18 Infektionen in Neuköllner Kneipe - Probleme mit Kontaktlisten

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Erneut stößt ein Berliner Gesundheitsamt bei der Suche von Kontakten von Corona-Infizierten in der Gastronomie an Grenzen. Neukölln gab am Dienstag bekannt, dass wegen Corona-Fällen Besucher einer Kneipe im Schillerkiez gesucht würden. Ein Teil der Angaben auf Kontaktlisten waren demnach falsch oder unvollständig.

Zwischen dem 16. und 18. Juli sei es im Brauhaus Neulich in der Selchower Straße zu einem «nachgewiesenen Infektionsgeschehen» mit bisher 18 bestätigten Fällen gekommen, teilte das Bezirksamt mit. Gesucht würden nun weitere Gäste, die in dem Zeitraum in dem Lokal waren. «Bisher stehen 68 Gäste und 7 Beschäftigte des Brauhaus Neulich unter Quarantäne.»

Insbesondere würden 41 Gäste gesucht, deren Namensangaben in den Listen vom 16. Juli unvollständig oder falsch seien, hieß es. Wie der Bezirk weiter erklärte, gibt es Anhaltspunkte, dass die verpflichtende Anwesenheitsdokumentation «nicht zu jedem Zeitpunkt ordnungsgemäß geführt wurde», hieß es. Man müsse davon ausgehen, dass weitere Gäste bisher unerkannt blieben. «Das Bezirksamt Neukölln prüft in diesem Zusammenhang die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens.»

Jeder Gastwirt, aber auch jeder Gast trage eine Verantwortung für die vollständige und wahrheitsgemäße Dokumentation der Anwesenheiten, erklärte der Neuköllner Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU). «Wer diese Verantwortung nicht ernst nimmt, trägt eine Mitschuld an der weiteren Verbreitung der Infektion, an möglicherweise schweren Krankheitsverläufen und an möglicherweise erneuten tiefen Einschnitten in unser aller Freiheit durch neue harte Eindämmungsmaßnahmen.»

Erst vergangene Woche hatte der Bezirk Mitte nach Fällen nach einem Party-Abend in einer Bar unter dem Fernsehturm Gäste aufgerufen, sich zu melden. Laut Bezirk waren auch dort Kontaktlisten fehlerhaft und unvollständig.

31 Menschen hätten sich nach dem Aufruf beim Gesundheitsamt Mitte gemeldet, erklärte der Bezirk auf Anfrage. Die Zahl der bekannten Infektionen in dem Zusammenhang sei auf 15 gestiegen. Ein Sprecher erklärte weiter, dass wegen der seit dem fraglichen Abend (10. Juli) vergangenen Zeit nicht mehr mit allzu vielen weiteren Fällen gerechnet werde: Das Gesundheitsamt gehe von einer Inkubationszeit von circa 14 Tagen aus.

Das Robert Koch-Institut (RKI) äußerte sich am Dienstag sehr besorgt über die Entwicklung der Infektionszahlen bundesweit, befürchtet wird eine Trendumkehr. Deutschlandweit steckten sich wieder mehr Menschen an. Zu Übertragungen komme es «wirklich überall»: bei Familienfeiern, Treffen mit Freunden, am Arbeitsplatz, in Gemeinschaftsunterkünften, Altenheimen und Einrichtungen des Gesundheitswesens, wo schwere Verläufe zu erwarten seien. Hinzu kämen Fälle von Reiserückkehrern.

Die RKI-Analyse zu Ausbruchsorten deckt sich mit dem, was zur Berliner Situation bekannt ist: Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hatte am Montag neben den Fällen aus der Bar in Mitte von Infektionen bei Reiserückkehrern aus Spandau, in einem Gemüsebetrieb in Lichtenberg und in einer Flüchtlingsunterkunft in Lichtenberg gesprochen. Insgesamt liegt die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen aber noch nicht im besorgniserregenden Bereich - die entsprechende Corona-Ampel ist grün. (dpa)


 

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