Digitale Buchungsportale für Meetings, Incentives, Conventions und Events gewinnen in der deutschen Hotellerie zunehmend an Bedeutung. Eine aktuelle Umfrage des Hotelverbands Deutschland (IHA) zeigt jedoch: Während sich MICE-Plattformen als Vertriebskanal etabliert haben, läuft ein Großteil der Buchungsprozesse weiterhin analog – mit deutlichem Optimierungspotenzial bei der technischen Integration.
Laut der Erhebung bleibt der Anteil der über Online-Portale vermittelten Veranstaltungen bislang überschaubar. So gaben 56,9 Prozent der befragten Hotels an, dass weniger als zehn Prozent ihrer MICE-Buchungen digital generiert werden. Weitere 26,4 Prozent sehen den Anteil zwischen zehn und 25 Prozent. Nur 16,7 Prozent erreichen eine Online-Vermittlungsquote von über 25 Prozent.
Stadt-Land-Gefälle beim digitalen Vertrieb
Besonders im ländlichen Raum und in kleinen Städten (5.000 bis 20.000 Einwohner) wird das MICE-Geschäft nach wie vor nur in geringem Ausmaß über digitale Plattformen vermittelt: In beiden Regionen gaben rund zwei Drittel (66 Prozent) der befragten Hotels an, dass weniger als 10 Prozent ihrer MICE-Veranstaltungen über Online-Plattformen generiert werden. In Großstädten (über 100.000 Einwohner) liegt der Anteil der Hotels, die weniger als 10 Prozent ihrer MICE-Veranstaltungen über Online-Plattformen generiert mit 43 Prozent deutlich niedriger bzw. der Anteil, der mehr MICE-Geschäft über Online-Plattformen generiert, ist deutlich höher.
Meetago ist führende Plattform
Etwa 64 Prozent der Hotels nutzen aktuell MICE-Portale, während 36 Prozent bislang auf keine Plattform zurückgreifen. Besonders verbreitet ist die Plattform Meetago (inklusive tagungshotel.com und HRS), auf der 72,7 Prozent der teilnehmenden Hotels vertreten sind. Auch MICE Portal (62,2 Prozent), Tagungshotel.net (54,1 Prozent), Meetingmasters (53,7 Prozent), Cvent (46 Prozent), Event-Inc (33,3 Prozent) und Seminargo (24,8 Prozent) spielen eine Rolle – vielfach sind Hotels auf mehreren Plattformen gleichzeitig gelistet.
In Sachen Vermittlungsleistung liegt Meetago ebenfalls vorn: 52,8 Prozent der Hotels nannten sie als ihre wichtigste Buchungsquelle, weitere 20,9 Prozent als zweitwichtigste. Besonders stark ist Meetago in ländlichen Regionen und bei Kettenhotels.
Automatisierung steckt noch in den Kinderschuhen
Trotz zunehmender Plattformnutzung erfolgt die Bearbeitung von Anfragen weiterhin größtenteils manuell: In 79,2 Prozent der Hotels laufen die Prozesse ohne Automatisierung ab – in ländlichen Regionen liegt der Anteil sogar bei 87,5 Prozent. Lediglich fünf Prozent der Betriebe nutzen bereits automatisierte Softwarelösungen wie MICE DESK, hivr oder Meeta-X. Immerhin planen 15,5 Prozent eine entsprechende Umstellung in naher Zukunft.
Dabei berichten 78 Prozent der Softwareanwender von einem reibungslosen Einsatz – vereinzelt kommt es jedoch zu Problemen bei der Kompatibilität mit bestimmten Plattformen.
Fazit: Ausbau digitaler Schnittstellen dringend nötig
Die Umfrage macht deutlich: Die Digitalisierung im MICE-Bereich schreitet voran, aber schleppend. „Die Plattformen sind im Markt angekommen, aber der technische Rückstand verhindert Effizienzgewinne“, so ein Fazit des Hotelverbands. Der Verband fordert deshalb bessere Schnittstellen, mehr Interoperabilität und einen offenen Marktzugang für Softwareanbieter, um die Wettbewerbsfähigkeit des MICE-Vertriebs zu stärken.