Ausland reisen. 55 Prozent der Bevölkerung (Corona-Typen: Besorgte Unterstützer und Besorgte Passive) sind aufgrund von Corona weiterhin so besorgt, dass sie für 2020 alle Reisen abgesagt haben und die Freizeitaktivitäten stark einschränken.

Tourismus: 12,5 Mio. Reisen wurden bereits abgesagt oder verschoben 43 Prozent der Deutschen haben bislang wegen der Corona-Krise eine geplante Urlaubsreise abgesagt oder verschoben. Dies entspricht 35,7 Mio. Personen bzw. 12,5 Mio. Reisen.

Die Mehrheit der Deutschen reist 2020 nicht ins Ausland

Die Mehrheit der Deutschen planen 2020 keine Auslandsreise mehr. Selbst bei zeitnaher Grenzöffnung ohne größere Restriktionen (also z. B. keine Quarantäne-Pflicht nach Rückkehr) werden 56 Prozent wahrscheinlich oder bestimmt darauf verzichten.

Je später die Grenzöffnungen, desto weniger Urlaube 2020

Die Studie untersuchte zudem zwei mögliche Szenarien: Die Möglichkeit für Auslandsreisen ohne größere Unnanehmlichkeiten in wichtige Urlaubsländer schon ab Juli oder erst ab Oktober. Ergebnis: Je später die Grenzen öffnen und Urlaubsreisen wieder ohne größere Einschränkungen möglich sind, desto mehr Menschen würden noch in diesem Jahr eine Urlaubsreise buchen. Im ersten Szenario (Juli) würden 25 Prozent noch 2020 eine Auslandsreise unternehmen, im zweiten (Oktober) nur noch 19 Prozent.

Freizeitangebote: Deutlich weniger Nutzer im Corona-Sommer 2020 erwartet

Freizeitaktivitäten sind oft mit großen Menschenansammlungen assoziiert – ein Bild, das seit der Corona-Krise mit gesundheitlicher Gefahr verbunden wird. Daher plant etwa die Hälfte der Bevölkerung weniger Freizeitaktivitäten für diesen Sommer. Die höchsten Besucherverluste werden kulturelle Veranstaltungen wie z. B. Konzerte sowie Open-Air-Events verzeichnen – sofern sie denn überhaupt stattfinden. Jeweils 62 Prozent wollen seltener kulturelle Veranstaltungen und Open- Air-Events besuchen.

Deutsche baden deutlich weniger im Corona-Sommer 2020

49 Prozent der Deutschen planen für diesen Sommer weniger Besuche in Freibädern und 54 Prozent weniger Besuche in Hallenbädern – vorausgesetzt es werden überhaupt ausreichende Kapazitäten von den Betreibern bereitgestellt. Denn im Zuge der Umsetzung der Corona-Schutzmaßnahmen wurden von vielen Betreibern die zugelassenen Besucherzahlen teils drastisch reduziert.

Über die Hälfte der Deutschen gehen seltener in Restaurants

55 Prozent der Deutschen – vor allem Corona-Besorgte – wollen in diesem Sommer seltener Restaurants besuchen. Die Aktiven planen demgegenüber mehr Besuche (20 Prozent), denn es besteht Nachholbedarf.

Deshalb bleiben Besucher im Corona-Sommer 2020 zu Hause

Die zwei Hauptgründe für die Nichtnutzung der Freizeitangebote im Corona-Sommer 2020 sind:

  1. Die als lästig empfundenen Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht und Registrierungspflicht.
  2. Die immer noch vorhandene Angst vor einer Ansteckung (v. a. bei den Corona-Besorgten, vgl. Corona-Typologie).

Punkten werden Anbieter, die einerseits optimal für das Sicherheitsgefühl der Kunden sorgen, andererseits aber die Maßnahmen so umsetzen, dass die hierdurch entstehenden Belastungen der Besucher minimiert werden und stattdessen eine entspannte und positive Atmosphäre geschaffen wird, in der die Gäste wieder Spaß haben können – denn danach sehnen sich derzeit viele.

