Inklusion in der Hotellerie – Zwischen Haltung, Verantwortung und Zukunftsfähigkeit

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Ein Beitrag von Tageskarte.io – basierend auf einem LinkedIn-Newsletter von Zeev Rosenberg, General Manager des SO/ Berlin Das Stue

Inklusion in der Hotellerie – ein Thema, das lange am Rand behandelt wurde, rückt zunehmend in den Fokus. Dabei geht es nicht um PR-Maßnahmen oder gut gemeinte Einzelinitiativen, sondern um grundlegende Fragen der Haltung, der Führungskultur und der Zukunftsfähigkeit einer ganzen Branche.

Zeèv Rosenberg, General Manager des SO/ Berlin Das Stue und Vorstand der HSMA, formuliert in einem persönlichen Beitrag den Anspruch deutlich: Inklusion darf nicht als soziale Nebenfrage behandelt werden – sie ist ein Maßstab für unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung.

Inklusion als Führungsfrage

Die Hotellerie lebe vom Miteinander – doch wer Teilhabe ignoriere, treffe aus Sicht Rosenbergs keine organisatorische, sondern eine wertebasierte Entscheidung. Es gehe dabei nicht allein um die Schaffung einzelner Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung, sondern um ein Umdenken in Prozessen, im Recruiting und in der Führungsrolle selbst. Inklusion sei ein „Stresstest für Unternehmenskultur“, der zeige, wie ernst Verantwortung tatsächlich genommen werde.

Erste Leuchttürme – aber große Lücken in der Breite

Einzelne Betriebe zeigen bereits, was möglich ist. Das Hotel Anne-Sophie in Künzelsau etwa, betrieben von der Stiftung Würth und Teil des Embrace-Verbunds, setzt konsequent auf ein inklusives Arbeitsumfeld. Auch Premier Inn verfolgt seit Anfang 2024 einen systematischen Ansatz zur Schaffung barrierefreier Arbeitsplätze – nicht als Marketinginstrument, sondern als Teil eines konzernweiten Kulturwandels.

Ebenso das Projekt „Stadler & Käffchen“ in Bremen, das von Ex-B&B-CEO Max Luscher initiiert wurde: Ein inklusives Gastronomiekonzept, das von Anfang an für das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung konzipiert wurde – mit tariflich bezahlten Arbeitsplätzen im ersten Arbeitsmarkt.

Und doch bleibt die Branche in der Breite zurückhaltend: Nur 18,8 Prozent der Hotels mit mehr als 60 Mitarbeitenden erfüllten aktuell die gesetzliche Quote zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen, sagt Rosenberg. Die Pflegebranche komme im Vergleich auf mehr als das Doppelte. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels werde diese Zahl zunehmend zur wirtschaftlichen Schwachstelle – und zum Ausdruck einer versäumten Chance, so der Hotelier.

Orientierung durch Praxisleitfaden

Positiv hebt Rosenberg die gemeinsame „Handreichung Inklusion in der Hotellerie“ von der HSMA und dem Hotelverband Deutschland (IHA), die praxisnahe Hilfestellungen für Betriebe bietet – vom barrierefreien Recruiting bis zur Zusammenarbeit mit spezialisierten Organisationen wie der Hamburger Arbeitsassistenz oder der MiA-Akademie. Die Broschüre soll keine Symbolpolitik betreiben, sondern konkrete Wege aufzeigen.

Forderung an Verbände: Von der Position zur Aktion

Während Initiativen auf Unternehmensseite zunehmen, bleibt die Rolle der Branchenverbände aus Sicht vieler noch ausbaufähig. Rosenberg ruft insbesondere die lokalen und Landesverbände des DEHOGA auf, stärker aktiv zu werden – nicht nur mit Statements, sondern mit konkreter Unterstützung für Hotels, die sich auf den Weg machen wollen, aber nicht wissen, wie.

Inklusion als Zukunftsthema der Branche

Inklusion sei kein Zusatz, sondern ein Indikator für den Reifegrad einer Branche. Wer sie verweigere, stelle nicht nur Menschen außen vor, sondern gefährde langfristig auch die eigene Wettbewerbsfähigkeit, so Rosenberg.

Der Appell ist klar: Inklusion darf kein Sonderfall bleiben – erst wenn sie in der Breite selbstverständlich sei, werde sie nachhaltig. Die Hotellerie stehe damit an einem Punkt, an dem stille Entscheidungen für einzelne Mitarbeitende zu Wendepunkten einer ganzen Branche werden können, so Rosenberg abschließend.


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