Küche statt Cockpit: Torsten Michel kocht seit 20 Jahren in der Traube Tonbach

| Gastronomie Gastronomie

Die Traube Tonbach ehrt einen ihrer bekanntesten Köpfe für seine Karriere und erfolgreiche Mitarbeit: Dreisternekoch Torsten Michel aus der Schwarzwaldstube feiert sein 20-jähriges Jubiläum im Team des Traditionshotels.

In einer Dankesrede erinnert Hotelier Heiner Finkbeiner an Michels Karrierebeginn in der Traube Tonbach: „Vor 20 Jahren, Ende Januar 2004, fing Torsten Michel als Commis de Cuisine in unserer Schwarzwaldstube an. Er war 26 und kam mit besten Empfehlungen von seinem Chef Stefan Hermann, einem ehemaligen Traubianer, aus der Bülow Residenz in seiner Heimat Dresden. Binnen kürzester Zeit wurde uns damals allen bewusst, was für ein Potential und welche Qualitäten in diesem zielstrebigen Koch stecken.“

„Es fühlt sich nicht wie 20 Jahre an“, betont Michel mit Blick auf seine Zeit in der Schwarzwaldstube. „Ich komme jeden Tag super gerne in unsere Küche und schätze die Arbeit mit meinem Team unheimlich. Als Dreigespann mit Stéphane Gass und Nina Mihilli macht das unglaublich Spaß.“ Beharrlichkeit sei dabei schon immer sein Naturell gewesen. „Ich kann mich einem Vorhaben voll und ganz verschreiben. Konstanz war mir nie ein schlechter Ratgeber.“ Mit dieser Zielstrebigkeit, einer wie er sagt „soliden Ausbildung“ und der daraus entstandenen Liebe zum Kochen schaffte es der heute 46-Jährige an die Speerspitze der weltweiten Kulinarik.
 

Um in diesen Kocholymp zu gelangen, musste Michel allerdings erstmal einen Haken an erhoffte Höhenflüge machen. „Als Bub wollte ich immer nur fliegen. Ich habe mein Abitur gemacht, um ins Cockpit zu kommen“, verrät der gebürtige Dresdner. Doch als eine Rot-Grün-Schwäche seinen Kindheitstraum kurz vor Erfüllung vereitelte, reagierte er pragmatisch: „Der Traum vom Fliegen war ausgeträumt, ich brauchte von heute auf morgen eine Alternative. Das Ausbildungsjahr für andere Berufe lief bereits, aber im Westin Bellevue in Dresden hatte ich Glück. Mein erster Küchenchef Christian Mettal gab mir noch eine Lehrstelle. So bin ich aus der Not heraus Koch geworden.“

Welch glückliche Fügung dies aus Feinschmeckersicht war, ist heute offensichtlich. Unter Michels Regie behauptet sich die Schwarzwaldstube auch im 48. Jahr ihres Bestehens als kulinarische Institution für eine behutsam modernisierte, französische Küche. Das Restaurant ist in allen nationalen Guides mit Höchstbewertungen, drei Michelin Sternen sowie Platz eins im weltweiten „La Liste“ Restaurantranking 2024 auszeichnet. „Torsten Michels Enthusiasmus und Können haben wir es maßgeblich zu verdanken, dass die Schwarzwaldstube heute zu den besten Gourmetadressen der Welt gezählt wird“, resümiert Heiner Finkbeiner, der das Restaurant 1976 miteröffnet hat.

Seine Karriere im Kader der Schwarzwaldstube führte Michel ab 2004 über alle Posten. 2007 wurde er Sous Chef und Stellvertreter seines Vorgängers Harald Wohlfahrt; 2016 trat er dessen Nachfolge als Küchenchef der Schwarzwaldstube an. Heiner Finkbeiner schätzt die Loyalität seines Küchenchefs und sein außerordentliches Engagement für den Betrieb: „Torsten Michel ist jemand, für den seine Aufgabe immer an erster Stelle steht. Er führt sein Team äußerst souverän und fördert seine Mitarbeiter mit besonderer Weitsicht, aber kümmert sich auch akribisch um die Wünsche unserer Gäste.“

Neben vielen Erfolgen mussten beide in 20 Jahren auch harte Rückschläge gemeinsam bewältigen – allem voran die Zeit, in der die Schwarzwaldstube nach dem Brand 2020 in Schutt und Asche lag. Damals bewies Michel einmal mehr seine Verbundenheit. „Selbst ohne Küche und Sterne hat er sein ambitioniertes Team zusammen gehalten, sich voller Tatendrang mit uns in den Wiederaufbau gestürzt und die Auszeichnungen der Schwarzwaldstube binnen kürzester Zeit zurückerobert. Dafür hat er die uneingeschränkte Wertschätzung unserer ganzen Familie“, betont Finkbeiner.

