Booking.com-Chef Fogel sieht keinen Grund für Sammelklage

| Hotellerie Hotellerie

Der Vorstandsvorsitzende von Booking.com, Glenn Fogel, hat sein Unternehmen gegen die von über 10.000 europäischen Hoteliers angestrengte Sammelklage verteidigt. In einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe erklärte er, dass er keinen Grund für die Klage sehe, da die Hotels freiwillig mit der Plattform zusammenarbeiten würden. „Es gab und gibt doch keinen Zwang, ein Hotelzimmer über unsere Plattform anzubieten“, so Fogel.

Mehr als 10.000 europäische Hotels planen, gegen Booking.com zu klagen. Sie fordern Schadenersatz für die durch das Reiseportal erzwungene Preisbindung, die gegen Kartellrecht verstoßen hat. (Tageskarte berichtete)

Die Bestpreisklausel und die Provisionen

Fogel nahm auch sein Unternehmen in Bezug auf die vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) gekippte Bestpreisklausel in Schutz. Er betonte, dass Booking.com viel Geld investiere, um Reisende zu den Partnerhotels zu bringen. Die einzige Forderung sei gewesen, dass Gäste, die über die Plattform buchten, denselben Preis erhielten, den das Hotel auf der eigenen Webseite anbot.

Die Höhe der Provisionen, die Booking.com für die Vermittlung von Gästen verlangt, bezeichnete Fogel als marktüblich und fair. Er verwies auf die Komplexität der Dienstleistung: „Sehen Sie, wir besorgen einem Hotel in München zum Beispiel Übernachtungsgäste aus Japan. Wir schalten dafür Anzeigen auf Japanisch, machen den Kundenservice auf Japanisch und akzeptieren japanische Zahlungsmittel“, erklärte er. Eine Provision von 15 Euro bei einem Übernachtungspreis von 100 Euro sei eine „faire Angelegenheit für das, was wir leisten.“

Reisen und Feedback

In dem Interview gab Fogel auch Einblicke in seine persönlichen Reisegewohnheiten. Er reist stets inkognito und gibt sich an der Rezeption nicht als Chef von Booking.com zu erkennen, um ein echtes Übernachtungserlebnis zu haben. Am Ende seines Aufenthalts suche er aber gerne den Kontakt zur Hotelleitung, um zu erfahren, wie die Zusammenarbeit mit Booking.com bewertet wird und wie sich das Unternehmen verbessern könne.

Tausende europäische Hotels klagen gegen Booking.com

Mehr als 10.000 Hotels in Europa haben sich einer Sammelklage gegen Booking.com angeschlossen. Sie fordern Schadensersatz für jahrelang erzwungene Preisbindungsklauseln, die der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Herbst 2024 für kartellrechtswidrig erklärt hatte.

Die sogenannte Bestpreisklausel verhinderte, dass Hotels ihre Zimmer auf anderen Vertriebskanälen, wie ihrer eigenen Webseite, günstiger anbieten konnten als auf der Plattform von Booking.com. Ziel dieser Regelung war es, die direkten Buchungen der Gäste bei den Hotels zu unterbinden, die auch über Booking.com auf die Häuser aufmerksam wurden. Die Richter des EuGH stellten in ihrem Urteil fest, dass Plattformen auch ohne solche Vorgaben wirtschaftlich bestehen können.

Forderung nach Schadensersatz für zwei Jahrzehnte

Die Kläger verlangen Schadensersatz für den Zeitraum von 2004 bis 2024. Alexandros Vassilikos, Präsident der europäischen Hotelallianz Hotrec, betont, dass europäische Hoteliers lange unter unfairen Bedingungen und überhöhten Kosten gelitten hätten. Die Sammelklage sei daher eine klare Botschaft, dass missbräuchliche Praktiken im digitalen Markt von der Hotellerie nicht hingenommen würden.

