Von Konterbier bis Erkältungs-Killer: Mythen um den Gerstensaft

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

«Auch Wasser ist ein edler Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen.» Diesem Sprichwort folgen offenbar viele Deutsche und konsumieren jährlich rund 100 Liter pro Kopf. Kein Wunder also, dass sich zahlreiche Mythen um das kühle Blonde ranken. Enthält die alkoholfreie Variante wirklich keinen Alkohol? Und sind die Deutschen tatsächlich Trink-Weltmeister? Zeit für einen Faktencheck anlässlich des Internationalen Tages des Bieres am 7. August.

BEHAUPTUNG: «Bier auf Wein, das lass sein ...»

BEWERTUNG: Falsch.

FAKTEN: «... Wein auf Bier, das rat ich dir.» Wenn auf der nächsten Party ein Gast mit diesem Spruch um die Ecke kommt, weiß man: Diese Lebensweisheit stimmt nicht. Studien haben gezeigt, dass der Kater am Morgen ähnlich intensiv ist, egal welche Alkoholsorte am Vorabend zuerst konsumiert wurde. Für den Deutschen Brauer-Bund symbolisierte der Trinkspruch im Mittelalter die sozialen Unterschiede. «Bier galt damals als Getränk der einfachen Stände, Wein hingegen war einer elitären Oberschicht vorbehalten», heißt es in einer Mitteilung.

BEHAUPTUNG: Warmes Bier hilft gegen Erkältung.

BEWERTUNG: Falsch.

FAKTEN: Durch den Konsum von Bier kann sich tatsächlich ein angenehm wärmendes Gefühl einstellen. Hopfen und Malz lieferten ätherische Öle und Bitterstoffe, die antibakteriell und beruhigend wirkten, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. «Zudem hat Alkohol eine gewisse «narkotische» Wirkung und kann den Schlaf fördern.» Und Schlaf ist ja bekanntlich die beste Medizin, oder?

Das angenehme Gefühl ist Gahl zufolge jedoch trügerisch. Die Expertin rät, während einer Erkältung auf Bier und Alkohol zu verzichten. Denn: Es schwächt das Immunsystem und entzieht dem Körper Wasser. Kräuter- oder Früchtetees seien die bessere Alternative.

BEHAUPTUNG: Alkohol wirkt bei Hitze stärker.

BEWERTUNG: Stimmt.

FAKTEN: Bier eignet sich bei hohen Temperaturen nicht als Durstlöscher, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sagt. «Wenn die Sonne brennt, wirkt Alkohol im Körper schneller und intensiver», erklären die Experten. Der Blutdruck sinkt und man fühlt sich müde und schlapp. Folgen können Kreislaufprobleme oder sogar Bewusstlosigkeit sein. Außerdem warnt die Behörde, Alkohol und Baden zu verbinden. Denn die Gefäße weiteten sich, und man könne selbst bei einer Wassertemperatur von 20 bis 22 Grad einen Kälteschock erleiden.

BEHAUPTUNG: Konterbier hilft gegen den Kater.

BEWERTUNG: Nur kurzfristig.

FAKTEN: Wer viel trinkt, bekommt am Morgen danach oft die Quittung - Kopfschmerzen oder Übelkeit. Die Zufuhr von Flüssigkeit helfe, diese Symptome zu bessern. «Das geht mit Bier», sagt Labormediziner Nicolas von Ahsen. Der edle Tropfen helfe allerdings nur kurzfristig, indem er den dicken Schädel hinauszögere. Besser seien daher elektrolytreiche Getränke wie Fruchtsaftschorle.

BEHAUPTUNG: Bier kann nicht schlecht werden.

BEWERTUNG: Stimmt.

FAKTEN: Bier kann auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) bedenkenlos getrunken werden. Der darin enthaltene Alkohol, die Kohlensäure und der Hopfen würden verhindern, dass sich schädliche Keime vermehren könnten, sagt Holger Eichele vom Deutschen Brauer-Bund. «Solange eine Flasche dicht ist, bestehen keine gesundheitlichen Risiken durch Überschreitung des MHD.» Allerdings veränderten sich oftmals die Farbe und der Geschmack in Richtung Sherry-Noten.

BEHAUPTUNG: Bier und Sport passen nicht zusammen.

BEWERTUNG: Teilweise richtig.

FAKTEN: Nach dem Training ein Bierchen gönnen - völlig in Ordnung. Zumindest solange es sich um Bier mit 0,0 Prozent Alkohol handle, sagt Helen Bauhaus von der Sporthochschule Köln. Alkoholfreies Bier ist demnach reich an Kohlenhydraten und Natrium - und damit genau das Richtige für Sportler, die beim Schwitzen Flüssigkeit verloren haben. Auf Bier mit Prozenten sollte man aber unbedingt verzichten. Denn es erhöhe das Verletzungsrisiko und verringere die Schlafqualität.

BEHAUPTUNG: Es gibt kein Bier auf Hawaii.

BEWERTUNG: Falsch.

