Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis (DNP) für Unternehmen 2026 würdigt in diesem Jahr das Hotel Luise in Erlangen in der Kategorie Beherbergungswirtschaft und die Obermühle Görlitz von Jörg Daubner in der Sparte Gastronomie. Die Auszeichnungen unterstreichen die wachsende Bedeutung und die konkrete Umsetzung von ökologisch und sozial verantwortlichem Handeln in den beiden Branchen. Die Preise werden in Kooperation mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und dem WWF vergeben. Die Auswahl der Unternehmen erfolgte durch eine 240-köpfige Jury in einem zweistufigen Prozess.
Nachhaltigkeit wird zum Entscheidungsfaktor in der Hotellerie
Nachhaltigkeit entwickelt sich bei der Wahl einer Unterkunft, unabhängig davon, ob es sich um ein Hotel, einen Gasthof, eine Pension, eine Ferienwohnung oder einen Campingplatz handelt, zu einem wichtigen Kriterium. Die Branche reagiert mit der zunehmend ökologisch verträglichen, ressourcenschonenden und sozial fairen Führung ihrer Betriebe. Die Maßnahmen reichen vom Bau der Gebäude über die Ausstattung der Räume bis zum energieeffizienten Betrieb durch erneuerbare Energien. Auch Umweltmaßnahmen in der Verwaltung, beispielsweise durch digitale Prozesse, kommen hinzu.
Relevante Ansätze umfassen das Angebot einer regionalen und saisonalen Küche, die Minimierung von Lebensmittelabfällen, die Nutzung von Leitungswasser anstelle von Plastikflaschen und die Förderung eines fairen Arbeitsklimas. Gäste können durch den Verzicht auf tägliche Zimmerreinigung oder Handtuchwechsel regionale Nachhaltigkeitsprojekte unterstützen. Als größter Klimahebel gilt allerdings die Mobilität der Gäste. Betriebe können klimafreundliche Alternativen fördern oder Ladestationen für Elektroautos anbieten.
Hotel Luise: Vorreiter in Erlangen mit Kreislaufwirtschaft
Das in Erlangen ansässige Hotel Luise wurde von der Fachjury als nachhaltiger Vorreiter der Beherbergungswirtschaft gewürdigt. Das Familienunternehmen setzt sich laut eigenen Angaben seit den frühen 80er-Jahren für Nachhaltigkeit im Tourismus ein und verfolgt das Ziel, ein Hotel der Kreisläufe (Zero Waste & Circular) zu werden.
Die Jury betonte in ihrer Begründung die Pionierrolle des Hotels. Bereits 2016 wurden dort die ersten „Nachwachsenden Hotelzimmer“ Deutschlands realisiert. Die auf dem Cradle-to-Cradle-Prinzip basierenden Räume sollen demonstrieren, wie zirkulärer und ressourcenschonender Tourismus realisierbar ist. Fast alle verwendeten Materialien sind demnach zertifiziert, zu einhundert Prozent biologisch abbaubar oder recycelbar. Das Konzept wird fortlaufend weiterentwickelt.
Ein zentrales Projekt ist die „Wall of Change“, die über 270 umgesetzte Nachhaltigkeitsmaßnahmen visualisiert, sowohl digital als auch als Kunstwerk in der Hotellobby. Das Projekt soll Gäste, Mitarbeitende und Kollegen zu nachhaltigem Handeln motivieren. Alle eigenen Betriebsbereiche des Hotels laufen zu einhundert Prozent auf erneuerbarer Energie. Die CO₂-Bilanz wird systematisch gemessen, um Emissionen gezielt zu reduzieren. Zudem engagiert sich das Hotel für Biodiversität mit eigenen Obst- und Kräutergärten, Honigbienen und Nistplätzen.
Die Gastronomie des Hotels ist auf Nachhaltigkeit und Regionalität ausgerichtet. Das Frühstücksbuffet ist fleischarm, überwiegend vegetarisch oder vegan und setzt auf Bio- sowie Fairtrade-zertifizierte Produkte. Kleinstverpackungen werden vermieden, und ein Lebensmittelautomat bietet rund um die Uhr regionale, vegane und Bioprodukte an.
Gastronomie: Vom Teller zur Kreislaufwirtschaft
In der Gastronomie, zu der Restaurants, Imbissstuben, Cafés, Caterer, Kantinen und Mensen zählen, besitzt die Transformation ebenfalls großes Potenzial. Über die Speisekarte hinaus sind Umweltschutz und Mitarbeiterverantwortung wichtige Themen. Verantwortliche Betriebe nutzen ihren Einfluss, um Lebensmittelverschwendung einzudämmen. Die Transformation wird durch Küchenchefs vorangetrieben, die regional-saisonale Bio-Produkte nutzen, ressourcenbewusst und energieeffizient arbeiten, Mehrwegsysteme einführen und Müll vermeiden. Die ganzheitliche Perspektive umfasst gesunde Ernährung, Klimaschutz und faire Arbeitsbedingungen.
Der weltweite Konsum von Fleisch und Fisch stellt weiterhin eine Herausforderung bezüglich Treibhausgasen, Biodiversität und Tierwohl dar. Dem wird durch nachhaltige Bezugsquellen und ein zunehmendes Angebot an vegetarischen und veganen Alternativen begegnet.
Obermühle Görlitz: Autarke Kreisläufe und solidarische Landwirtschaft
Die Obermühle Görlitz von Jörg Daubner wurde als nachhaltiger Vorreiter in der Gastronomie ausgezeichnet. Das Familienunternehmen vertritt laut eigenen Angaben eine Lebenseinstellung, welche Vielfalt und Nachhaltigkeit schätzt. Die Obermühle ist Slow-Food-zertifiziert, stellt selbst regionale Bio-Produkte her und betreibt eine solidarische Landwirtschaft für die Gastronomie. Zudem wird die Neiße zur Stromerzeugung genutzt.
Die Jury hob in ihrer Würdigung die Verbindung von gastronomischem Handwerk mit einem konsequent nachhaltigen und kooperativen Wirtschaftsansatz hervor. Die Obermühle geht demnach über klassische Gastronomie hinaus, indem sie eigene Landwirtschaft, Brauerei, Bäckerei, Pasta-Manufaktur und Energieerzeugung aus Wasserkraft für angestrebte autarke Wirtschaftskreisläufe vereint.
Als besonders hervorzuheben gilt das Projekt „RainKost Obermühle“, das solidarische Landwirtschaft mit einem kooperativen Ansatz umsetzt. Die solidarische Landwirtschaft basiert auf permakulturellem Gemüseanbau, welcher den Boden verbessert und die Biodiversität durch die Kombination verschiedener Gemüsesorten fördert. Hierbei werden Pflanzenreste als Dünger eingesetzt. Insgesamt 24 Partnerbetriebe aus Hotellerie und Gastronomie erhalten wöchentlich Ernteteile.
Der Anspruch zeigt sich auch in der Gemeinschaftsverpflegung: Täglich werden über 1.000 Kinder mit frischen, überwiegend pflanzenbasierten Mahlzeiten versorgt. Verpackungen werden in einem Mehrwegkreislauf organisiert, und Lebensmittelabfälle vollständig wiederverwertet. Der eigene elektrische Fuhrpark und der Fokus auf regionale Wertschöpfung minimieren die Umweltbelastung zusätzlich. Die Jury merkte an, dass eine messbare Dokumentation der eigenen Klimaauswirkungen, beispielsweise durch eine belastbare Klimabilanz, die Glaubwürdigkeit des Handelns weiter stärken würde.honende Konzepte gewürdigt.













