Leadersclub Germany: „Hilfspaket rettet Banken, nicht Gastronomen“

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Das von der Bundesregierung beschlossene umfangreiche Maßnahmenpaket für Unternehmen, die durch die Corona-Krise in Existenznot geraten, ist nach Ansicht des Leaders Clubs unzureichend. Eine neue Umfrage unter den Mitgliedern bestätige diese Einschätzung. „Es handelt sich um ähnliche Maßnahmen wie jene, die 2008 in der Bankenkrise große Konzerne retten sollten. Diese sind für mittelständische Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe das falsche Rezept“, sagt Leaders Club-Präsident Michael Kuriat. „Unsere Branche braucht Steuererleichterungen und unbürokratische Zuschüsse wie beispielsweise eine anteilige Umsatzerstattung. Diese sollten sich an geleisteten Steuerzahlungen und BWAs orientieren, damit vor allem steuerehrliche Unternehmen und ihre Mitarbeiter profitieren.“

Der Leaders Club Deutschland fordert die Bundesregierung nachdrücklich auf, zügig weitere Soforthilfen für kleine und mittelständische Unternehmen auf den Weg zu bringen, die nicht zurückgezahlt werden müssen. „Zurzeit gibt es bundesweit einen Flickenteppich an Geldern, die nach unterschiedlichen Voraussetzungen beantragt werden können“, beklagt der Vorstandsvorsitzende Patrick Rüther. 

Die Erfahrungen vieler Unternehmer in den letzten Tagen würden jedoch zeigen, dass das Antrags- und Prüfungsprozedere zu langsam greife. Außerdem würden Kredite das Problem nur in die Zukunft verschieben, da es für die Gastro-Branche keine Nachholeffekte gebe. Rüther wird deutlich: „Die neuen Maßnahmen der Bundesregierung befreien die Banken, die bereits vor zehn Jahren durch Steuergelder gerettet wurden, von jeglichem Risiko. Wir als Gastronomen sind jedoch mehr als skeptisch, die jetzt gewährten Kredite bedienen zu können, zumal es nach aktuellem Stand noch eine ganze Zeit dauern wird, bis wir unsere Läden wieder öffnen können.“

Selbst das Kurzarbeitergeld sei in der Gastronomie weniger wirksam als in anderen Branchen: „Mitarbeiter rechnen steuerfreie Zuschläge und Trinkgelder fest in ihre monatliche Ausgabenplanung ein“, erklärt Rüther. „Wenn sie nun 60 Prozent ihres Nettoeinkommens als Kurzarbeitergeld bekommen, reicht das bei Weitem nicht aus, um alle Kosten zu decken.“ Aushilfen, die im Gastgewerbe einen großen Teil der Beschäftigten ausmachen, fallen durch das Raster. „Für sie und die Bezieher niedriger Gehälter muss das Kurzarbeitergeld deshalb unbedingt erhöht werden“, so Rüther. 

Hilfsprogramme wirken nur kurzfristig

Erneut hat der Leaders Club in der vergangenen Woche seine Mitglieder befragt, wie und welche versprochenen Hilfen in der Realität fließen. Die Antworten zeigen: Das Vertrauen gerade kleiner und mittelständischer Unternehmen in die beschlossenen Maßnahmen ist gering. Hilfeleistungen wie die Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen, die Herabsetzung von Steuervorauszahlungen und die Erstattung von Umsatzsteuervorauszahlungen helfen nach Ansicht der befragten Unternehmen allenfalls kurzfristig.

Einschätzung zur Wirksamkeit von Maßnahmen
 

Nur eine Minderheit der befragten Gastronomen erwartet, dass die eingeleiteten Maßnahmen verlässlich helfen werden, das Fortbestehen von Betrieben zu sichern, die vor der Krise wirtschaftlich gesund waren – unter anderem, weil sie sich zu wenig an den besonderen Bedürfnissen der Branche orientieren und insgesamt nicht ausreichend sind. Stattdessen sehen die Unternehmen auch weiterhin die Arbeitsplätze und das Auskommen ihrer Mitarbeiter in Gefahr, so lange die Schließung aller Restaurants fortbesteht. Darüber hinaus beklagen die Befragten einen Mangel an Transparenz des Hilfsprogramms und zu hohe bürokratische Hürden.


Bewertung der Aussagen über politische Maßnahmen

Vielfalt wird verloren gehen

Insgesamt geben die befragten Gastronomen den Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung die Durchschnittsnote 3,6. Für die Zukunft erwarten sie – vor allem im ländlichen Raum – einen deutlichen Verlust des Angebots, eine Marktbereinigung um 40 bis 50 Prozent und dass sich der wirtschaftliche Druck auf die Betriebe weiter erhöhen wird. Der hohe Aufwand für Bürokratie und der Mitarbeitermangel, zwei der drängendsten Probleme der vergangenen Jahre, dürften sich nach Ansicht der Leaders Club-Mitglieder weiter verschärfen.

Auch der deutschen Führung des Gastronomienetzwerks macht die Frage Sorgen, was nach dem Shutdown kommt: „Wir rechnen damit, dass viele Restriktionen zunächst weiter gelten werden“, sagt Kuriat. Ein Normalbetrieb wie vor Corona wird bis mindestens Ende dieses Jahres kaum möglich sein.“ Hinzu kommt, dass einmal verlorener Umsatz – anders als in anderen Branchen – in der Gastronomie nicht nachgeholt werden kann. „Die Pandemie wird das Land langfristig verändern.“

Gastronomen sind unverschuldet in Not

Michael Kuriat erinnert einmal mehr an die enorme Bedeutung der Branche für die deutsche Gesellschaft: „Es geht nicht nur um die mehr als 220.000 Betriebe und 2,4 Mio. Mitarbeiter, sondern auch um den Freizeit- und Erholungswert in allen deutschen Städten und Gemeinden. Die Gastronomie ist einer der Mittelpunkte des sozialen Lebens!“ Patrick Rüther ergänzt: „Wir möchten nicht, dass der Eindruck entsteht, dass wir immer nur mehr Geld verlangen. Aber jede Privatperson, die unverschuldet ihr Einkommen verliert, wird in Deutschland unterstützt. Wir wünschen uns, dass der Staat in dieser Situation auch an unserer Seite steht!“


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