Tirol -  Ehemaliger Gasthof eröffnet in Rattenberg als Boutique-Hotel Traube

| Hotellerie Hotellerie

Mit seiner imposanten Präsenz in der Klostergasse zählt die „Traube“ zu den markantesten Häusern der kleinsten Stadt Österreichs. Einst war es ein Stadthaus der bayrischen Herzöge. Über die Jahrhunderte änderte sich die Nutzung schließlich zu einem Gasthof von der Sorte „ehrlich, aber einfach“ mit viel Tiroler Herz und einfacher Ausstattung. 1993 wurde der Gastbetrieb dann endgültig eingestellt. Das Haus fiel lange im Dornröschenschlaf. Und dann kamen die Gasteiger-Brüder.

2017 wurde das Gebäude, das mehr Ruine als Rohdiamant war, von Anton Gasteiger als Investor erworben.

„Wir haben all unser Herzblut reingesteckt“, sagt Hermann Gasteiger, Hausherr und Geschäftsführer, nicht ohne Stolz. „Das Dach war äußerst desolat und undicht. Und sobald du hier in Rattenberg einen Stein anfassen willst, ist eine enge Abstimmung mit dem Denkmalamt notwendig.“ Die ganze Stadt steht unter Denkmalschutz.

Mit dem Pinsel statt Presslufthammer

Was folgte, waren fünf Jahre voller Auflagen, Umplanungen, Baustopps, und viel Geduld mit alten Mauern aus dem Jahr 1343. Gleich zu Beginn eine Überraschung. Zwei Wochen nach dem Spatenstich stieß man auf eine historische Latrine. „Die Archäologen kamen und wir hatten Pinsel statt Presslufthammer auf der Baustelle", erinnert sich Hermann und lacht heute darüber.

Spagat zwischen Bewahrung und Erneuerung

Nicht nur die Archäologen und die Pandemie stellten den Zeitplan auf die Probe. Die über 700 Jahre alten Mauern hatten ihre eigenen Vorstellungen von Renovierung. Jeder Stein wollte begutachtet, erhalten oder ersetzt werden. In enger Abstimmung mit dem Denkmalamt. Gleichzeitig galt es, moderne Standards schonend in das ehrwürdige Gemäuer zu integrieren. Von der Grundwasserwärmepumpe über die Elektrik, Brandschutz und Sicherheitstechnik bis hin zur Barrierefreiheit.

„Es war ein Spagat zwischen Bewahrung und Erneuerung“, fasst es Hermann zusammen. „Aber jetzt ist es ein Juwel.“

Geschichte trifft auf gediegene Gegenwart

Und das ist es tatsächlich. 14 Doppelzimmer und 4 Suiten, insgesamt 47 Betten (wenn man auch die Ausziehcouches einrechnet), verteilt auf fünf Etagen, empfangen ab 1. Juni Gäste aus aller Welt. Im ehemaligen Stall, heute Frühstücksbereich, zeigen eiserne Ringe in den Wänden noch, wo einst Kühe und Pferde standen. Es gibt zwar nur ein Frühstücksangebot (7 bis 11 Uhr), denn für ein Restaurant war die Küche schlicht zu klein. „Aber es gibt sieben Restaurants in Rattenberg und noch einige mehr in den umliegenden Gemeinden“, beruhigt die Hoteldirektorin Miriam Wichmann.

Das Highlight ist die „Traube Loft“ im obersten Stock. Es bietet Platz für vier Personen, mit Küche, großzügigem Wohnraum und atemberaubenden Blick auf den Schlossberg. „Wir haben das Dach angehoben, damit man was sieht“, erklärt Hermann. Feinste Materialien treffen hier auf Jahrhunderte alte Steinmauern, Geschichte auf Gegenwart.

Geöffnet an 365 Tagen im Jahr


Check-Out ist bis 10.30 Uhr, Check-in von 15 bis 17 Uhr an der Rezeption möglich. Wer später kommt, nutzt den Selfcheck-in. Parken? Derzeit noch auf öffentlichen Plätzen für 4,50 Euro am Tag. Geöffnet ist an 365 Tagen im Jahr.

