Gauselmann-Gruppe übernimmt landeseigene West-Spiel-Spielbanken in NRW

| Gastronomie Gastronomie

Die vier landeseigenen nordrhein-westfälischen Spielbanken in Aachen, Bad Oeynhausen, Dortmund-Hohensyburg und Duisburg erhalten einen neuen Besitzer: den Glücksspielkonzern Gauselmann. Die Gauselmann Spielbanken Beteiligungs GmbH habe in dem bereits im vergangenen Jahr eingeleiteten Verkaufsprozess für die Westspiel-Gruppe den Zuschlag erhalten, teilte der bisherige Eigentümer, die NRW.Bank, am Mittwoch mit. Der Kaufvertrag sei am Dienstag unterschrieben worden. Er bedarf allerdings noch der Zustimmung der Kartellbehörden.

Über den Kaufpreis machten beide Seiten keine Angaben. Die NRW-Bank erklärte lediglich, Gauselmann habe das höchste Kaufpreisangebot abgegeben. Der Zuschlag im Bieterwettbewerb sichert dem Familienunternehmen aus Espelkamp nicht nur die Kontrolle über die vier bestehenden Spielbanken in NRW, die mit rund 900 Mitarbeitern 2019 Spielerträge in Höhe von gut 117 Millionen Euro erzielten, sondern bietet dem Unternehmen auch noch die Möglichkeit, zwei weitere Spielbanken in NRW zu eröffnen, wie Gauselmann betonte. Die Casinos in Aachen, Bad Oyenhausen, Dortmund und Duisburg sollen unter dem Namen «Merkur»-Spielbanken weiter geführt werden.

Unternehmensgründer Paul Gauselmann sprach von einem «bedeutenden Meilenstein» in der über 60-jährigen Unternehmensgeschichte. Der Konzern könne nun auch in seinem Heimatland NRW zeigen, dass er die «hohe Schule» des Spiels mit und um Geld beherrsche.

Sorgen unter den Mitarbeitern, nach der Übernahme durch den Glückspielautomaten-Hersteller könne das «klassische Spiel» in den Casinos unter die Räder kommen, wies der Geschäftsführer der Merkur Spielbanken, David Schnabel, zurück. «Wir sind fest davon überzeugt: Dass klassische Spiel gehört zu einer Spielbank genauso wie das Automatenspiel.»

Auch Ängste vor einem möglichen Stellenabbau versuchte der Manager zu dämpfen. «Warum sollten wir Mitarbeiter abbauen? Wir sehen noch viel Potenzial in Nordrhein-Westfalen.» In den Casinos in Sachsen-Anahlt sei die Zahl der Mitarbeiter nach dem Einstieg von Gauselmann deutlich gestiegen. Schnabel kündigte an, das Unternehmen wolle die Möglichkeit nutzen, zwei weitere Spielbanken in NRW zu eröffnen, wenn die geeigneten Standorte dafür gefunden seien.

Die Gauselmann-Gruppe beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit rund 14 000 Menschen und machte zuletzt einen Jahresumsatz von rund 3,5 Milliarden Euro. Bereits seit 2013 betreibt das Unternehmen Spielbanken in Sachsen-Anhalt. Zudem ist die Gauselmann-Gruppe seit 2016 an der Spielbank Berlin und seit 2019 an drei Spielbanken in Rheinland-Pfalz beteiligt.

Die Privatisierung der Westspiel-Casinos ist politisch umstritten. Der finanzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag warf der schwarz-gelben Landesregierung vor, der Verkauf bediene die Privatisierungsideologie von CDU und FDP. Er schade nicht nur den Spielerschutz, sondern auch den Beschäftigten des Unternehmens. Offen sei auch, ob die Spielbanken nicht unter Wert verkauft worden seien und so öffentliches Eigentum verschleudert wurde.

Der Gesamtwert des Unternehmens wurde in der Ausschreibung - über die aktuelle Konzession von 15 Jahren gesehen - mit 2,7 Milliarden Euro taxiert worden. Über den Kaufpreis sagte das allerdings nichts aus. Denn tatsächlich hatte Westspiel 2019 das erste Mal seit Jahren mit knapp 3,2 Millionen Euro überhaupt einen Konzernjahresüberschuss erzielt, wie es im Abschlussbericht hieß. Die Corona-Krise hatte Westspiel außerdem erneut in Turbulenzen gebracht.

