Colliers: Hotelinvestmentmarkt in Deutschland weiter unterdurchschnittlich

| Hotellerie Hotellerie

Nach Zahlen von Colliers wurden seit Anfang des Jahres in Deutschland rund 1,5 Milliarden Euro in Hotelimmobilien investiert. Mit rund 433 Millionen Euro Transaktionsvolumen, waren die zurückliegenden drei Monate die schwächsten des bisherigen Jahres. Der zehnjährige Durchschnitt wurde um fast 28 Prozent verfehlt.

Der Anteil von Hotelinvestments am gesamten gewerblichen Investmentmarkt lag, wie schon im Vorjahreszeitraum, bei 4 Prozent und ist somit weiterhin deutlich geringer als der fünfjährige Durchschnitt, welcher bei 7 Prozent liegt.

René Schappner, Head of Hotel bei Colliers: “2021 ist wie erwartet ein schwieriges Jahr für Hotelimmobilieninvestments. Insbesondere die Finanzierung von Hotels und Hotelprojekten ist nach wie vor ein Hemmnis auf dem Transaktionsmarkt. Darüber hinaus werden Core-Produkte, bei denen die Finanzierung leichter fällt, aktuell nicht in dem Umfang angeboten, als dass die Nachfrage bedient werden könnte. Entsprechend des Marktumfeldes liegt das bisherige Transaktionsvolumen deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Außerdem hängt die Dynamik der Assetklasse Hotel hinter der des Gesamtmarktes zurück.”

Aktivität internationaler Investoren wieder gestiegen

Der Anteil internationaler Investoren am Transaktionsvolumen ist zuletzt wieder etwas gestiegen. Für das bisherige Transaktionsvolumen bedeutet das, dass ausländische investoren für 30 Prozent und heimische Anleger für 70 Prozent des Investitionsvolumens verantwortlich waren. In den Jahren vor Ausbruch der Corona-Pandemie lag der Anteil internationalen Kapitals bei fast 60 Prozent. Allerdings sind internationale Investoren derzeit vor allem in großvolumige Transaktionen in den Top 7 involviert. In der Fläche waren sie jedoch im bisherigen Jahresverlauf nicht besonders aktiv. Auf Verkäuferseite lag ihr Anteil bei knapp einem Fünftel und damit ebenfalls rund 10 Prozentpunkte unter dem Niveau der Vor-Coronajahre.

Hochpreisige Einzeltransaktionen dominieren und treiben Volumen

Hotels wurden vor allem als Einzeltransaktionen gehandelt. Der Portfolioanteil lag bei unter 20 Prozent. Gerade wenige, hochpreisige Einzelverkäufe haben das Transaktionsvolumen in diesem Jahr bisher maßgeblich beeinflusst. Portfolioverkäufe hingegen spielten nur eine untergeordnete Rolle. Das gilt sowohl für reine Hotelportfolien, als auch für Hotels als Beimischung von in mischgenutzten Portfolien.

Dazu Schappner: „Das bisherige Transaktionsvolumen ist vor allem durch einige großvolumige Einzeldeals geprägt. Die zehn größten Einzeltransaktionen machten zusammen ein Volumen von deutlich über 750 Millionen Euro aus, das entspricht ungefähr der Hälfte des bisherigen Transaktionsvolumens. Hierbei handelte es sich fast ausschließlich um Core-Objekte oder Developments.“

Asset- / Fondsmanager waren aktivste Investorengruppe

Im bisherigen Jahresverlauf waren die Asset- / Fondsmanager die aktivste Investorengruppe. Sie waren für fast 21 Prozent der Investitionssumme verantwortlich. Es folgten die Offenen Immobilien / Spezialfonds mit gut 16 Prozent. An dritter Stelle kamen private Investoren mit knapp über 15 Prozent.

Gemessen am Anteil des Transaktionsvolumen bilden Projektentwickler mit etwas über einem Drittel die stärkste Verkäufergruppe. Dieser ist aber geprägt durch großvolumige Verkäufe wie dem Hotelturm am Mailänderplatz in Stuttgart. Eigennutzer waren für circa 20 Prozent des Transaktionsvolumens verantworlich, und circa 8 Prozent Marktanteil entfielen auf Asset- / Fondsmanager.

„Nachdem ab April 2020, also nach Ausbruch der Corona-Pandemie, Verkäufe von Projektentwicklern für ein Hoteltransaktionsvolumen von weniger als 450 Millionen Euro verantwortlich waren, steigerte sich im bisherigen Jahresverlauf deren Aktivität bereits auf über 600 Millionen Euro. Nachdem zuletzt einige Entwickler ihre Projekte vorsichtshalber refinanziert haben, sind Investoren mittlerweile auch wieder gewillt in Forward-Deals zu investieren. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend zum Jahresende und darüber hinaus anhält und sich der Markt weiter normalisiert. Das zeigt, dass die Investoren weiterhin Vertrauen in die Assetklasse Hotel haben“, analysiert Schappner.

