mrp hotels Videocast: Mitarbeiterknappheit in der Hotellerie erfordert Umdenken

| Hotellerie Hotellerie

Was sind die Ursachen für den Mitarbeitermangel im Tourismus und durch welche Maßnahmen könnte dieser gelindert werden? Gemeinsam mit der Tourismusexpertin Susanne Kraus-Winkler geht mrp hotels im aktuellen Videocast diesen und anderen Fragen auf den Grund.

Mitarbeitermangel im Tourismus: Ein langfristig bestehendes Problem

Covid19 und die Folgen der Krise haben den Mitarbeitermangel in Hotellerie und Tourismus wieder in das Rampenlicht gerückt. Dennoch ist dieses Problem, so Susanne Kraus-Winkler, kein Neues: „Der Tourismus ist in den letzten 20 Jahren weltweit gewachsen, dieses Wachstum hat die Ausbildungskapazitäten deutlich überstiegen.” Durch Lockdowns und Betriebsschließungen hat das Thema, so die Expertin, allerdings einen kleinen Turbo bekommen.

Für viele Mitarbeiter in der Branche ist durch den Personalabbau, die Kurzarbeit und die Nicht-Durchführung der Wintersaison 2020/2021 besonders auch in Österreich eines der wesentlichen Key-Assets der Beschäftigung im Tourismus verloren gegangen: das Vertrauen auf einen sicheren Arbeitsplatz.

Susanne Kraus-Winkler weiter: „In Österreich sind pro Saison zwischen 230.000 und 240.000 Menschen beschäftigt - davon stammen rund 108.000 aus dem Ausland. In Österreich gibt es nicht genug Arbeitskräfte, um die Nachfrage abzudecken.”

Viele dieser Beschäftigten stammen aus Osteuropa und dem Osten Deutschlands – allerdings haben sich über 100.000 Beschäftigte aus diesen Ländern aufgrund der Unsicherheit, ob es eine Wintersaison geben wird oder nicht, neu orientiert.
 

Flexible, offene Politik als klarer Wettbewerbsvorteil

„Wenn Österreich seinen Wohlstand erhalten möchte, dann braucht es auch eine entsprechende Wirtschaftsleistung. Wir haben in Österreich gar nicht genug Menschen, um diese um die Wirtschaftsleistung, die unseren Wohlstand erhält, auch entsprechend zu generieren”, so Susanne Kraus-Winkler. Und ergänzt diese Aussage mit einer deutlichen Forderung an die Politik: „Österreich fehlen nicht nur die Fach-, sondern auch die Hilfskräfte. Das gilt für viele Branchen. Mitarbeiter aus Drittstaaten wären eine Lösung, allerdings sind hier politische Lösungen gefordert, um schnellstmöglich auf Arbeitskräfte aus anderen Ländern zugreifen zu können. Dies hilft auch dem AMS-System.”

Der Arbeitsmarkt ist derzeit ein “Käufer”-Markt: Jeder, der eine Arbeit finden möchte, würde oder wird eine finden – daher sieht die Expertin kein Problem darin, den Arbeitsmarkt für Drittstaaten zu öffnen und zieht einen Vergleich mit Deutschland: Durch die weniger restriktive und offenere Politik hat das westliche Nachbarland einen deutlichen Wettbewerbsvorteil.

Kurzarbeit bewahrt Qualität

Auch das mögliche Auslaufen der Kurzarbeitsmodelle sieht Susanne Kraus-Winkler kritisch: „Je höherwertig und spezifischer das Hotelprodukt, desto mehr wird darauf geachtet, die Mitarbeiter zu erhalten, da diese die Standards, die Gäste und die Häuser kennen. Der Aufwand, neue Mitarbeiter einzuschulen ist, auf allen Ebenen, ein extrem hoher. Daher ist die Kurzarbeit ein adäquates Mittel um – besonders in der Stadthotellerie, zum Beispiel in Wien – die Mitarbeiter zu halten.”

Und auch wenn die Auslastungszahlen der Ferienhotellerie über den Sommer hinweg wie schon vergangenes Jahr positiv ausfallen: Auch in diesen Betrieben ist es schwer, Stammsaisonmitarbeiter zu finden und aufzubauen und damit den Gästen eine durchgängige Qualität zu bieten.

Maßnahmen für eine positive Entwicklung am Arbeitsmarkt für Tourismusbetriebe

Positiv nach vorne blicken und an vielen Schrauben drehen: Susanne Kraus-Winkler sieht bei ihrem Blick in die Zukunft sowohl die Tourismusbetriebe als auch die Politik gefordert: „Die Branche muss beweisen, dass sie sicher ist. Es darf keinen Lockdown mehr geben, es darf kein Jahr mehr ohne Sommer- oder Wintersaison mehr geben. Die Regierungen müssen lernen, dass Covid bleibt. Es muss ein normales Management der Covid Umstände auf die Beine gestellt werden, Notverordnungen und Notmanagementaktionen müssen vermieden werden.”

