Corona-Krise: Musikfans müssen bundesweit auf Festivals verzichten

| Gastronomie Gastronomie

«Rock am Ring»: abgesagt. «Southside»: gestrichen. «Wacken Open Air»: fällt aus. Wegen der Corona-Krise bleiben Großveranstaltungen bis Ende August verboten - der diesjährige Musikfestival-Sommer ist zu Ende, bevor er angefangen hat.

«Es tut so weh, obwohl man es schon wusste», schreibt eine Nutzerin am Donnerstag auf der Instagram-Seite von «Rock am Ring». Bei den Zwillingsfestivals «Rock am Ring» und «Rock im Park» waren in diesem Jahr große Jubiläumsausgaben geplant, unter anderem mit Green Day, System Of A Down und Volbeat. «Für die Veranstalter und ihre Teams, die Künstler und 175 000 Fans, die am ersten Juni-Wochenende 35 Jahre "Rock am Ring" und 25 Jahre "Rock im Park" feiern wollten, ist diese alternativlose Entscheidung natürlich enttäuschend», hieß es beim Veranstalter Live Nation.

«Für viele Musikfans sind unsere Festivals lang herbeigesehnte Höhepunkte des Jahres, die in dieser noch nie dagewesenen Ausnahmesituation dennoch ganz klein scheinen», sagt Stephan Thanscheidt von FKP Scorpio. «Jetzt ist es wichtig, Solidarität zu zeigen, denn die Gesundheit von uns allen ist das Wichtigste.» Der Veranstalter organisiert unter anderem das «Hurricane» (Scheeßel/Niedersachsen) und «Southside» (Neuhausen ob Eck/Baden-Württemberg), wo voriges Jahr insgesamt 128 000 Menschen feierten.

Auch die Band Revolverheld sollte in diesem Sommer auf mehreren Open-Airs auftreten. «Für uns als Band bedeutet das eine große Umstellung. Wir tun das, was wir am liebsten machen, im Moment wirklich gar nicht», sagt Sänger Johannes Strate. «So etwas hat es, glaub' ich, noch nie in der Veranstaltungsbranche gegeben.» Das sei «der «helle Wahnsinn».

Als Band könne man das schon mal ein Jahr kompensieren. Aber «man muss jetzt eben wirklich schauen, dass man gezielt Aktionen macht und den Leuten unter die Arme greift», so Strate. «Unser ganzes Umfeld verdient keinen Pfennig, also die Jungs aus der Crew, die Lkw-Fahrer, der Busfahrer. Die Jungs, die die Bühne aufbauen, das Booking, die lokalen Veranstalter.»

«Für die Festivalbranche in Deutschland entsteht ein Schaden in Milliardenhöhe», sagt der Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), Jens Michow. Zwar könnten die Veranstalter auf Ausfallzahlungen der Versicherungen hoffen, da sie die Absage nicht selbst zu vertreten haben. Doch das decke längst nicht alle Schäden ab.

Für die Veranstalter, die das ganze Jahr mit der Organisation ihrer Festivals beschäftigt sind, könnten die Gewinnausfälle dramatische Folgen haben. «Die Vielfalt des Kulturangebots im Live-Segment würde enorm leiden, wenn Veranstalter Insolvenz beantragen müssen», warnt Michow.

Für die Branche der Mobiltoiletten, die die Festivals versorgt, sind die Absagen indes nicht so dramatisch. Das falle nicht mehr so ins Gewicht, sagt der Sprecher des zuständigen Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE). Das Geschäft verlagere sich zur Zeit. So gebe es beispielsweise auf Baustellen angesichts von Corona mehr Bedarf für Handwaschplätze.

Unterdessen will die Bundesregierung mit Gutscheinen eine Lösung für Veranstalter und Fans anbieten. Die Regelung, die Ende April noch vom Bundestag verabschiedet werden soll, gilt auch für abgesagte Konzerte und andere Kulturveranstaltungen. Die Gutscheine sollen bis Ende 2021 gelten und beim gleichen Veranstalter auch für andere Events eingelöst werden können. Wer dennoch sein Geld zurückhaben möchte, kann sich Anfang 2022 den vollen Wert nicht genutzter Gutscheine auszahlen lassen.

