Die Krux mit der Stornierung: Wie Hoteliers ihre Einnahmen sichern

| Hotellerie Hotellerie

In der heutigen Hotellerie hat sich die Nachfrage nach flexiblen Buchungsmöglichkeiten drastisch verändert. Was früher eine Option war, ist heute für viele Reisende eine grundlegende Erwartung. Eine kostenlose Stornierungsoption gilt als psychologisches Sicherheitsnetz, das die Buchungsbereitschaft erhöht und das Vertrauen der Gäste stärkt. Für Hoteliers bedeutet dies, dass sie ihre Einnahme- und Belegungsstrategien überdenken müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, ohne Verluste zu riskieren.

Was hinter den kulanten Stornobedingungen steckt

Eine kostenlose Stornierung erlaubt Gästen, eine Buchung ohne Stornierungsgebühr innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens zu annullieren. Wie Joe Hanly von Lighthouse erklärt, wird bei diesen Buchungsoptionen zwischen erstattbaren und nicht erstattbaren Tarifen unterschieden. Erstere sind oft teurer, bieten aber Flexibilität, während nicht erstattbare Tarife meist einen niedrigeren Preis haben, aber auch eine feste Zusage verlangen.

Studien von Phocuswright zeigen, dass sieben von zehn Reisenden flexible Buchungen heute mehr priorisieren als je zuvor. Diese Entwicklung ist eine direkte Folge der pandemischen Unsicherheiten und hat zu einem grundlegenden Wandel im Buchungsverhalten geführt. Die Nachfrage nach Flexibilität beeinflusst die Konversionsraten direkt. Gäste zögern weniger, eine Buchung abzuschließen, wenn sie wissen, dass sie ihre Pläne ohne finanzielles Risiko ändern können.

Hotels können diesen Trend nutzen, um sich von Online-Reisebüros (OTAs) abzuheben, die oft strenge Regeln haben. Indem sie Direktbuchungen attraktiver gestalten – etwa durch günstigere Preise, Treuevorteile oder exklusive Extras – können sie Kunden direkt ansprechen und die Kontrolle über ihre Buchungsbedingungen behalten.

Herausforderungen für das Revenue-Management

Obwohl kostenfreie Stornierungen die Buchungen ankurbeln können, stellen sie das Revenue-Management vor neue Herausforderungen. Der offensichtlichste Nachteil ist die Zunahme von Stornierungen und Gästen, die nicht erscheinen (No-Shows). Dies kann zu Leerständen und entgangenen Einnahmen führen, insbesondere wenn kurzfristig abgesagte Zimmer in Zeiten hoher Nachfrage nicht mehr verkauft werden können.

Um diese Risiken zu minimieren, sind präzise Daten, starke Prognose-Tools und automatisierte Software unerlässlich. Wie Hanly von Lighthouse betont, lassen sich anhand historischer Stornierungstrends die Buchungsmuster besser vorhersagen. Zusätzlich können Hotels Strategien wie Mindestaufenthaltsfristen zu Spitzenzeiten, Anzahlungen für Premium-Zimmer oder gestaffelte Stornierungsfristen anwenden, um ein Gleichgewicht zwischen Flexibilität und Einnahmeschutz zu finden.

Belegungsraten aktiv steuern

Flexible Stornobedingungen können dazu beitragen, Zimmer früher zu belegen, da sie eine wichtige Hürde für die Buchung beseitigen. Diese frühe Buchungstätigkeit verschafft Hoteliers wertvolle Einblicke in die zukünftige Auslastung und ermöglicht eine bessere operative Planung. Ein plötzlicher Anstieg der Buchungen für ein bestimmtes Datum – auch wenn Stornierungen zu erwarten sind – signalisiert eine starke Marktnachfrage, auf die mit dynamischen Preisänderungen reagiert werden kann.

Um Leerstände in letzter Minute zu verhindern, können Hotels basierend auf historischen Daten eine strategische Überbuchung vornehmen. Alternativ können sie stornierte Zimmer durch dynamische Preisgestaltung – etwa durch kurzfristige Preissenkungen oder spezielle Angebote für bestimmte Kundensegmente – erneut zum Verkauf anbieten.

Best Practices zur Umsetzung

Ein erfolgreicher Umgang mit kostenlosen Stornierungsrichtlinien erfordert einen strategischen Ansatz:

  • Segmentierung der Richtlinien: Es muss nicht jede Buchung die gleichen Bedingungen haben. In Zeiten geringer Nachfrage können großzügigere Stornobedingungen Anreize schaffen, während die Regeln in der Hochsaison verschärft werden.

