Das seit Jahrzehnten leerstehende „Hotel Paradiso“ im Südtiroler Martelltal steht vor einer möglichen Wende. Nach mehr als 50 Jahren des Verfalls plant die Provinz Südtirol, den architektonisch bedeutenden Bau von Gio Ponti zu übernehmen und einer neuen Nutzung zuzuführen. Dies geht aus einem Bericht der Frankfurter Rundschau hervor, der sich auf lokale Quellen stützt.
Das Hotel wurde 1936 nach Plänen des Architekten Gio Ponti auf 2.160 Metern Höhe errichtet, eingebettet in das Panorama des Nationalparks. Laut dem Magazin Domus wollte Ponti damit ein „Experiment für eine neue Form des Tourismus“ schaffen, das moderne Ästhetik mit der alpinen Umgebung vereint.
Kurze Betriebsphase und langer Leerstand
Die zivile Betriebszeit des Hotels währte kurz und endete bereits 1940 mit dem Kriegseintritt Italiens. Während des Zweiten Weltkriegs nutzte die SS das Anwesen als Kurhotel für verwundete Soldaten. Seit den 1950er-Jahren steht das Gebäude leer. Seit 1966 gehört das Hotel der Familie Fuchs, den Eigentümern der Brauerei Forst.
Mehrere Versuche zur Sanierung scheiterten in der Vergangenheit. Die Frankfurter Rundschau führt fehlende Genehmigungen und mangelnde Investoren als Gründe an. Landeshauptmann Arno Kompatscher äußerte sich bereits 2023 gegenüber dem Magazin Vinschger zu den Schwierigkeiten: „Niemand hat Lust, in eine Ruine zu investieren, ohne zu wissen, ob überhaupt und was daraus [...] gemacht werden darf.“
Architektur im Kontext der faschistischen Ära
Eine Forschungsarbeit der ETH Zürich beleuchtete jüngst einen spezifischen Aspekt des Baus. Ponti gestaltete das Hotel mit einem weiß gefassten Sockel, grün bemalten Obergeschossen und einem roten Dach – den Farben der italienischen Trikolore. Diese Farbgebung findet sich auch in einem Innenraum wieder.
Da der Bau während der Faschisierung Südtirols (1935/1936) entstand und öffentliche Gebäude im Regime Benito Mussolinis faschistische Symbole aufweisen mussten, schlussfolgert die ETH-Studie, dass der Architekt sich mit der Farbgebung möglicherweise „zwischen politischer Anpassung und ästhetischer Eigenständigkeit bewegt“ habe. Die Forschung kommt zu dem Ergebnis, dass Ponti durch die „dezidierte Verwendung nationalistischer Elemente“ eine Architektur schuf, „die den ästhetischen Vorstellungen des neuen Regimes entsprechen sollte.“ Pontis persönliche politische Haltung ist den Quellen zufolge nicht bekannt.
Land Südtirol plant Übernahme und Neunutzung
Nach Jahrzehnten des Stillstands plant die Provinz Südtirol nun die Übernahme des Gebäudes im Rahmen eines Tauschgeschäfts, wie das Magazin Salto berichtete. Die Eigentümerfamilie Fuchs habe demnach signalisiert, das Anwesen abgeben zu wollen.
Für die zukünftige Nutzung werden verschiedene Optionen diskutiert, darunter ein Museum zum Stilfserjoch-Nationalpark oder die Etablierung eines Ortes für Kulturinitiativen, so der Corriere dell’Alto Adige. Zur finalen Umsetzung müssen die Landesregierung zunächst den Immobilienwert schätzen und die Vertragsdetails des Tauschgeschäfts klären.