Core-Renditen bleiben stabil

Trotz der herausfordernden Lage auf dem Hotelinvestmentmarkt bleiben die Renditen weitestgehend stabil. Im Core-Bereich werden keine Abschläge bei der Preisfindung hingenommen. Die Bruttorenditen reichen von 4,4 Prozent in Berlin am oberen Ende bis 3,70 Prozent in München am unteren Ende. In anderen Risikoklassen kam es vereinzelt zu Abschlägen, das betraf aber vor allem ältere Objekte, oft mit Investitionsbedarf, die aufgrund von Geschäftsaufgaben der Eigentümer abverkauft wurden. 

Ausblick: Dynamisches letztes Quartal erwartet

Nachdem der Hotelinvestmentmarkt im Frühjahr etwas an Fahrt gewonnen hatte, stagnierte die positive Entwicklung zuletzt etwas. Trotzdem blicken die Marktteilnehmer mehrheitlich optimistsich auf das kommende Quartal. 

„Grund für die zuletzt zurückhaltenden Investments auf dem Hotelimmobilienmarkt war vor allem die weiterhin schwierige Finanzierung vieler Objekte, vor allem außerhalb des Core-Segments. Wie erwartet dauern die Verkaufsprozesse im derzeitigen Marktumfeld teilweise wesentlich länger als noch vor der Pandemie. Wir sehen aber weiterhin vorhandenes Investoreninteresse an der Assetklasse Hotel, auch über das Core-Segment hinaus. 

Verkaufswillige Eigentümer zögern teilweise noch mit dem Verkaufsstart, aus Angst Abschläge hinnehmen zu müssen. Diese Sorge ist weitestgehend unbegründet und Notverkäufe sind kein weitverbreitetes Phänomen. Einige Objekte befinden sich derzeit noch im Markt, teilweise in fortgeschrittenen Verhandlungen, so dass wir davon ausgehen, dass in den kommenden drei Monaten wieder ein höheres Investitionensvolumen zu verzeichnen sein wird. Für das Gesamtjahr erwarten wir ein Transaktionsvolumen von rund 2 Milliarden Euro“, fasst Schappner zusammen und wagt einen Ausblick.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Ein Hotel, das den Fokus auf die mentale Gesundheit seiner Mitarbeitenden und Kultur legt, ein von Auszubildenden geführtes Restaurant und eine Systemgastronomie, die auf Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt setzt – an Arbeitgeber-Konzepte wie diese gingen am Mittwochnachmittag insgesamt 16 Hospitality HR Awards.

Hyatt hat einen umfassenden Expansionsplan für die kommenden zwei Jahre in Portugal und Kap Verde bekanntgegeben. Bis 2027 soll sich die Anzahl der Hyatt-Hotels in der Region durch die Eröffnung von vier neuen Standorten verdreifachen.

In Osnabrück hat das erste Hotel der Marke Prize by Radisson mit dem neuen Designkonzept eröffnet. Das Hotel vereint urbanes Design mit digitalen Services. Es ist das erste Haus der Marke, in dem das weiterentwickelte Konzept umgesetzt wurde.

Das Pannonia Tower Hotel im österreichischen Parndorf plant eine Erweiterung. Neben dem bestehenden 4-Sterne-Haus soll ein zweites Hotelgebäude mit rund 300 zusätzlichen Zimmern entstehen.

Nach kurzer Vorbereitungszeit betreibt die DQuadrat Living GmbH seit dem 17. November nun auch ihr zweites Accor Franchisehaus, das ibis Styles Tübingen, und erweitert damit die Marktpräsenz in der Neckar-Alb-Region.

Kurzzeitvermietung verändert Städte, Märkte und Machtverhältnisse. Was als Sharing-Idee begann, ist heute ein milliardenschweres Ökosystem mit massiven Auswirkungen auf andere Wirtschaftszweige und die Gesellschaft. In ihrem Podcast sprechen Marco Nussbaum und Otto Lindner darüber, warum diese Debatte für die Zukunft der Hotellerie so entscheidend ist.

Die IFA by Lopesan Hotels haben ihre vier deutschen Standorte umfassend modernisiert und starten damit in die neue Saison. Die Überarbeitungen betrafen nach Angaben der Hotelgruppe unter anderem die Ausstattung und das Design in Lobbys, Restaurants, Bars, Zimmern, Spas und Tagungsräumen.

Die auf Seniorenresidenzen spezialisierte „Schönes Leben Gruppe“ erweitert ihr Geschäftsfeld und wird künftig auch im Hotelgewerbe tätig. Am Niederrhein hat das Unternehmen den traditionsreichen Hotel Krefelder Hof übernommen. Ein neues Gebäude soll Hotel und Seniorenresidenz vereinen.

Die Dertour Group Hotel Division erweitert ihr Markenportfolio und nimmt zur Sommersaison 2026 insgesamt sieben neue Häuser in ihr Angebot auf. Die Expansion stärkt die Präsenz der Marken ananea, Sentido und Calimera, insbesondere in wichtigen Destinationen rund um das Mittelmeer.

Der Hotelverband Deutschland (IHA) hat einen neuen Podcast ins Leben gerufen, der sich an die deutsche und europäische Hotellerie richtet. Als Gastgeber fungieren die beiden IHA-Vorstandsmitglieder Otto Lindner und Marco Nussbaum.