Eine aktuelle Analyse der DATEV eG zeigt, dass die Löhne und Gehälter in Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) seit 2022 deutlich gestiegen sind. Die Zuwachsraten liegen demnach nominal weiterhin über der Inflation. Die Entwicklung in den KMU, die über die Hälfte der Erwerbstätigen beschäftigen , gilt als repräsentativ für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.
Deutliche Lohnzuwächse seit 2022
Basierend auf dem DATEV Mittelstandsindex Lohn und Gehalt stiegen die durchschnittlichen Löhne und Gehälter in den KMU bis Oktober 2025nominal um 16 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 2022. Im Oktober 2025 verzeichnete der Index eine Steigerung von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Noch stärker fiel der Zuwachs bei den mittleren Bruttostundenlöhnen inklusive Einmal- und Sonderzahlungen aus: Sie legten seit 2022 um 20 Prozent zu. Dies liegt daran, dass die mittleren Bruttostundenlöhne stärker steigen als die durchschnittlichen Bruttolöhne und Gehälter (Monatsverdienst) in den KMU. Eine dieser Sonderzahlungen, die sich im Stundenlohndatensatz markant widerspiegelt, ist der Einmaleffekt der Energiepreispauschale im September 2022.
Mindestlohn treibt die untersten 20 Prozent
Die stärkste Dynamik zeigt sich im unteren Einkommensbereich, also bei den untersten 20 Prozent der Einkommen. In dieser Gruppe stiegen die mittleren Bruttostundenlöhne seit 2022 um über 25 Prozent. Die Wachstumsraten im unteren Einkommensbereich liegen höher als in den übrigen Einkommensgruppen, was unter anderem durch den Mindestlohn beeinflusst wird.
Haupttreiber dieser Entwicklung sind die Erhöhungen des gesetzlichen Mindestlohns. Zwischen Januar 2022 und Januar 2025 stieg der Mindestlohn um rund 31 Prozent von 9,82 Euro auf 12,82 Euro pro Stunde. Seit seiner Einführung im Jahr 2015 stieg der Mindestlohn bis Januar 2025 um rund 51 Prozent. Die Anhebung stärkt insbesondere die Einkommen im unteren Lohnsegment und trägt auch zu den zuletzt sich stabilisierenden Einkommenserwartungen bei. Es ist geplant, den gesetzlichen Mindestlohn bis Januar 2027 schrittweise auf 14,60 Euro zu erhöhen.
Geschäftsführergehälter wachsen langsamer
Dem starken Lohnwachstum der breiten Masse steht ein unterdurchschnittliches Wachstum bei den Gehältern von Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern gegenüber. Seit 2022 legte der Index der Geschäftsführer-Gehälter lediglich um 12 Prozent zu, während die allgemeine mittlere Entlohnung in den KMU um 20 Prozent angestiegen ist.
Damit wachsen die mittleren Gehälter der Geschäftsführer 8 Prozentpunkte weniger stark als die mittleren Löhne. Es ist zu beachten, dass typische Vergütungsbestandteile wie Dienstwagen oder zusätzliches Einkommen aus Privatentnahmen und Ausschüttungen nicht in die Auswertungen des DATEV Mittelstandsindex einfließen.
Die Stundenlöhne der Geschäftsführer variieren je nach Unternehmensgröße: Sie betragen etwa 44,90 Euro in Kleinstunternehmen, 60,20 Euro in kleinen und 80,40 Euro in mittleren Unternehmen. Die Lücke zum Durchschnitt klafft tendenziell weiter, je größer das Unternehmen ist.
Verhaltene Einkommenserwartungen und Reallohnverlust
Die Einkommenserwartungen der Verbraucher (GfK) sind nach einem deutlichen Einbruch im Jahr 2022 im Zuge von Corona, Energiekrise und Rekordinflation zwar wieder gestiegen und haben den negativen Bereich verlassen. Sie liegen jedoch weiterhin deutlich unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Nach einer Phase starker Ausschläge haben sich die Erwartungen stabilisiert. Zukünftige große Lohn- und Gehaltssprünge scheinen die Befragten laut GfK nicht zu erwarten.
Trotz der nominalen Zuwächse in den KMU sank der Reallohnindex inflationsbereinigt zwischen 2018 und 2023 um 4,1 Prozent. Der Nominallohnindex legte dagegen im gleichen Zeitraum um 14,1 Prozent zu.
Entwicklung der KMU-Beschäftigung
Zwischen 2018 und 2023 stieg die Zahl der Beschäftigten in KMU um 14,7 Prozent auf 20,43 Millionen. Der Anteil der KMU-Beschäftigten an allen Beschäftigten sank im selben Zeitraum jedoch um 6,8 Prozent auf 53,3 Prozent. Die Summe der Löhne und Gehälter in KMU stieg nominal um 42,9 Prozent auf 547,3 Milliarden Euro.