Die NRW.Bank betonte, das Land NRW erhalte auch nach dem Verkauf weiter die Einnahmen aus der Spielbankabgabe, den zusätzlichen Leistungen und der Gewinnabgabe. Bemessungsgrundlage für die Spielbankabgabe sind die Bruttospielerträge. Die Spielbankabgabe beträgt laut Gesetz «30 Prozent und sie erhöht sich für Bruttospielerträge, die je Spielbank 15 Millionen Euro übersteigen, um weitere 10 Prozent der Bruttospielerträge». (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Corona-Krise, Inflation und zuletzt die Rückkehr zur höheren Mehrwertsteuer - das macht auch im Norden den Gastronomen zu schaffen. Der Dehoga sieht die Branche vor einem herausfordernden Jahr.

Wer in einem Restaurant essen geht, muss seit Jahresbeginn wieder den regulären Mehrwertsteuersatz zahlen. Für die Gastronomie in Hessen ist das aber nicht das größte Problem.

Sitzen bald in Biergärten Familien neben Gruppen mit drei Joints? Kiffen ist bald in der Öffentlichkeit erlaubt, nur nicht nah an Spielplätzen und Schulen. Aber was ist mit den Tischen vor Kneipen? Wer entscheidet, ob in Raucherkneipen gekifft werden darf? (aktualisierter Bericht)

Der Küchenchef ist Autodidakt, der Hof liegt in einem 150-Seelen-Dorf in Mittelfranken  – und trotzdem ist ein Michelin-Sterne über dem Restaurant des Winzerhofs Stahl aufgegangen. Wer den Aufstieg des ehrgeizigen Kochs, Winzers und Weinbauingenieurs schon länger verfolgt, ist nicht überrascht.

Unilever Food Solutions hat „Future Menus 2024“ veröffentlicht, einen Trendreport, der globale Entwicklungen in der Gastronomie zeigt. Zu den wichtigsten Veränderungen gehören die steigende Nachfrage nach neuen Geschmackserlebnissen und Gerichten auf pflanzlicher Basis, die Neuinterpretation klassischer Gerichte sowie die Maximierung von Ressourcen, um Lebensmittelabfälle zu reduzieren.

Der Guide Michelin hat zahlreiche Restaurants in Bayern für ihre Leistungen ausgezeichnet. «Eine wirklich herausragende Entwicklung hat Edip Sigl vom Restaurant ES:SENZ im oberbayerischen Grassau vollzogen», lobten die Inspektoren das einzige neue Drei-Sterne-Restaurant Deutschlands.

Nachdem bereits Mitte Dezember 2023 eine Filiale auf der Landside eröffnete, können Reisende am BER seit dem 14. März auch hinter dem Sicherheitsbereich bei Burger King einkehren.

Wer sind die talentiertesten Köchinnen und Köche in Deutschland und wo lohnt sich eine Einkehr ganz besonders? Antworten auf diese Fragen geben die Macher des «Guide Michelin» heute um 19 Uhr in Hamburg. In der Hansestadt wird verkündet, welche Spitzenküchen erneut einen oder mehrere Sterne erkocht haben und welche vielleicht sogar welche abgeben müssen.

In Frankfurts ältestem Thai-Restaurant „Bangkok“ sorgt die deutsche Bürokratie für große Probleme. Der aus Nordthailand stammende Koch Chart Ngamkhum muss trotz seiner Fähigkeiten im Sommer das Land verlassen. Der Grund: eine Gesetzesvorgabe, die das Traditionslokal vor große Herausforderungen stellt.

Ein Biergarten, eine Gaststube - typisch fränkisch geht es zu im Lokal «Zur Sägemühle» im Dorf Großenohe. Fast: Denn es gibt keine Getränke mit Alkohol. Der Grund ist sehr persönlich. Offen erzählt die Betreiberin von der Alkoholkrankheit ihres Partners.