Verfassungsbeschwerde: Seniorenheim will Kantine für geimpfte Bewohner öffnen

| Gastronomie Gastronomie

Ein Seniorenheim in Südbaden will vor dem Bundesverfassungsgericht erreichen, dass gegen Corona geimpfte Bewohner wieder gemeinsam in der Kantine essen dürfen. Ein entsprechender Eilantrag und eine Verfassungsbeschwerde seien an das Karlsruher Gericht gegangen, teilte Rechtsanwalt Patrick Heinemann am Freitag mit, der das Heim im Landkreis Lörrach sowie einen 79 Jahre alten Bewohner vertritt.

Vor den Vorinstanzen war das Heim gescheitert. Ein Sprecher des Bundesverfassungsgerichts bestätigte am Freitag den Eingang der Beschwerde und des Eilantrags. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hält den Zug vor das Gericht für einen wichtigen Schritt.

«Wir sind der Überzeugung, dass Prävention und Infektionsschutz wichtig sind, aber auch ihre Grenzen haben», sagte Rechtsanwalt Heinemann der dpa. Die Senioren in den Einrichtungen litten schon seit einem Jahr massiv unter den Corona-Maßnahmen. Das Personal in dem Heim in Steinen berichte, dass die Bewohner wegen ihrer Isolation massiv abbauten, zum Teil verwahrlosten und Depressionen entwickelten. Dabei seien bis auf wenige Ausnahmen alle Bewohner geimpft. «Einen sichereren Schutz wird es auch auf lange Sicht nicht geben», sagte Heinemann.

Der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim hatte in seinem Beschluss argumentiert, es sei wissenschaftlich nicht ausreichend geklärt, ob Geimpfte das Virus weitergeben könnten. Das stimme so nicht, sagte Heinemann. Das Gericht habe sich auf veraltete Erkenntnisse gestützt. Für die Verfassungsbeschwerde habe man Rückendeckung unter anderem von Virologen und Patientenschützern bekommen.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, unterstützt die Verfassungsbeschwerde. «Es klingt wie eine Geschichte aus Absurdistan», erklärte er. «Geimpfte Heimbewohner dürfen wegen der Infektionsgefahr nicht zusammen Kaffee trinken.» Doch was in dem Heim in Steinen geschehe, sei gängige Praxis in vielen der 12 000 Pflegeheime in Deutschland. Obwohl 95 Prozent der 900 000 Bewohner eine Erstimpfung erhalten hätten und 73 Prozent eine Zweitimpfung, herrschten strengste Kontaktbeschränkungen, erklärte Brysch.

Das Risiko, dass auch Geimpfte das Virus weitergeben könnten, rechtfertige nicht die andauernden massiven Eingriffe in die Grundrechte, argumentierte der Patientenschützer. «Deshalb ist überfällig, dass jetzt das Bundesverfassungsgericht im Eilverfahren Klarheit schafft. Sonst macht das politische Konzept keinen Sinn, mit Impfen und Testen aus der Corona-Krise zu kommen.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Weniger Restaurantbesuche, kleinere Bestellungen und schließende Betriebe belasten die Gastronomie. DEHOGA-Schatzmeister Gereon Haumann hofft auf Weihnachten und den Jahreswechsel.

Viele Restaurants und Imbissstuben zeigen bei der Kartenzahlung auf dem Lesegerät inzwischen Vorschläge für bestimmte Trinkgeldbeträge an - und stoßen damit bei vielen Gästen auf Ablehnung.

Der HelloFresh Trend Report 2025 analysiert die Kochgewohnheiten der Deutschen und zeigt eine wachsende Offenheit für internationale Gerichte bei gleichzeitigem Festhalten an Klassikern.

Die Hamburger Trattoria Cuneo ist mit der 22. Walter-Scheel-Medaille geehrt worden. Die Auszeichnung würdigt die Verdienste des Hauses um die europäische Genusskultur und hebt gleichzeitig die historische Bedeutung des deutsch-italienischen Anwerbeabkommens hervor.

Die Gastronomie in Deutschland verzeichnete im Oktober 2025 einen realen Umsatzrückgang von 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Zudem korrigierte das Statistische Bundesamt die Werte für den Monat September nach unten.

Das renommierte Sternerestaurant Meyers Keller in Nördlingen hat Insolvenz angemeldet. Während der Betrieb unter der Leitung von Joachim Kaiser und einem vorläufigen Insolvenzverwalter uneingeschränkt weiterläuft, wird nach einer langfristigen Lösung für den Erhalt des traditionsreichen Hauses gesucht.

Der ifo Geschäftsklimaindex sinkt im Dezember 2025 auf 87,6 Punkte und verdeutlicht die fehlende Aufbruchstimmung in der deutschen Wirtschaft. Während das Verarbeitende Gewerbe und der Handel unter rückläufigen Aufträgen und einem schwachen Weihnachtsgeschäft leiden, meldet die Gastronomie einen starken Jahresabschluss.

Im Zuge der Neupositionierung des Conservatorium Hotels als Mandarin Oriental Conservatorium, Amsterdam eröffnet Anfang 2026 das erste Ottolenghi-Restaurant in den Niederlanden.

Der Lieferando Report 2025 analysiert die aktuellen Entwicklungen im deutschen Liefermarkt. Neben einem massiven Wachstum bei koreanischen Gerichten und viralen Food-Trends etabliert sich der Dienst zunehmend als Lieferquelle für Non-Food-Artikel.

Die Jeunes Restaurateurs Deutschland ziehen Bilanz für das Jahr 2025. Neben der politischen Arbeit im Bundestag und dem Einsatz für einen reduzierten Mehrwertsteuersatz standen soziale Charity-Projekte sowie kulinarische Innovationen im Mittelpunkt.