Transaktionsgebühr: Weniger als 70 deutsche Hoteliers widersprechen neuen HRS-Geschäftsbedingungen

| Hotellerie Hotellerie

HRS verlangt zukünftig eine Transaktionsgebühr für Firmenraten, die über das Portal gebucht werden. Der entsprechenden Änderung der AGB von HRS haben bislang weniger als 70 Hotels in Deutschland widersprochen. HRS versichert, dass Hotels, die ihren Widerspruch aufrechterhielten, nicht im öffentlichen Portal des Unternehmens deaktiviert würden. Es gehe nur um die Buchbarkeit von Firmenraten.

Die neuen AGB treten am 6. Januar 2020 in Kraft. Die Transaktionsgebühr beträgt 2,50 Euro pro reserviertem Zimmer und wird zukünftig von HRS auf kommissionsfreie Nettobuchungen von Firmen berechnet, die über die Schnittstelle von HRS abgewickelt werden. Maximal werden dabei fünf Nächte pro reserviertem Zimmer in Rechnung gestellt. Sobald also ein Geschäftsreisender eine mit einem Hotel direkt verhandelte Firmenrate über die HRS-Schnittstelle bucht, wird die Transaktionsgebühr fällig.

HRS schrieb dazu im November 2019: „Ab 2020 wird HRS die Kosten für diese technische Infrastruktur über eine Transaktionsgebühr für Nettobuchungen abdecken, wie es in der Geschäftsreisebranche bereits üblich ist. Entsprechend wird HRS seine AGB in diesem Punkt anpassen.“ (Tageskarte berichtete)

Hoteliers wurde es damals freigestellt, den Geschäftsbedingungen von HRS zu widersprechen. Welche Auswirkungen ein Widerspruch habe, blieb in der Branche strittig. Einige Hoteliers bangten, auch auf der öffentlichen Plattform von HRS deaktiviert zu werden. Der Befürchtung, Hotels könnten bei einem Widerspruch komplett abgeschaltet werden, widerspricht das Unternehmen jedoch: „Es ist nicht unsere Absicht, Hotels auf unserer Plattform zu deaktivieren. Wir bieten unseren Hotelpartnern lediglich zwei Varianten an, wie sie ihre kommissionsfreien Raten buchbar machen können“, schreibt das Unternehmen auf Nachfrage von Tageskarte. „Wir möchten betonen, dass sich die Änderungen nur auf die Buchbarkeit von Firmenraten beziehen“, schreibt das Unternehmen weiter und meint damit, dass eine Nutzung der HRS-Schnittstelle mit Nettoraten für Firmenkunden nicht mehr möglich sei. Hoteliers müssten dann mit Vertragsraten für Firmen zu einem GDS-Anbieter wie Amadeus, Sabre oder Galileo ausweichen.

Die meisten Hotels hätten Verständnis dafür gezeigt, dass HRS, vergleichbar den Reisebüros, die Kosten für die Nutzung seiner Vertriebsinfrastruktur mit einer Transaktionsgebühr gegenfinanziere, so das Unternehmen. Natürlich sei die Änderung nicht bei jedem Partner auf Begeisterung gestoßen, nachdem HRS diesen Service bislang kostenfrei geleistet hätte. Kein Verständnis bringt Marcus Fränkle, vom Hotel Der Blaue Reiter in Karlsruhe-Durlach, der von einern geplanten, hinterhältigen „last minute“ Aktion von HRS spricht und weiter argumentiert. "Sehen denn wirklich nur so wenige Kollegen die mutwillige Absicht die dahinter steckte? Ich habe den Glauben an die Stärke der Branche mit diesem Vorgang verloren. Gibt es unter uns wirklich so viele schwache Chefs die alles mit sich machen lassen, denen alles egal ist und die nicht für Ihr Recht kämpfen? Wie soll das nur weitergehen? Von bereits verhandelten Firmenraten werden urplötzlich aus dem Nichts  2,50 Euro pro Nacht abgezogen... Ich habe kein Problem für die Leistung von HRS zu bezahlen, die Art und Weise (Kurzfristigkeit) ist wirklich nicht auf Augenhöhe und eine Verhöhnung für die Ratenpolitik, die wir machen. Außerdem senden wir das unmissverständliche Zeichen, dass wir alles mit uns machen lassen. Wir lassen uns in diesem Jahr von HRS abzocken, erhöhen jahrelang die Firmenraten nicht und die Löhne für Mitarbeiter in der Branche liegen immer noch am Boden. Wir sollten uns schämen..."