Gewinner der Corona-Krise: Das Naturerlebnis

Da viele Freizeitangebote noch nicht vollständig nutzbar sind oder aufgrund damit verbundener Menschenansammlungen gemieden werden, wenden sich die Deutschen im Corona-Sommer 2020 verstärkt der Natur zu. Vor allem Spaziergänge in der Natur werden in diesem Sommer häufiger gemacht, 55 % der Deutschen planen, diese öfter als sonst zu unternehmen. 35 Prozent wollen sich häufiger sportlich an der frischen Luft betätigen. Vereinssport wird demgegenüber von 42 Prozent seltener ausgeübt werden – die Nähe zu anderen wirkt bei Gruppenaktivitäten als Barriere.

Reisen und Freizeit wie vor Corona erst wieder im Mai 2021

Reisen und Freizeitgestaltung wie vor der Corona-Krise erwarten die Deutschen insgesamt erst im Mai 2021. Um zu ermitteln, wann die Deutschen das Ende der Corona-Krise vermuten, konnten die Befragten einen Zeitpunkt benennen, zu dem „das Alltagsleben in Deutschland wieder weitgehend normal sein“ wird. Wie die Verteilung der Antworten auf der Zeitachse zeigt, variieren die Meinungen erheblich: Während 17 Prozent das Ende der Krise bereits in den kommenden Monaten bis Ende 2020 ausmachen, sehen dies 10 Prozent erst im Jahr 2022. Wählt man als Mittel der Nennungen den Median, so lautet die „Krisen-Ende-Prognose“ der Deutschen derzeit: Mai 2021.

Corona-Typologie

Menschen erleben die Auswirkungen der Corona-Krise sehr unterschiedlich. Einfluss hierauf haben vor allem die persönliche Risikoeinschätzung, das eigene Sicherheitsempfinden, die Betroffenheit von wirtschaftlichen Auswirkungen und Schutzmaßnahmen sowie das eigene Freiheits- und Aktivitätsbedürfnis. Soziodemografische Merkmale wie Alter und Einkommen eignen sich wenig zur Abgrenzung, eine psychografische Segmentierung erweist sich hingegen statistisch als hochgradig signifikant. Durch eine multivariate Clusteranalyse auf Basis der Bevölkerungsbefragung können erstmals vier Corona-Typen auf empirischer Datenbasis segmentiert und beschrieben werden:

A Besorgte Unterstützer - 41 Prozent

Sie fühlen sich am stärksten persönlich von Corona bedroht. Ihre Shopping- und Freizeitaktivitäten haben sie stark eingeschränkt, Auslandsurlaube abgesagt. Shopping macht wenig Spaß und wird auf Notwendiges beschränkt. Die Umsetzung von Schutzmaßnahmen im Einzelhandel und bei Freizeitangeboten ist dieser Gruppe am wichtigsten. Die Maßnahmen der Politik werden voll unterstützt und könnten für diese Gruppe noch weitreichender sein.

B Besorgte Passive - 14 Prozent

Sie fühlen sich stark persönlich von Corona bedroht. Die Angst vor einer Ansteckung ist ein großer Hinderungsgrund für jede Art von Außer-Haus-Aktivität - Shopping oder Freizeit - sogar Arztbesuche werden aufgeschoben. Sie haben oft Einkommenseinbußen hinnehmen müssen und daher die monatlichen Konsumausgaben gekürzt. Die Umsetzung von Schutzmaßnahmen ist dieser Gruppe sehr wichtig. Die Maßnahmen der Politik werden insgesamt als angemessen erachtet.

