Lecker kochen in der Katastrophe: Das «Notfallkochbuch» kommt

| Gastronomie Gastronomie

Peter Winter ist ein Mann, dem man in Krisenzeiten sein Leben anvertraut: anpackende Art, Mitglied beim Deutschen Roten Kreuz, sehr solide Statur. Und gesegnet mit einem tiefrheinischen Singsang in der Sprache, der große Probleme manchmal ganz klein erscheinen lässt - zum Beispiel einen Cyberangriff, der die Stromversorgung lahmlegt. Um diesem Szenario zu begegnen, legt sich der 69-Jährige am Mittwoch in einer zugigen Halle in Bonn eine Schürze um. «Was koche ich heute?», fragt Winter. «Ah. Mandel-Couscous!»

Eingeladen hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), eine etwas graue Behörde, die aber eine Idee präsentieren will, die die Fantasie anregen soll: ein «Notfallkochbuch». Darin sollen Rezepte zu finden sein, die man in Krisenzeiten zubereiten kann. Dann, wenn ein Hochwasser, ein Wintereinbruch, ein Cyberangriff oder auch nur ein unvorsichtiger Baggerfahrer die Stromversorgung für eine längere Zeit gekappt hat. So wie etwa beim großen Blackout in Berlin-Köpenick 2019.

Fertig ist das Buch noch nicht. Die Rezepte sollen in Form eines Wettbewerbs eingesammelt werden - Bürger können sie per Post oder Mail einreichen. Bedingung ist, dass kein Strom oder Leitungswasser genutzt wird. Einsendeschluss ist der 31. Mai. Wann das Buch veröffentlicht wird, ist aber noch unklar.
 

Um zu verdeutlichen, um was es praktisch geht, kochen die Beteiligten - darunter nicht nur das Bundesamt, sondern auch das Bonner Deutsche Rote Kreuz und die örtliche Feuerwehr - am Mittwoch schon mal vor. Verwendet werden nur Zutaten, die lange haltbar sind und die man gut einlagern kann. Die Gerichte könnte man sich auch in einem ernährungsbewussten Influencer-Haushalt vorstellen: Mandel-Couscous, Pfannkuchen ohne Ei und Cashew-Dattel-Creme. Gekocht wird auf Gaskochern, denn auch Gaskartuschen lassen sich einlagern. Ein großer Unterschied sei das für ihn nicht, meint Peter Winter. «Ich mache Camping.»

Wenn man das Szenario zu Ende denkt, handelt es sich natürlich um eine ernste Angelegenheit. Wie verhält man sich, wenn Naturgewalten oder Terror das Land lahmlegen? Wenn der Strom ausfällt und Supermärkte schließen?

Das Kochbuch diene letztlich dazu, der Bevölkerung zu verdeutlichen, wie sinnvoll es zum Selbstschutz sei, Notvorräte anzulegen, sagt BBK-Vizepräsident Thomas Herzog. Das empfehle man seit vielen Jahren. «Mit dem Kochbuch geht es darum zu zeigen, wie man mit den Vorräten ein schmackhaftes Essen zubereiten kann.» Die Empfehlung lautet, sich Vorräte für zehn Tage anzulegen - umgerechnet zum Beispiel 3,5 Kilogramm Getreideprodukte, Brot, Kartoffeln, Nudeln oder Reis.

Das Bundesamt, das zum Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums gehört, macht sich dafür ziemlich locker. In einem Werbeclip, der ein wenig an Laienspiel in einer dunklen Küche erinnert, spielt die zuständige Referatsleiterin mit. «Wir wollen das Thema Notbevorratung aus dem Bereich der düsteren Katastrophenängste im Unterbewusstsein der Menschen herausholen», sagt Vizepräsident Herzog. Martin Haselbauer von der Bonner Feuerwehr gibt dazu das ehrgeizige Ziel aus, dass ein Buch entsteht, das man nicht im Keller verstecken muss - sondern ein relativ normaler Rezeptschmöker. Maskottchen ist aktuell ein pausbäckiger Hamster mit Kochmütze.

Wer beim Rezeptwettbewerb mitmacht, kann zudem hoffen, im Ernstfall auch in Sachen Equipment bestens gerüstet zu sein. Als Hauptgewinn werden ein Gasherd, ein passender Backofen und ein Topfset verlost.

(dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

In der neuen Folge von Kitchen Impossible am Sonntag stellt sich Tim Mälzer dem Koch des Jahres 2023, Miguel Marques. Gedreht wurde diese Folge beim Finale des Live-Wettbewerbs Mitte November 2023 im Kameha Grand in Bonn.

Erst vor wenigen Tagen wurde das Restaurant SEO im Langenargener Hotel Seevital mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Jetzt haben Küchenchef Roland Pieber und seine Lebensgefährtin und Souschefin Kathrin Stöcklöcker das Haus verlassen. Das Restaurant ist geschlossen.

Bei der Betrachtung der wirtschaftlichen Lage von Hotels und Gaststätten in Brandenburg sieht die Branche ein zunehmendes Ungleichgewicht. Auch wenn die Beherbergungsbetriebe im vergangenen Jahr so viele Übernachtungen zählten wie noch nie, gebe es ein zunehmendes «Gaststättensterben».

Die Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartier, die ursprünglich für den 25. April geplant war, wird auf Ende August 2024 verschoben. Als Grund wird ein Wasserschaden an zentraler technischer Anlage des Quartiers genannt.

Amrest eröffnet an einer der berühmtesten Straßen Berlins ein neues Starbucks Coffee House: am Kurfürstendamm 224. Vormieter am Standort war American Food 4 You. Aktuell betreibt Amrest rund 130 Starbucks Stores in Deutschland.

Die internationale Restaurantvereinigung Jeunes Restaurateurs (JRE) feierte am 7. und 8. April ihr 50-jähriges Engagement für Kulinarik und hochwertiges Essen mit einem großen Kongress in Paris. Ein Mitglied der deutschen Sektion hatte dabei besonderen Grund zur Freude: Alexander Wulf („Troyka“, Erkelenz) wurde zum „Chef of the Year “ gewählt.

Das Angebot an vermeintlich gesundem Essen zum Mitnehmen wächst rasant, doch viele Produkte enthalten unerwartet viel Zucker. Das ergab ein Marktcheck, in dem 17 Anbieter wie McDonald‘s, Yorma‘s, Dean & David und andere untersucht wurden. Elf Zuckerwürfel fanden sich in einem Salat von Peter Pane.

Mit einem besonderen Konzept geht die L.A. Jordan-Lounge im Ketschauer Hof in Deidesheim an den Start. In einem neu gestalteten Seitenflügel des L.A. Jordan finden bis zu 16 Personen an einem großen Tisch Platz, um die Zwei-Sterne-Kreationen von Küchenchef Daniel Schimkowitsch zu genießen. Zudem steht eine Weinkarte mit 1.000 Positionen zur Wahl.

Die Verbraucherzentrale Bayern hat in einem Marktcheck 16 To-Go-Gerichte von 16 Anbietern der Systemgastronomie unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: In den Mahlzeiten steckt oft überraschend viel Zucker.

Der Konflikt im Gazastreifen belastet auch die Umsätze von McDonald’s. Nun scheint die Situation für den Franchisenehmer nicht mehr tragbar zu sein. Das Unternehmen verkauft seine 225 Restaurants in Israel zurück an McDonald’s.