  • Umwandlung in nicht erstattbare Buchungen: Auch nach der Buchung können Gäste mit einem kleinen Anreiz, wie einem Frühstück oder Treuepunkten, dazu ermutigt werden, zu einem nicht erstattbaren Tarif zu wechseln.

  • Klare Kommunikation: Die Stornierungsbedingungen sollten für den Gast jederzeit transparent und leicht verständlich sein, sowohl bei der Buchung als auch in der Bestätigung.

  • Datennutzung: Wie Lighthouse hervorhebt, hilft die Analyse von Stornierungsmustern nach Saison, Kanal und Buchungsvorlaufzeit dabei, die Richtlinien dynamisch anzupassen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

  • Schulung des Teams: Mitarbeiter an der Rezeption, im Reservierungswesen und im Revenue-Management sollten die Logik hinter den Richtlinien verstehen und konsequent kommunizieren, um Vertrauen zu schaffen.

Letztendlich ist die kostenlose Stornierung nicht nur eine Reaktion auf das veränderte Verhalten der Gäste, sondern ein Werkzeug, das bei richtiger Handhabung zu höherer Auslastung, gestärkter Wettbewerbsfähigkeit und erhöhter Gästezufriedenheit führen kann.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die jährliche Marriott Talentschmiede versammelte über 100 Top-Nachwuchstalente der Hotellerie in Berlin. Die Konferenz thematisierte die persönliche Markenbildung und bot Einblicke in globale Karrierewege.

Das künftige Waldorf Astoria London Admiralty Arch hat die Eröffnung seiner beiden Signature-Restaurants für das Jahr 2026 bekannt gegeben. Mit Coreus von Clare Smyth MBE und Café Boulud von Daniel Boulud positioniert sich das Hotel als neue Destination für Gourmets.

Marriott International hat die Marke von 100 Hotels in Saudi-Arabien erreicht, die sich entweder in Betrieb befinden oder in der Entwicklungspipeline stehen. Dies wurde anlässlich der Unterzeichnung für ein neues Courtyard by Marriott in Mekka bekanntgegeben.

Die europäische Hotelbranche verzeichnet einen historischen Höchststand in der Bau-Pipeline. Der aktuelle Bericht von Lodging Econometrics beleuchtet die Entwicklungen in den wichtigsten Segmenten und Regionen sowie die Prognosen für Neueröffnungen in den kommenden Jahren.

Die DekaBank beabsichtigt offenbar den Erwerb des Luxushotels Andaz Vienna Am Belvedere in Wien. Die Immobilie gehört zum Portfolio der insolventen Signa Development Selection, des früheren Immobilienimperiums von René Benko.

Das Gstaad Palace, ein Fünf-Sterne-Traditionshotel im Berner Oberland, gewährt erstmals einen umfassenden Blick hinter seine Kulissen. Eine neue SRF-Dokumentation beleuchtet den täglichen Betrieb, die Herausforderungen und die Mitarbeitenden des Hauses, das seit über einem Jahrhundert Gäste aus aller Welt empfängt.

Das Ostsee Baumhaushotel in Ostholstein hat die Bauarbeiten zur Erweiterung abgeschlossen und verdoppelt damit sein Angebot. Ab Mitte Dezember stehen den Gästen insgesamt 14 Baumhäuser zur Verfügung.

In einem Hotel in Saalbach-Hinterglemm ist am Samstagnachmittag ein Großbrand im Wellness-Bereich ausgebrochen. Rund 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren und des Roten Kreuzes waren vor Ort, um die Flammen zu bekämpfen und rund 60 Gäste und Mitarbeiter in Sicherheit zu bringen. Erste Ermittlungen deuten auf eine technische Ursache hin.

Die Dormero Hotelgruppe setzt ihren Wachstumskurs fort und übernimmt das Caravelle Hotel in Bad Kreuznach. Durch die Akquisition des Hauses erweitert die Kette ihr Portfolio auf nunmehr 65 Hotels. Das Unternehmen plant eine umfassende Neuausrichtung und Sanierung des Objekts.

Die Wohnungsnot in Zermatt spitzt sich zu. Der lokale Hotelier Heinz Julen präsentiert mit dem 260 Meter hohen Wohnturm Lina Peak eine radikale Lösung, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und die Besucherströme des Tourismus-Hotspots neu zu lenken.