Offener Brief von Relais & Châteaux: "Zweiter Lockdown absolut unverhältnismäßig"

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In einem Offenen Brief hat nun auch Relais & Châteaux die neuen Maßnahmen kritisiert und Stellung gegen den Lockdown bezogen: 

Auf Anweisung der Bundesregierung müssen in Deutschland 2020 zum zweiten Mal Hotels und Gastronomie schließen. Im Moment bis Ende November. Mindestens. Das trifft unsere Branche mit ihren über 2,4 Millionen Mitarbeitern zum zweiten Mal nicht nur mehr als hart. Denn viele Betriebe leiden noch immer unter der Schließung der 1. Phase und der in diesem Zusammenhang entstandenen Umsatzeinbußen. Viele sind in ihrer Existenz bedroht und stehen vor dem Aus. Dieses Mal ist der Lockdown für die Branche der Hotellerie und Gastronomie unverhältnismäßig und ungerechtfertigt.

Vorbildlich alle Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt

Es steht außer Frage, dass wir versuchen müssen, die Infektionszahlen zu reduzieren. Zu einer der dazu notwendigen Maßnahmen zählt auch die Einschränkung des Bewegungsradius. Dass es dabei aber massiv eine Branche trifft, die vorbildlich und frühzeitig alle geforderten Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt hat und aus der nachweislich kaum eine Infektion herrührt, ist unverhältnismäßig. Zudem haben viele Betriebe massiv in die erforderlichen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen investiert.

Treffen verlagern sich in den privaten Bereich

Durch die gegebenen Sicherheitsmaßnahmen ließe sich ein Infektionsgeschehen, sollte es doch auftreten, nachvollziehen und nachverfolgen. Im Gegensatz zu Treffen und Feiern im privaten Rahmen. Vorgänge, die durch die Schließung der Gastronomie weiter stattfinden, wenn nicht sogar wieder zunehmen werden, da sie nicht kontrolliert werden können.

Susanne Gräfin von Moltke, Delegierte von Relais & Châteaux Deutschland und Eigentümerin des Relais & Châteaux Hotel Gut Steinbach Hotel & Chalets.

„Die Entscheidung der Kanzlerin und ihrer Minister ist für unsere Branche nicht vollumfänglich nachzuvollziehen. Hatte die Regierung mit ihren Beratern schon seit den Sommermonaten Zeit, die prognostizierte Entwicklung der Fallzahlen für die Herbst- und Wintermonate auch für unsere Branche zu analysieren und mit gerechteren Vorschlägen aufzuwarten; beispielsweise mit strengeren Kontrollen und strengeren Bestrafungen der Betriebe, die sich nicht an die Regeln halten. Wir hatten auf unserem Gut Steinbach seit Wiedereröffnung weder bei Gästen noch bei Mitarbeitern einen einzigen Coronafall zu verzeichnen.“

Branche ist system- und sozialrelevant

„Wir hoffen sehr und setzen uns dafür ein, dass die Klagen der Branche dazu führen, dass die Schließzeiten verkürzt werden. Unsere Branche ist nicht nur systemrelevant, sondern vor allem auch sozialrelevant. Gerade in einem Monat wie November,“ führt Susanne Gräfin von Moltke weiter aus.

Ralf Kutzner, Gastgeber Relais & Châteaux Hotel Bülow Palace, Dresden

„Die aktuelle Situation trifft uns im Mark! Sind wir bereits beim ersten Lockdown finanziell durch das Raster gefallen, und mussten ohne jegliche Unterstützung von öffentlicher Seite auskommen, so trifft uns, und vor allen Dingen unsere Mitarbeiter die jetzige Situation umso härter. Durch die abermalige Kurzarbeit geraten viele unserer Mitarbeiter in finanzielle Not. Obwohl unsere Branche im Kampf gegen das Virus die höchsten Hygienemaßnahmen für viel Geld umgesetzt hat, sind wir nun zum wiederholten Mal diejenigen, die am meisten darunter leiden müssen!“

Annette Schwalbe, Relais & Châteaux Hotel Villa Hammerschmiede, Pfinztal

„Auch wir sind tief betroffen vom erneuten Lockdown, da wir durch die gut gebuchten Sommermonate optimistisch auf November und Dezember geschaut hatten. Jetzt ist die Verunsicherung unserer Gäste so groß, dass fast alle Veranstaltungen bis zum Jahresende storniert wurden.“

Meinrad Schmiederer, Gastgeber Relais & Châteaux Hotel Schwarzwaldresort Dollenberg, Bad Peterstal-Griesbach

„Das Wochenende im Hotel war geprägt von Abreisen, Abschied und Enttäuschungen. Die Frage, wie es weitergehen soll, überlagerte alles. Dabei ist es doch wissenschaftlich erwiesen, dass die hohen Fallzahlen an Infizierten vor allem aus privaten Feiern herrühren und nicht aus der Gastronomie oder gar der Hotellerie. Unsere Branche hat sich -wie allgemein anerkannt -an die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln gehalten wie kaum eine andere Branche in der Öffentlichkeit.“


 

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