Marco Nussbaum: „Das Problem der Hotellerie ist das billige Geld“

| Hotellerie Hotellerie

Prizeotel-Gründer Marco Nussbaum geißelt die Strategien von Investoren und Hotelgesellschaften. Das Problem in der Branche sei und bliebe das billige Geld. Die Corona-Krise werde nun fragwürdige Pachtverträge zu Rohrkrepierern machen, die auf eine immer weiter steigende Nachfrage gesetzt hätten.

In einem Facebook-Post schreibt der Unternehmer: „Ein Problem unserer Branche war und ist das billige Geld. Wegen der Niedrigzinsen sind immer mehr Investoren auf den Hotelmarkt gedrängt und der dadurch erzeugte Preisanstieg hat deren Renditen massiv gedrückt. Dennoch stieg die Belastung für die Hotels in Form der Mieten und Pachten immer mehr. Viele Hotelunternehmen haben sich zu fragwürdigen Pachtverträgen sowie Investitionen hinreißen lassen, die sich nun, in einer Krise, als Rohrkrepierer erweisen könnten. Ich bin froh, dass wir da nicht mitgemacht haben, wunderte es mich doch immer wieder, wie hoch wir bei manchen Verhandlungen überboten wurden.“

Zudem würden die niedrigen Zinsen die wahren Probleme der unrentablen Hotels kaschieren. Manche Hotels und Hotelgesellschaften seien nur mit billigem Geld künstlich am Leben gehalten worden. Dadurch seien den wirklich wettbewerbsfähigen Unternehmen wichtige Ressourcen entzogen worden. Als Folge glaubt Nussbaum, dass diese Hotels weder einen positiven Betrag für das Arbeitgeberimage der Hotellerie- und Gastronomie sowie die Entwicklung der Durchschnittsraten leisten würden. Die Geldschwemme hätte ferner in den letzten Jahren den „dringend benötigten Strukturwandel unserer Branche“ verhindert.

Dennoch, durch diese ganzen unterschrieben Verträge, wachse das Angebot weiter, während nun die Nachfrage massiv zurückgehe. Nussbaum hofft, dass die Regierung, die über Hilfsmaßnahmen für betroffene Betriebe diskutiert, jetzt die richtigen Entscheidungen treffe.
 

Hotels, Restaurants und Caterer leiden immer stärker unter den Folgen der Coronavirus-Ausbreitung. Nach einer Blitzumfrage des Dehoga Bundesverbandes vom 4. und 5. März, an der sich fast 10.000 Hotels, Caterer und Restaurants beteiligten, berichten 76,1 Prozent der Betriebe von Umsatzeinbußen aufgrund der Coronavirus-Krise. In den Städten ist die Betroffenheit sogar noch höher. Hier melden 85,1 Prozent Umsatzverluste, im ländlichen Raum 67,2 Prozent.

„Die Situation verschärft sich von Tag zu Tag“, sagt Guido Zöllick, Präsident des Dehoga Bundesverbandes. „Für Hotels, Caterer und Restaurants sind das massive Verluste, die nicht zu kompensieren sind. Viele unserer kleinen und mittelständischen Betriebe haben keinen Puffer.“ Die Branche erwartet dringend staatliche Unterstützung mit schnell wirkenden Liquiditätshilfen und Fördermaßnahmen sowie die Umsatzsteuerreduzierung für Essen.

Die Folgen der Coronavirus-Ausbreitung für den Tourismus beschäftigt am Montag eine Spitzenrunde im Bundeswirtschaftsministerium. «Das Coronavirus hat deutliche Auswirkungen für den Tourismus in Deutschland», hatte der Deutsche Tourismusverband mitgeteilt. «Großveranstaltungen werden abgesagt oder verschoben, Urlauber stornieren ihre Reisen und halten sich mit ihren Buchungen zurück.»

Bei dem Verbändetreffen bei Bareiß (CDU) dringt die Branche auf Maßnahmen, den Schaden abzufedern. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband fordert Liquiditätshilfen, Fördermaßnahmen sowie Steuerentlastungen. (Mit Material der dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das geplante Vier-Sterne-Plus-Hotel „Le Tresor“ in der ehemaligen Staatsbank in der Schweriner Friedrichstraße steht nach der Insolvenz des österreichischen Investors vor einer ungewissen Zukunft. Das Projekt sollte dem historischen Haus, in dessen Tresorräumen einst die Goldreserven von Mecklenburg-Strelitz lagerten, eine hochwertige Nutzung ermöglichen.

DEHOGA Hessen nimmt Abschied von Reinhard Schreek. Der ehemalige Präsident des Verbands und spätere Ehrenpräsident ist kürzlich verstorben. Schreek prägte den Hotel- und Gaststättenverband in Hessen über Jahrzehnte.

Der Fürstenhof in Bad Kissingen steht zum Verkauf. Die Historie des Fürstenhofs reicht über 160 Jahre zurück. Das ursprüngliche Gebäude wurde bereits 1856 als Kurhotel errichtet und beherbergte Gäste des europäischen Hochadels.

Die Liquidation von Sonder Holdings hat Marriott in die Schlagzeilen gebracht . Seit dem abrupten Zusammenbruch der Lizenzvereinbarung sieht sich das Unternehmen nun mit erheblichem Gegenwind seitens der Gäste konfrontiert. 

In Leipzig wurden die SO!APART Awards 2025 verliehen. Die ausgezeichneten Häuser präsentieren Konzepte, die laut Jury-Einschätzung trotz des aktuell schwierigen Marktumfelds und der Zurückhaltung bei Neueröffnungen „extrem stark und zukunftsgewandt“ sind.

Der aktuelle „Changing Traveller Report 2026“von SiteMinder zeigt eine deutliche Verschiebung im Suchverhalten von Reisenden bei der Hotelsuche. Demnach haben Online-Reisebüros die Suchmaschinen als primären Startpunkt für die Hotelrecherche abgelöst.

Die britische Aufsichtsbehörde Advertising Standards Authority (ASA) hat Beschwerden gegen große Akteure der Reisebranche, darunter die Hotelgruppen Hilton, Travelodge und Accor sowie das Buchungsportal Booking.com, stattgegeben. Der Vorwurf: Irreführende Werbung mit sogenannten „Ab-Preisen“ für Hotelzimmer.

Der auf Hotelimmobilien spezialisierte Berater Christie & Co ist mit der Vermarktung des etablierten Romantik Hotel Bösehof in Bad Bederkesa beauftragt worden. Das Midscale-Hotel, gelegen im Elbe-Weser-Dreieck zwischen den Städten Bremen, Hamburg und Cuxhaven, wird zum Verkauf angeboten.

Das Hochhaus Main Plaza am Sachsenhäuser Mainufer in Frankfurt startet in eine neue Ära. Unternehmer Michael Schramm, Inhaber der Apartmentresidenz-Gruppe, hat das Gebäude von der Lindner Hotel Gruppe übernommen. Das als Frankfurter Wahrzeichen geltende Hochhaus soll mit einem zukunftsweisenden Hybridmodell neu ausgerichtet werden.

Tin Inn, das auf ein nachhaltiges Übernachtungskonzept auf Basis seriell gefertigter Container setzt, hat einen neuen Standort in Nettetal-Kaldenkirchen eröffnet. Die Eröffnung folgt kurz nach der Inbetriebnahme des Standorts in Meckenheim.