Die Klage wird vor einem niederländischen Gericht verhandelt, da sich der Hauptsitz von Booking.com in Amsterdam befindet. Koordiniert wird das Vorgehen von der Hotel Claims Alliance. Unterstützt wird die Klage von Hotrec sowie von mehr als 30 nationalen Hotelverbänden, darunter auch dem Hotelverband Deutschland (IHA). Markus Luthe, Hauptgeschäftsführer des IHA, bezeichnet den Zuspruch als „überwältigend“. Aufgrund der großen Resonanz wurde die Anmeldefrist bis zum 29. August verlängert.

Ambivalentes Verhältnis: Unverzichtbar trotz Kritik

Trotz der rechtlichen Schritte bleibt die Plattform für viele Hotels unverzichtbar. Sie nutzen Booking.com weiterhin, um eine große Reichweite zu erzielen und potenzielle Gäste zu erreichen. Eine Studie von Hotrec und der Fachhochschule Westschweiz Wallis zeigt, dass der Marktanteil von Booking Holdings im Jahr 2023 europaweit bei 71 Prozent lag – in Deutschland sogar bei 72,3 Prozent. Im selben Zeitraum sank der Anteil der Direktbuchungen in Deutschland zwischen 2013 und 2023 um gut acht Prozent.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Ciel Dubai Marina, das nun offiziell Teil der Vignette Collection von IHG Hotels & Resorts ist, markiert mit seiner Eröffnung einen neuen globalen Rekord als höchstes Hotel der Welt. Das Hotel beherbergt zudem einen der höchstgelegenen Infinity-Pools weltweit.

Die Tourismus- und Freizeitgruppe aus Göhren-Lebbin, ehemals bekannt als Fleesensee Holding GmbH, blickt auf 25 Jahre am Standort Fleesensee zurück und präsentiert sich im Jubiläumsjahr unter dem modernen Namen Five E Group. Die Umfirmierung ist Teil einer strategischen Neuausrichtung.

Die Radisson Hotel Group hat ihre Präsenz in Polen durch die Eröffnung des Baltic View Resort & Spa in Międzyzdroje gestärkt. Das Haus, das als Mitglied von Radisson Individuals geführt wird, umfasst 60 Zimmer und Suiten sowie einen Spa-Bereich.

Das Strandhotel Ostende in Ahlbeck auf Usedom blickt auf zwei Jahre Betrieb seit seiner Modernisierung zurück, die das Haus zu einem Designhotel an der Ostseeküste transformierte.

Das Erlanger Hotel Luise hat sich unter der Leitung von Ben Förtsch zu einem Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit in der Hotellerie entwickelt. Das Hotel, für das die Hotelzimmer nachwachsen, zählt zu den Pionieren für Umwelt- und Klimaschutz in Deutschland.

Bis Mitte 2028 soll am Brückenkopf-Park in Jülich ein neues Dorint-Hotel mit 120 Zimmern entstehen. Die Honasset GmbH, eine Tochter der Honestis-Gruppe hatte Bereits 2023 über das geplante Dorint-Hotel berichtet.

Am Freitag haben die Ahorn Hotels & Resorts das 50-jährige Jubiläum ihres Hotels am Fichtelberg im Kurort Oberwiesenthal gefeiert. Knapp 300 Gäste, darunter langjährige Partner, politische Vertreter sowie Persönlichkeiten aus Sport und Unterhaltung, folgten der Einladung.

Am Samstag haben 19 Lehrlinge des Hotel Sacher Salzburg für 24 Stunden sämtliche operative Abteilungen des Hauses übernommen. Das Projekt fand unter dem Motto „Next Generation“ statt und sah die eigenständige Leitung aller Bereiche durch die Auszubildenden vor.

Die Stimmung im deutschen Hotel-Investment-Markt ist im Herbst 2025 von einer moderaten Erholung und gleichzeitig gedämpften Erwartungen geprägt. Dies geht aus den Ergebnissen der 13. HospitalityInside Investment Barometer-Umfrage 2025 hervor, die das Fachmagazin  und Union Investment jährlich erstellen.

Die Scandic Hotels Group hat die operative Verantwortung für die Hotelbetriebe der Dalata Hotel Group übernommen. Dieser Schritt folgt dem erfolgreichen Abschluss des öffentlichen Angebots von Pandox AB und Eiendomsspar AS für Dalata.