FAKTEN: Sänger Paul Kuhn verbreitete 1963 mit seinem gleichnamigen Ohrwurm dieses Gerücht. Doch die Hawaiianer haben natürlich mehr zu bieten als bunte Cocktails. Die Kona-Brauerei in dem US-Bundesstaat produziert beispielsweise Biere mit dem klangvollen Namen «Fire Rock», «Longboard», oder «Gold Cliff».

BEHAUPTUNG: Deutsche trinken weltweit am meisten Bier.

BEWERTUNG: Falsch.

FAKTEN: Besucher des Oktoberfestes müssen jetzt stark sein: Deutschland ist nicht Bier-Weltmeister. Nach Angaben aus den nationalen Brauereiverbänden führt Tschechien mit etwa 140 Litern pro Kopf die Rangliste an - gefolgt von Österreich, wo jeder durchschnittlich 106 Liter jährlich trinkt. Erst auf Rang drei landen die Deutschen mit annähernd 100 Litern.

BEHAUPTUNG: Alkoholfreies Bier enthält keinen Alkohol.

BEWERTUNG: Stimmt in vielen Fällen nicht.

FAKTEN: Wie jedes andere Bier wird auch das alkoholfreie streng nach dem Deutschen Reinheitsgebot gebraut: aus Wasser, Gerste, Hefe und Hopfen. Ein winziger Rest Alkohol kann nach Angaben des Deutschen Brauer-Bundes aber zur geschmacklichen Abrundung auch im sogenannten alkoholfreien Bier enthalten sein. Ein kühles Blondes dürfe als alkoholfrei bezeichnet werden, wenn der Alkoholgehalt unter 0,5 Prozent liege. Einige Brauereien bieten aber auch gänzlich alkoholfreie Sorten mit 0,0 Prozent an. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Hier eine Pizza, da ein Eis - statt Obst und Gemüse. Die Ernährung vieler Kinder weicht einer Analyse zufolge teils deutlich von den Empfehlungen ab. Das kann fatale Folgen haben, warnen Fachleute.

Ransomware hat sich in Deutschland zu einem lukrativen Geschäftszweig für Cyberkriminelle entwickelt. In den vergangenen zwölf Monaten wurden 6 von 10 Unternehmen auf diese Weise angegriffen.

Trotz Digitalisierung und Automatisierung müssen immer noch viele Menschen in ihrem Job harte körperliche Arbeit verrichten. Im Gastgewerbe sind es rund 40 Prozent der Erwerbstätigen, die schwer schuften müssen.

Bei Angestellten in Deutschland - ob vor Ort oder im Homeoffice - dauert die Mittagspause nur 20 bis 30 Minuten, findet oft am Schreibtisch statt und meist kommt selbst vorbereitetes Essen auf den Tisch.

Für viele ist der Firmenwagen mehr als ein Auto: Er ist Statussymbol, Teil des Gehalts und Arbeitsmittel. Wird der Wagen gestrichen, ist der Ärger mitunter groß. Aber ist das überhaupt erlaubt?

Work-Life-Balance ist längst nicht mehr nur Sache der jüngeren Generationen: Eine Studie zeigt, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer lieber mehr freie Zeit hätte. Welchen Preis würden sie dafür zahlen?

Insgesamt 479.800 neue Ausbildungsverträge wurden im Jahr 2023 in Deutschland in den insgesamt 328 staatlich anerkannten Ausbildungsberufen abgeschlossen. Das vermeldet destatis diese Woche. Das sind 2,1 Prozent mehr als 2022 und damit erstmals seit der Coronakrise wieder ein deutliches Plus. Im Gastgewerbe sehen die Zahlen noch deutlich besser aus.

Zum Start des Ausbildungsjahres rückt die Kluft zwischen unbesetzten Lehrstellen und Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz wieder in den Blickpunkt. Dass junge Menschen und Betriebe häufig nicht zueinander finden, hat mehrere Ursachen. Ein Grund: Unternehmen und junge Menschen kommunizieren oft aneinander vorbei.

Die Aufnahme eines Kredits wird in Deutschland häufig durch die Schufa, die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, begleitet. Diese Institution erfasst die Kreditwürdigkeit von Bürgern und wirkt sich maßgeblich auf die Bedingungen eines Kredits aus. Für viele Menschen, die aufgrund von negativen Schufa-Einträgen Schwierigkeiten haben, einen Kredit in Deutschland zu erhalten, stellt sich die Frage, ob Kredite auch im Ausland beantragt werden können, ohne dass die Schufa eine Rolle spielt. Überdies gibt es zahlreiche Hürden, die es zu überwinden gilt, um einen Kredit im Ausland zu erhalten. Der folgende Artikel klärt auf.

Die Stadt Frankfurt führt zur Stärkung der Nachtkultur einen sogenannten Nachtrat ein. Dieser Rat setzt sich aus 13 Menschen aus der Stadtverwaltung und den verschiedenen Branchen der Nachtökonomie zusammen. Das Gastgewerbe steht besonders im Fokus.