Das beschauliche Dorf Wacken in Schleswig-Holstein muss dieses Jahr auf die Invasion Zehntausender Heavy-Metal-Fans verzichten - und damit auch auf ein lukratives Geschäft. «Wir stehen vor einer Situation, wie wir sie in 30 Jahren noch nicht erlebt haben», sagt Festival-Mitbegründer Holger Hübner. Sein Partner Thomas Jensen: «Diese Nachricht trifft uns tief und muss auch von uns erst einmal verarbeitet werden.»

Das «Wacken Open Air», zu dem 75 000 Metal-Fans aus aller Welt erwartet wurden, sollte vom 30. Juli bis 1. August 2020 stattfinden. «Dann halt 2021! Jetzt heißts einfach nur durchhalten», meint ein Instagram-Nutzer zur Absage des «WOA». Ein anderer schreibt: «Wacken will never die.»

Rock am Ring

Rock im Park

Instagram-Post Rock im Park

Instagram-Post Southside

Instagram-Post des Wacken Open Air


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Guide Michelin​​​​​​​ hat seine aktuelle Restaurantauswahl für Frankreich vorgestellt. Der Jahrgang 2024 umfasst zwei neue Drei-Sterne-Restaurants, acht neue Zwei-Sterne-Restaurants, 52 neue Ein-Stern-Restaurants und neun neue Michelin Green Star-Restaurants.

Matthias Kutzer ist seit rund einem halben Jahr Präsident des BdS und bildet gemeinsam mit Markus Suchert die Führungsspitze des Verbands. Doch wie sieht die Zusammenarbeit der beiden genau aus? Und was sind ihre Aufgaben, Ziele und Pläne?

ProteinReich aus Braunschweig wurde bei den diesjährigen Lieferando Awards als das beste Liefer-Restaurant Deutschlands ausgezeichnet. Den Award für das innovativste Restaurant erhielt in diesem Jahr "My Stolz - The Burger Boss".

HeimWerk Restaurants gibt es ab sofort im Doppelpack in Düsseldorf. Nach dem Erfolg des Restaurants in der Altstadt, folgt nun das HeimWerk Restaurant Düsseldorf Mitte.  Am Martin-Luther-Platz werden bis zu 200 Gäste auf 500 Quadratmetern versorgt.

Weltraumessen hat oft einen eher schlechten Ruf. Das könnte sich allerdings bald ändern, denn der dänische Spitzenkoch Rasmus Munk plant, seine Kreationen bald am Rand des Alls zu servieren. Das besondere Gastroerlebnis in der Stratosphäre soll im Jahr 2025 stattfinden. Der Haken: Ein Ticket kostet 495.000 US-Dollar.

Thüringen feiert seine Bratwursttradition: Am Samstag wurde in Erfurt symbolisch angegrillt. Doch die Wurst steht nicht nur für Tradition, sie ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Etwa 40.000 Tonnen Thüringer Bratwurst würden jährlich hergestellt.

Wegen IT-Problemen haben Kunden bei McDonalds auch in deutschen Filialen am Freitag mit Problemen rechnen müssen. Eine Sprecherin betonte, dass es sich nicht um ein «Cybersecurity-Ereignis» gehandelt habe. Die Ursache der Störung blieb zunächst unklar.

Ab Ostern 2025 heißt das Drehrestaurant auf dem Berliner Fernsehturm Sphere by Tim Raue. Auf 207 Metern Höhe wird der Spitzenkoch dann für das kulinarische Wohl der Gäste in luftiger Höhe sorgen – mit regionalen Produkten und von ihm interpretierten Berliner Gerichten.

Ab Sommer leitet Cornelia Fischer, die in den vergangenen drei Jahren im fränkischen Volkach die Löffel schwang, den Neustart im Restaurant Überfahrt ein. Das Restaurant im Althoff Seehotel Überfahrt empfängt die Gäste ab dem 6. September wieder im regulären Betrieb.

In den Jahren 2020 bis 2023 haben in der Gastronomie bundesweit rund 48.000 Betriebe geschlossen. Für 6.100 Betriebe kam in dieser Zeit das Aus durch eine Insolvenz. Allein 2023 hat etwa jedes zehnte Gastronomieunternehmen aufgegeben.