Der Spitzenkoch selbst freut sich indes auf die nächsten zwei Jahrzehnte, denn das Jubiläum sei für ihn keine Feier des Erreichten, sondern vor allem eine Verpflichtung gegenüber der Zukunft. „Ich mag an meinem Arbeitsplatz besonders, dass sich hier keiner auf dem Erreichten ausruht. Wir arbeiten ständig an uns, hinterfragen und verbessern, um für unsere Gäste und unser Team die bestmögliche Version von Gastronomie zu bieten. Das zeichnet für mich die Traube Tonbach aus und da bin ich stolz, ein Teil davon zu sein“, bekennt Michel. „Von mir aus, kann es genauso weitergehen.“


Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Fastfood-Marke Loco Chicken, vor allem bekannt durch den Markenbotschafter und Rapper Luciano, eröffnet, nach Berlin im letzten Jahr, einen weiteren Laden in Düsseldorf. Bislang ist das Konzept, hinter dem das Unternehmen Lanch steckt, als virtuelle Fastfood-Kette erfolgreich.

Die Concept Family Franchise AG bleibt mit ihrem Ganztageskonzept Wilma Wunder auf Expansionskurs: Kürzlich konnten in der Innenstadt von Nürnberg langfristig Räumlichkeiten für ein weiteres Restaurant unterzeichnet werden. Derzeit gibt es neun Restaurants. Vier Neueröffnungen in 2024 und 2025 geplant.

Nach sieben Jahren hat die renommierte Berliner Köchin Dalad Kambhu ihr Thai-Restaurant "Kin Dee" in der Lützowstraße in Moabit geschlossen. 2019 wurde ihre thailändische Küche erstmals mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, doch nun will sie, auch wegen des Umgangs mit ihr in der Gastro-Branche der Hauptstadt, nicht länger am Herd stehen.

München hat ein neues Gasthaus – in unmittelbarer Nähe zur Theresienwiese liegt das „Marie-Therese Gasthaus“. Von Mittag- bis Abendessen werden Gerichten aus der bayerisch-österreichischen Küchentradition serviert. Von der Terrasse fällt der Blick direkt auf die Theresienwiese.

Fleisch steht bei den deutschen Arbeitnehmenden nach wie vor hoch im Kurs. Doch viele haben den Anspruch, sich nachhaltiger zu ernähren. Zu sehen ist diese Entwicklung auch in Betriebsrestaurants, in denen die Gäste mehr pflanzliche Produkte begrüßen würden. Das zeigt eine aktuelle Befragung von Sodexo und YouGov unter mehr als 1.000 Arbeitnehmenden.

In Berlin gibt es seit 2021 eine vom Senat eigesetzte Jury, die sich mit „diskriminierender und sexistische Werbung“ auseinandersetzen soll. Diese hat jetzt das Asian Streetfood Festival ins Visier genommen, weil hier asiatisches Essen als „exotisch“ bezeichnet wurde. Auch der Begriff „Asian Food“ reduziere die Vielfalt des Kontinents Asien.

Unbekannte haben in der Nacht zu Sonntag in dem israelisch-palästinensischen Restaurant „Kanaan“ in Prenzlauer Berg in Berlin Teile der Inneneinrichtung zerstört. Jetzt hat das Restaurant eine Spendenkampagne gestartet, damit das Restaurant schnell wieder eröffnen kann. An einem Tag wurde das Spendenziel von 15.000 Euro weit übertroffen.

Unbekannte haben in der Nacht zu Sonntag in das israelisch-palästinensische Restaurant „Kanaan“ im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg Teile der Inneneinrichtung zerstört. Laut Polizei wird derzeit mit dem Verdacht auf Einbruch ermittelt. Zunächst hatte darüber die „Jüdische Allgemeine“ berichtet.

Uber Eats ist in Deutschland inzwischen in mehr als 100 Städten als Essenslieferant verfügbar. Jetzt hat das Unternehmen erstmals den Uber Eats Awards verliehen. Sternekoch Tim Raue war auch in der Jury. Sechs Restaurants wurden in vier Kategorien ausgezeichnet und mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 70.000 Euro bedacht.

Die Star-Köchin Naomi Pomeroy, die in den USA vor allem mit ihrer Teilnahme an mehreren Koch-TV-Shows bekannt wurde, ist im Alter von 49 Jahren bei einem Wassersport-Unfall ums Leben gekommen.