Das hatten sich die österreichischen Gastwirte sicher anders ausgemalt: Nach einer 59 Tage langen Corona-Pause hat ausgerechnet das Wetter den Gastronomie-Neustart in der Alpenrepublik getrübt. Regenwetter und Temperaturen um 10 Grad hielten am Freitag etwa in der Hauptstadt Wien viele Menschen fern, an Kaffee oder Bier in einem Gastgarten war nicht zu denken. Selbst in sonst überfüllten Lokalen blieben am Vormittag noch Plätze frei.
Pro Tisch sind nur vier Erwachsene aus verschiedenen Haushalten erlaubt, die Kellner mit Kundenkontakt müssen einen Mundschutz tragen. Eine vorherige Reservierungen ist nicht zwingend nötig. Die Gastronomen bitten aber darum, um Chaos in den Lokalen zu vermeiden. Denn jeder Gast muss von einem Angestellten zum Platz gebracht werden, die freie Platzwahl entfällt. Zwischen den Tischen muss ein Mindestabstand von einem Meter eingehalten werden.
Für die einfachere Einhaltung dieser Regel hat eine Cocktailbar in der Wiener Innenstadt angekündigt, einige Tische mit modisch gekleideten Puppen zu besetzen. Wenige Straßen weiter soll ein Sebastian-Kurz-Pappaufsteller mit Segelohren zum Einsatz kommen, um schnell die «Kurz-Distanz» abmessen zu können. Der Betreiber dieser Bar hatte bereits vor einigen Tagen spaßeshalber einen Mindestverzehr für Regierungsmitglieder von 1000 Euro angekündigt - sozusagen eine unbürokratische Soforthilfe nach den Ausfällen in den vergangenen beiden Monaten. Seit dem 17. März waren in Österreich alle Lokale, Bars, Kneipen und Restaurants geschlossen.
Grundsätzlich hatten die Gastronomen dem Tag der Wiedereröffnung optimistisch entgegen gesehen. Laut der Wirtschaftskammer Österreich sind viele Lokale für die kommenden Tage ausgebucht. Am Wochenende dürfte dann auch das Wetter wieder besser werden und die Menschen in die Außenbereiche der Gaststätten locken. Eine mögliche Flaute nach dem ersten großen Ansturm bereite einigen Betreibern aber durchaus Sorgen, so die Wirtschaftskammer.
Das Portal Falstaff hat mit einer Umfrage herausgefunden, dass 52 Prozent der Befragten gleich nach dem 15. Mai sofort wieder ausgehen wollen.
48 Prozent wollen noch abwarten, wie sich alles entwickelt. Die Umfrage zeigt auch deutlich, wie eng die Österreicher mit ihren Restaurants, Gasthäusern und Beisln verbunden sind: Über drei Viertel (76 Prozent) der Teilnehmer gaben an, dass sie ihre Gaststätten »sehr« oder sogar »enorm« vermisst haben. Nur vier Prozent haben der Befragung zufolge ihr Beisl gar nicht vermisst.
Um die Ausgehfreude zu stimulieren spendiert die Stadt Wien allen 950.000 Haushalten einen Gutschein für Restaurantbesuche. Ein-Personen-Haushalte erhalten einen Bon von 25 Euro, Mehr-Personen-Haushalte einen 50-Euro-Gutschein. Das kündigte Bürgermeister Michael Ludwig am Mittwoch an. (Tageskarte berichtete)