Volkswirte befürchten nach Industrieflaute auch schwächeren Konsum

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Volkswirte führender deutscher Finanzinstitute fürchten ein Übergreifen der Flaute in der Industrie auf andere Wirtschaftszweige. «Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang vor allem der eingetrübte Arbeitsmarktausblick. Damit dürfte auch die derzeit wichtigste Säule der deutschen Konjunktur – der private Konsum – zunehmend wackeln», sagte Katharina Utermöhl von der Allianz in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit wird am Mittwoch (30.10.) ihre Arbeitsmarktstatisik für den Oktober vorstellen.

Das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK hatte für das Konsumklima für November den niedrigsten Wert seit Herbst 2016 erhoben. Das Konsumklima werde gemessen am Vormonat um 0,2 Punkte auf 9,6 Punkten zurückgehen. Im Oktober hatte der Wert bei 9,8 Zählern gelegen. Derzeit schwinde der Optimismus der Verbraucher, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl.

Auch Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) geht von anhaltend schwierigeren Zeiten aus. «Die Schwäche der Industrie, wo Stellenstreichungen großer Unternehmen inzwischen mindestens wöchentlich angekündigt werden, wird dabei bislang noch vom Dienstleistungssektor mehr als ausgeglichen. Allerdings scheint insgesamt das Top für die Beschäftigung inzwischen erreicht», erklärte er. «Aufgrund der schwächeren Konjunktur dürfte sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht weiter verbessern.»

Allerdings halte die Einteilung der Wirtschaft in zwei Teile zunächst einmal weiter an, sagte Marc Schattenberg von der Deutschen Bank. «Auf der einen Seite leidet die Konjunktur nach wie vor unter dem anhaltenden Abschwung in der exportorientierten Industrie. Auf der anderen Seite sorgen der binnenwirtschaftlich ausgerichtete Dienstleistungssektor und die Bauwirtschaft weiter für konjunkturellen Auftrieb», sagte er.

Schattenberg geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal erneut gesunken ist. Das Bruttoinlandsprodukt war bereits im zurückliegenden Quartal leicht geschrumpft. Volkswirte sprechen in solch einem Fall von einer «technischen Rezession». Anders sähe es aus, wenn die Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr im Vergleich zum Vorjahr rückläufig wäre. Damit wird derzeit für 2019 jedoch nicht gerechnet. Zuletzt war die Deutschland 2009 infolge der globalen Finanzkrise in eine schwere Rezession gestürzt.

Für das kommende Jahr sagen die Volkswirte ein allerdings nur noch leichtes Wachstum voraus. Die Allianz geht etwa von einem Zuwachs von 0,6 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Martin Müller, Arbeitsmarktexperte bei KfW Research glaubt, dass die Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr leicht steigen wird - auch wegen der weiter anhaltenden politischen Unwägbarkeiten, etwa in den USA oder in Großbritannien. «Die Arbeitslosenquote dürfte sich im kommenden Jahr von 5,0 in 2019 auf 5,2 Prozent erhöhen», erklärte Müller. Die Beschäftigung werde vom Fachkräftebedarf, etwa in der Pflege aber auch weiter vom privaten Konsum getrieben, auch wegen steigender Reallöhne.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Österreichische Hotelvereinigung hat die größte Praktikums-Umfrage der Branche durchgeführt. Mehr als 1.200 Schüler nahmen an der Befragung teil, die bereits zum vierten Mal stattfand. Die Ergebnisse für das Jahr 2025 zeigen gute Bewertungen für die Praktikumsbetriebe. Optimierungspotenzial sehen die Schüler bei Kommunikation und Dienstzeiten.

Die Gewinner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises in den Kategorien Hotellerie und Gastronomie zeigen, wie ökologische und soziale Verantwortung in der Praxis umgesetzt werden kann. Das Hotel Luise in Erlangen und die Obermühle Görlitz werden für ihren Einsatz für Kreislaufwirtschaft, faire Arbeitsbedingungen und regionale, umweltschonende Konzepte gewürdigt.

Die Krise in der Wirtschaft hinterlässt deutliche Spuren auf dem Ausbildungsmarkt. Die Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge ist in diesem Jahr auf rund 476.000 zurückgegangen, ist war der zweite Rückgang in Folge.

Die Bereitschaft von Fachkräften in Deutschland, während der Weihnachtsfeiertage und des Jahreswechsels für dienstliche Anfragen erreichbar zu sein, hat einen neuen Tiefstand erreicht. Insgesamt haben 71 Prozent der Berufstätigen über die Feiertage Urlaub.

Die wirtschaftspolitischen Verwerfungen treffen die Unternehmen in Deutschland weiter hart. Bonitäts-Schlusslicht bleibt das Gastgewerbe. Auch wenn sich die Lage seit Corona leicht gebessert hat, bleibt die Kreditwürdigkeit bei Gastronomen deutlich eingeschränkt.

Das kommende Jahr 2026 bringt für Unternehmen in Deutschland im Durchschnitt 2,4 Arbeitstage mehr als das laufende Jahr 2025. Dies teilt das Statistische Bundesamt mit. Bundesweit wird die durchschnittliche Zahl der Arbeitstage 250,5 erreichen.

Neue Studienergebnisse zeigen einen deutlichen Wandel im Trinkgeldverhalten der Deutschen. Während es im Restaurant stabil bleibt, sinkt die Bereitschaft in anderen Dienstleistungsbereichen massiv.

Deutschland zählt so viele Firmenpleiten wie seit 2014 nicht - und trotz Konjunkturhoffnungen gibt es keine Entwarnung für das kommende Jahr. Die zahlenmäßig meisten Insolvenzen entfielen auf das Dienstleistungsgewerbe.

Die Zuversicht der Verbraucher in Deutschland bezüglich ihrer eigenen finanziellen Lage stagniert. Das aktuelle Postbank Stimmungsbarometer beleuchtet die Hauptsorgen der Bevölkerung und zeigt auf, wie die gestiegenen Kosten die Spar- und Konsumpläne beeinflussen.

Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die Niedriglohnquote in Deutschland konstant bei 16 Prozent liegt. Besonders betroffen ist das Gastgewerbe, wo über die Hälfte der Jobs dem Niedriglohnsektor zuzuordnen sind.