C Gelassene Aktive - 30 Prozent

Sie fühlen sich zwar etwas von Corona bedroht, vertrauen aber auf die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen und haben daher keine Angst vor Ansteckung bei Außer-Haus-Aktivitäten. Den Spaß beim Shopping und in der Freizeit lassen sie sich nicht nehmen. Es sind viele Aktivitäten für den Sommer geplant, auch solche mit hoher Menschendichte wie Open Air Events. Die Konsumausgaben liefen während der Krise unverändert weiter. Die Maßnahmen der Politik werden insgesamt als angemessen erachtet.

D Unbesorgte Kritiker - 15 Prozent

Sie fühlen sich nicht persönlich von Corona bedroht und haben keine Angst vor Ansteckung. Es sind alle Arten von Aktivitäten für den Sommer geplant, auch Auslandsreisen, allerdings sind die Schutzmaßnahmen für diese Gruppe eine große „Spaß-Bremse“. So ist die Aufenthaltsdauer in Geschäften wegen der Maskenpflicht erheblich reduziert. Die Infektionsschutzmaßnahmen werden als unsinnig abgelehnt und nur widerwillig aufgrund der Gesetze eingehalten. Die Maßnahmen der Politik werden abgelehnt und als Ursache der Krise angesehen. Die Einschränkung der Menschenrechte wird als unangemessen eingestuft.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Vor über 500 Jahren erließ Herzog Wilhelm IV. von Bayern das bekannte Reinheitsgebot für Bier. So lang sollten Sie Ihren Vorrat zwar besser nicht lagern. Doch eine Weile geht durchaus.

Wer vom Arbeitgeber eine Kündigung erhält, kann gerichtlich prüfen lassen, ob das Arbeitsverhältnis rechtmäßig beendet wurde. Wie Sie vorgehen müssen, wenn Sie sich gegen eine Kündigung wehren wollen.

 

Die Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt fällt in diesem Jahr nur verhalten aus, weil die Konjunktur weiter schwächelt. Immerhin läuft es bei den Lehrstellen etwas besser.

In wenigen Wochen startet die Fußball-EM in Deutschland. Die Vorfreude vieler Fußballfans steigt. Aber wie sieht es bei den Hoteliers und Gastronomen aus? Rechnen Deutschlands Gastgeber in der Zeit vom 14. Juni bis 14. Juli mit mehr Geschäft? Der DEHOGA bittet um ein Stimmungsbild, um Anfragen qualifiziert behandeln zu können.

Brot zählt hierzulande zu den Grundnahrungsmitteln. Allerdings mussten Verbraucherinnen und Verbraucher hierfür zuletzt tiefer in die Tasche greifen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, stiegen die Preise für Brot und Brötchen von 2019 bis 2023 um satte 34,4 Prozent.

Die Beschäftigten im Thüringer Gastgewerbe bekommen mehr Geld. Die Entgelte steigen in drei Stufen bis zum Juli 2026 um insgesamt rund 18 Prozent. Das teilten die Arbeitgeber und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am Montag gemeinsam nach dem bereits in der ersten Verhandlungsrunde erzielten Tarifabschluss mit.

In den konsumnahen Branchen sind die Preiserwartungen gestiegen. Vor allem Unternehmen in der Gastronomie und im Einzelhandel planen laut Ifo-Institut mit steigenden Preisen.

Vollzeitbeschäftigte in tariflosen Betrieben arbeiten im Mittel wöchentlich 53 Minuten länger und verdienen trotzdem gut zehn Prozent weniger als Beschäftigte in Betrieben mit Tarifbindung, so eine Studie der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung.

Während 2023 jede zweite Frau einer Teilzeitbeschäftigung nachging, lag die Teilzeitquote unter den Männern mit 13 Prozent deutlich niedriger. Bei Müttern und Vätern war der Unterschied sogar noch größer.

Der Verdienstabstand zwischen Gering- und Besserverdienenden in Deutschland hat sich zwischen April 2022 und April 2023 im Zuge der Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns verringert. Zuvor hatte sich der Verdienstabstand zwischen April 2018 und April 2022 kaum verändert.