Die Traube ist kein Hotel wie jedes andere. Sie ist ein Beispiel dafür, wie man mit Mut, Geduld, Leidenschaft und einer großen Portion Durchhaltevermögen aus einem historischen Gasthof ein echtes Schmuckstück macht. Und vielleicht, so Hermann Gasteiger, „hat ja auch die alte Malerei in Zimmer 403 das alles überlebt, um jetzt das nächste Kapitel der Traube miterleben zu dürfen.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Leonardo Hotels bündelt unter der Initiative „LeoDo“ über 180 soziale Projekte in ganz Europa. Von der Obdachlosenhilfe bis hin zu neuen Aktionen für Geschwister kranker Kinder setzen die Hotelteams auf eigenverantwortliches Engagement als festen Bestandteil der ESG-Unternehmensstrategie.

Der Faktencheck von Kohl & Partner und RateBoard zeigt für die Wintersaison 2025/26 im Alpenraum eine solide Ausgangslage. Die Nachfrage liegt über dem Vorjahr, bei deutlich regionalen Unterschieden. Tirol führt bei Auslastung und Wachstum, Südtirol liegt im Mittelfeld, Bayern bleibt zurück.

Das Hotel Vier Jahreszeiten am Schluchsee präsentiert nach einem Führungswechsel umfangreiche Neuerungen. Mit einer neuen Sportarena, inklusive Padel-Plätzen, einer großflächigen Kinderhalle und einem mediterranen Restaurantkonzept, setzt der Betrieb auf eine moderne Ausrichtung für Familien und Sportbegeisterte im Schwarzwald.

Der Schweizer Hospitality-Investor Kokomo Capital hat das Seehotel Waltershof in Rottach-Egern erworben. Die direkt am Ufer des Tegernsees gelegene Immobilie soll im Zuge einer umfassenden Neuausrichtung modernisiert und erweitert werden. Nach Abschluss der Bauarbeiten ist die Wiedereröffnung für das Jahr 2027 geplant.

In einem richtungsweisenden Urteil hat das Landgericht Berlin II festgestellt, dass Booking.com gegenüber zahlreichen Hotels schadensersatzpflichtig ist. Grund für die Entscheidung ist die jahrelange Verwendung von unzulässigen Bestpreisklauseln. Das Gericht gab der Feststellungsklage von insgesamt 1.099 Klägern statt.

Das Landgericht Berlin hat deutschen Hotels in ihrem Kampf gegen die langjährige Verwendung von Bestpreisklauseln durch das in Amsterdam ansässige Online-Buchungsportal Recht gegeben, berichtet der Hotelverband Deutschland: Wie der Verband mitteilt, habe Booking.com gegen Kartellrecht verstoßen und müsse die Hoteliers für die entstandenen finanziellen Schäden kompensieren.

Wyndham Hotels & Resorts erweitert die eigene Präsenz im Mittelmeerraum und eröffnet mit dem Wyndham Corfu Acharavi das erste Haus der Marke auf der griechischen Insel Korfu.

Four Seasons expandiert nach Rio de Janeiro. Durch die Revitalisierung des bekannten Marina Palace im Viertel Leblon soll bis 2029 ein neues Luxushotel mit 120 Zimmern und Rooftop-Konzept direkt am Atlantik entstehen.

Das Seehotel Frankenhorst in Schwerin begeht im Dezember ein doppeltes Jubiläum. Das Vier-Sterne-Haus blickt auf eine 35-jährige Geschichte zurück und ist seit 30 Jahren als Partner der BWH Hotels Central Europe angeschlossen.

Das Althoff Seehotel Überfahrt hat mit der neuen Signature Suite den ersten Schritt einer umfassenden Modernisierung vollzogen. Die 220 Quadratmeter große Suite bildet den Auftakt für eine bauliche Transformation des Hauses, die bis zum Jahr 2026 fortgeführt wird.