„No Cash“: Restaurants schaffen das Bargeld ab

| Gastronomie Gastronomie

Heißt es bei vielen Gastronomen immer noch „keinen Karten“, lautet die Devise bei Stadtsalat in der Berliner Friedrichstraße „No cash“. Auch alle acht Läden der Kaffeehaus-Kette „The Barn“ haben komplett auf bargeldloses Bezahlen umgestellt, genau wie die „Public Coffee Roasters“ in Hamburg bereits 2017. Die Gäste haben damit kein Problem.

Die Deutschen lieben ihr Bargeld. Nach Zahlen der Bundesbank trägt jeder Deutsche rund 107 Euro im Geldbeutel mit sich. Zu Hause bunkert er rund 2.000 Euro in Scheinen und Münzen. Nach einer Umfrage der Bundesbank wollen 88 Prozent der Befragten auch in Zukunft weiterhin in bar bezahlen. Trotz Onlinebezahldiensten wie Google Pay oder Apple Pay.

Dennoch hält, was in skandinavischen Ländern üblich ist, nun auch in der deutschen Gastronomie Einzug. In ersten Restaurants ist keine Bargeldzahlung mehr möglich. Die Kaffeehaus-Kette „The Barn“ hat alle acht Betriebe in Berlin komplett auf „bargeldlos“ umgestellt und auch bei Stadtsalat in der Friedrichstraße in Berlin Mitte verkünden große Letter am Eingang „No cash“.

Stadtsalat kommentiert dazu Facebook: „Neben all den Vorteilen, wie z.b. die extrem hohen Kosten des Bargeldhandlings (Abrechnung, Kassenprüfung, sehr hohe Bankgebühren, Bargeldverlust) und Sicherheit der Mitarbeiter (Einbrüche in unser Hamburger Lieferhub), gibt es durchaus auch nachvollziehbare Nachteile (Datensicherheit, möglicherweise erschwerter Zugang für einen Teil der Gesellschaft). Am Ende überwiegen für uns die Vorteile, weil wir uns auf das Wesentliche, nämlich unserem Service und unserem Essen, konzentrieren können.“
 

Zahlungen mit Bargeld haben die „Public Coffee Roasters“ in Hamburg schon im Jahr 2017 abgeschafft. „Nur Kartenzahlung möglich“, sagte damals schon ein Schild an der Kasse. Wer hier mit Scheinen und Münzen seinen Cappuccino zahlen möchte, wurde schon vor zwei Jahren zurückgewiesen. Das war bereits damals nicht als Provokation gedacht, sondern hatte für den Betreiber einfache Gründe: „Wir wollen die Gesellschaft nicht belehren oder Deutschland erklären, dass Bargeld keinen Sinn macht. Für uns ist das einfach sehr vorteilhaft“, sagte der Café-Betreiber Argin Keshishian, der FAZ. Das Zählen von Bargeld koste jeden Mitarbeiter eine halbe Stunde am Tag, argumentierte der Gastronom in der Zeitung. Außerdem müsse er große Mengen an Wechselgeld vorhalten, zuzüglich einer aufwendigen Sicherheitstechnik.

Die Gäste in dem urbanen Umfeld scheint der Verzicht auf die Möglichkeit mit Bargeld zu bezahlen, nicht zu stören. Zahlungen werden bei den Gastronomen auf verschiedenen Wegen digital abgewickelt, wenn der Gast seine Bestellung aufgibt. Missverständnisse sind also ausgeschlossen. Rechtlich ist der Verzicht auf Bargeld übrigens kein Problem, da der Gast die AGB des Gastronomen mit der Bestellung akzeptiert. Bei Besuchen in Filialen von Stadtsalat und „The Barn“ konnten die Tageskarte-Redakteure nicht erkennen, dass Gäste an der cash-freien Praxis Anstoß nehmen, die die Abläufe erleichtern und sicherer machen soll. Auch mit der Hygiene wird argumentiert. Gegner des bargeldlosen Bezahlens werden, ob mit Karte oder Smartphone, werden argumentieren, dass Münzen und Scheine ein Stück gelebte Freiheit seien und man nicht wolle, das internationale Konzerne wüssten, wer wann und wo einen Kaffee trinke.

Zahlen belegen den Trend: Dass trotz der Bargeldliebe der Deutschen das bargeldlose Bezahlen in der Gastronomie auf dem Vormarsch ist, zeigen Daten von Kassendienstleistern. Zum Start von Apple Pay in Deutschland hatte orderbird zusammen mit Mastercard  Fakten zum bargeldlosen und mobilen Bezahlen zusammengestellt.

Dabei kam heraus, dass Deutschland im internationalen Vergleich beim bargeldlosen Bezahlen immer noch hinterherhinke. Doch auch hierzulande setzen immer mehr Gastronomen auf Kartenzahlung und Kunden bereits immer häufiger auf das kontaktlose Bezahlen mittels NFC-Technologie. Wie die Zahlen von orderbird zeigten, geht der Wandel zum schnellen Bezahlen flott voran: Waren im Januar 2018 gerade mal 13,58 Prozent aller Transaktionen kontaktlos, bezahlte im Oktober 2018 bereits jeder Fünfte (20,48 Prozent) kontaktlos. In Europa wird mittlerweile sogar schon fast jede zweite Transaktion mit Mastercard kontaktlos abgewickelt.  