Und in Bezug auf die Ausbildung: „Das Image der Branche muss gehoben werden. Dazu zählt auch schon die Ausbildung, die in Österreich durch das duale System grundsätzlich gut aufgestellt ist. Aber es braucht auch neue Quereinsteigermodelle, beispielsweise für Semifachkräfte. Anpassungen an die gesellschaftlichen Veränderungen sind notwendig, die Ausbildungen müssen zeitgerechter werden. Die Lehrvermittlung muss neu aufgestellt werden und breiter denken lernen.”

Darüber hinaus sollte auch über kreativere Entlohnungssysteme und Arbeitszeitmodelle nachgedacht werden. Susanne Kraus-Winkler dazu: „Eine der Möglichkeiten wäre zum Beispiel, dass beliebtere Stunden anders bezahlt werden als weniger beliebte – eine Art Revenue Management für Mitarbeiter. In Bezug auf Führungsstruktur und Unternehmenskultur: Diese müssen neu denken lernen, Organisationsstrukturen neu angepasst werden. Insgesamt wird der Druck auf alle Unternehmen auch in diesen Bereichen höher.”


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Leonardo Hotels bündelt unter der Initiative „LeoDo“ über 180 soziale Projekte in ganz Europa. Von der Obdachlosenhilfe bis hin zu neuen Aktionen für Geschwister kranker Kinder setzen die Hotelteams auf eigenverantwortliches Engagement als festen Bestandteil der ESG-Unternehmensstrategie.

Der Faktencheck von Kohl & Partner und RateBoard zeigt für die Wintersaison 2025/26 im Alpenraum eine solide Ausgangslage. Die Nachfrage liegt über dem Vorjahr, bei deutlich regionalen Unterschieden. Tirol führt bei Auslastung und Wachstum, Südtirol liegt im Mittelfeld, Bayern bleibt zurück.

Das Hotel Vier Jahreszeiten am Schluchsee präsentiert nach einem Führungswechsel umfangreiche Neuerungen. Mit einer neuen Sportarena, inklusive Padel-Plätzen, einer großflächigen Kinderhalle und einem mediterranen Restaurantkonzept, setzt der Betrieb auf eine moderne Ausrichtung für Familien und Sportbegeisterte im Schwarzwald.

Der Schweizer Hospitality-Investor Kokomo Capital hat das Seehotel Waltershof in Rottach-Egern erworben. Die direkt am Ufer des Tegernsees gelegene Immobilie soll im Zuge einer umfassenden Neuausrichtung modernisiert und erweitert werden. Nach Abschluss der Bauarbeiten ist die Wiedereröffnung für das Jahr 2027 geplant.

In einem richtungsweisenden Urteil hat das Landgericht Berlin II festgestellt, dass Booking.com gegenüber zahlreichen Hotels schadensersatzpflichtig ist. Grund für die Entscheidung ist die jahrelange Verwendung von unzulässigen Bestpreisklauseln. Das Gericht gab der Feststellungsklage von insgesamt 1.099 Klägern statt.

Das Landgericht Berlin hat deutschen Hotels in ihrem Kampf gegen die langjährige Verwendung von Bestpreisklauseln durch das in Amsterdam ansässige Online-Buchungsportal Recht gegeben, berichtet der Hotelverband Deutschland: Wie der Verband mitteilt, habe Booking.com gegen Kartellrecht verstoßen und müsse die Hoteliers für die entstandenen finanziellen Schäden kompensieren.

Wyndham Hotels & Resorts erweitert die eigene Präsenz im Mittelmeerraum und eröffnet mit dem Wyndham Corfu Acharavi das erste Haus der Marke auf der griechischen Insel Korfu.

Four Seasons expandiert nach Rio de Janeiro. Durch die Revitalisierung des bekannten Marina Palace im Viertel Leblon soll bis 2029 ein neues Luxushotel mit 120 Zimmern und Rooftop-Konzept direkt am Atlantik entstehen.

Das Seehotel Frankenhorst in Schwerin begeht im Dezember ein doppeltes Jubiläum. Das Vier-Sterne-Haus blickt auf eine 35-jährige Geschichte zurück und ist seit 30 Jahren als Partner der BWH Hotels Central Europe angeschlossen.

Das Althoff Seehotel Überfahrt hat mit der neuen Signature Suite den ersten Schritt einer umfassenden Modernisierung vollzogen. Die 220 Quadratmeter große Suite bildet den Auftakt für eine bauliche Transformation des Hauses, die bis zum Jahr 2026 fortgeführt wird.