Dabei zeigt sich, dass vor allem in Restaurants sehr gerne mit dem Smartphone bezahlt wird. So findet jede dritte Smartphone-Bezahlung mit Mastercard (35 Prozent) in Restaurants statt, gefolgt von Supermärkten (25 Prozent) und Drogerien (10 Prozent). 

Auf das Trinkgeld muss das Servicepersonal demnach ebenfalls nicht verzichten: Es lässt sich auch bei Kartenzahlung hinzuaddieren. Das bestätigen auch die Ergebnisse der eat.pay.love Studie aus dem Jahr 2017: Die deutliche Mehrheit der Gäste (83,9 Prozent) gibt auch bei Kartenzahlung Trinkgeld und würdigt so das Gastronomieerlebnis. Elf Prozent der befragten Gastronomen geben sogar an, mit Karte mehr Trinkgeld zu erhalten.

Das neue Lieblingszahlungsmittel der Deutschen inzwischen die Karte. 2018 verzeichneten die Einzelhändler im Land erstmals einen größeren Karten- als Bargeldumsatz. Mit Giro- und Kreditkarte kauften die Deutschen im vergangenen Jahr 48,6 Prozent der Waren – nach 46,9 Prozent ein Jahr zuvor. Der Bargeldanteil am Umsatz sank dagegen erstmals unter 50 Prozent, genau auf 48,3 Prozent. Das geht aus der aktuellen Zahlungsstatistik des Handelsforschungsinstituts EHI hervor.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Hotel Louis C. Jacob an der Hamburger Elbchaussee veranstaltete erneut seine Big-Bottle-Küchenparty. Im Fokus standen in diesem Jahr die ehemaligen Wegbegleiter von Küchenchef Thomas Martin.

Die Hauptstadt hat ihre gastronomischen Aushängeschilder für das Jahr 2025 gekürt. Bei der Ehrung der Berliner Meisterköche 2025 wurden herausragende Persönlichkeiten und Konzepte ausgezeichnet. Der Hauptpreis, die Auszeichnung „Berliner Meisterkoch 2025“, ging an Nicholas Hahn vom Cookies Cream, dem ersten vegetarischen Sternerestaurant Berlins.

Nach fast 50 Jahren an der Spitze der Düsseldorfer Spitzengastronomie endet die Ära des Sterne-Restaurants „Im Schiffchen“. Küchenchef Jean-Claude Bourgueil (78) reduziert sein Engagement. Das Gasthaus wurde an einen Käufer übergeben, bei dem Bourgueil künftig angestellt sein wird. „Im Schiffchen“ soll zukünftig kein Sternerestaurant mehr sein“, so Bourgueil.

Am Samstag wurde in Konstanz der Leaders Club Award 2025 verliehen. Die Senns.Bar&Foodlounge aus Salzburg gewann die Goldene Palme, die Kneipe 80 und das Bergson Kunstkraftwerk, beide aus München, erhielten Silber beziehungsweise Bronze.

Die Non-Profit-Initiative Greentable e.V. hat einen neuen Leitfaden präsentiert, der Gastronomiebetrieben konkrete Hilfestellung bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit bietet. Die Publikation mit dem Titel „Genuss mit Verantwortung – 12 Ziele für eine nachhaltige Gastronomie“ zeigen, wie nachhaltiges Handeln im Betriebsalltag verankert werden kann.

In Berlin startet heute die Cocktail Week. Drei Barkeeper und eine Barkeeperin sprechen über aktuelle Trends und warum der Aperol Spritz ein Dauerbrenner ist.

Die China-Restaurant-Kette XIAO hat einen neuen Standort in Hürth, nahe Köln, eröffnet. Das Restaurant erstreckt sich über zwei Etagen und verfügt über knapp 400 Sitzplätze im Innenbereich.

Ein alkoholfreies Getränk darf nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs nicht unter der Bezeichnung «Gin» vermarktet werden. Das Gericht stellte fest, dass die Bezeichnung nach EU-Recht ausschließlich bestimmten Spirituosen vorbehalten sei.

In München hat der "Yours – Club of Wine" seine Türen geöffnet und etabliert einen Ort, der Wein, Genuss und Kultur verbinden soll. Das Konzept basiert auf einer exklusiven Mitgliedschaft, die Zugang zu den Clubräumen, einem kuratierten Weinprogramm und Veranstaltungen ermöglicht.

Das Kalle Neukölln in Berlin erweitert sein Angebot deutlich. Ein Highlight ist die Eröffnung des Rooftop-Restaurants The Dawn im April 2026. Es ist eine der mehreren Neuerungen, zu denen auch eine Music Hall und ein ganzjährig nutzbarer Dach-Pool gehören. Der Vermietungsstand des revitalisierten ehemaligen Kaufhauses liegt bei rund 90 Prozent.