HRS argumentiert unterdessen weiter, dass bei der Wahlmöglichkeit, entweder die kommissionsfreien Raten künftig über GDS oder über HRS buchbar zu machen, den Hotels über den HRS-Weg Kostenvorteile von durchschnittlich 50 Prozent entstünden. Dies sei der Grund für die hohe Zustimmung unter unseren Partnern, so HRS. Dass der Vergleich mit den GDS -Raten zumindest hinterfragt werden kann, hatte bereits Carolin Brauer von Quality Reservations angemerkt und schrieb seinerzeit auf der Webseite der HSMA, dass es sich bei HRS ja um eine Transaktionsgebühr pro Übernachtung und nicht, wie bei den GDS-Systemen, pro Buchung handle. Der Rechtsanwalt Peter Hense schrieb hierzu ebenfalls bei der HSMA: „Ich halte die Aussage von HRS, wie sie hier wiedergegeben wurde, nicht für eine angreifbare wettbewerbsrechtliche Irreführung, sondern für eine zulässige werbliche Übertreibung. Jeder, der sich mit der Hoteldistribution auskennt, weiß doch, dass der Vergleich zum GDS hinkt und man hier werblich Äpfel mit Birnen vergleicht.“

Der Hotelier Haakon Herbst merkte in einem Kommentar auf Facebook an, dass sich HRS logischerweise die zur Verfügungstellung der Infrastruktur bezahlen lasse. Dies sollte allerdings durch den geschehen, der die Procurement-Leistungen einkaufe - und das seien nicht die Hotels, sondern die Kunden. Der Vorstoß sei ja nicht neu und habe in den letzten Jahren immer mit Hilfe aller Ketten mehrfach verhindert werden können. Dies scheint sich aktuell anders zu verhalten, denn HRS unterstreicht, dass mit den großen Hotelgesellschaften vorab verhandelt wurde und neue Vereinbarungen erzielt worden seien. Hier beruft sich HRS auf „zwei der weltweit größten Kettenhotels“. Erst dann seien Änderungen auf Seiten der Individualhotellerie umgesetzt worden.

Vor Weihnachten hatten die neuen HRS-AGB für einigen Wirbel in der Branche gesorgt. Im Zentrum der Kritik stand seinerzeit, dass HRS nun auf bereits für 2020 verhandelte Firmenraten, zwischen Hotels und Unternehmen, Transaktionsgebühren verlange, die nicht mehr eingepreist werden könnten.

Rolf Seelige-Steinhoff, Inhaber der Seetel-Hotelgruppe, schrieb seinerzeit auf Facebook: „HRS lernt nicht dazu. Statt mit der Hotellerie zu arbeiten, arbeiten sie gegen die Branche!“

Auf der Seite der HSMA schrieb Peter Hense: „HRS nutzt erneut die Gunst der Stunde und versucht, im Zeitdruck und Wirbel kurz vor Weihnachten, die Hotellerie mit Vertragsänderungen zu überraschen. Ich halte diese Strategie für erfolgreich, denn viele Hotels werden sich den Wünschen des Vermittlungsportals fügen, weil sie sich schon bisher stets deren Wünschen gefügt haben.“

Stefan Wild, Vorsitzender des Fachbereich Hotellerie beim DEHOGA Bayern kommentierte: „Sie schaffen es immer wieder aufs Neue, das Vertrauen zu zerstören. Klare Sache: Hier bleibt dann nur die stringente Weitergabe der Buchungskosten an den Kunden mit dem Hinweis, dass dieses Portal kostenpflichtig ist.“

Damals schrieb Dr. Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) „Geschäftsbeziehungen fußen auf Vertrauen. HRS setzt dieses Vertrauen mit irritierenden AGB-Änderungen aufs Spiel. Derartige Vorgangsweisen untergraben das Vertrauen in jede Geschäftsbeziehung. HRS sollte das zurücknehmen und das Vertrauern seiner Geschäftspartner zurückgewinnen.“

Die neuen Geschäftsbedingungen von HRS warten, zusätzlich zu den Transaktionskosten, mit einer weiteren Änderung auf: HRS räumt sich das Recht ein, auf eine zweiwöchentliche, statt bisher monatliche Abrechnung, umzustellen. Für den Fall, dass HRS auf zweiwöchentliche Abrechnung Gebrauch machen möchte, wird das Unternehmen Hotels schriftlich oder per E-Mail mit einer Frist von vier Wochen über diese Umstellung informieren. 


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Aethos Monterosa im Val d’Ayas hat nach einer umfassenden Neugestaltung zur Wintersaison seine Pforten geöffnet. Die Renovierungsarbeiten der vergangenen Monate dienten der weiteren Stärkung der Markenidentität.

Das 25hours Hotel The Trip in Frankfurt hat weite Teile seiner öffentlichen Bereiche erneuert. Im Fokus der Umgestaltung standen die Lobby, die Rezeption mit angeschlossenem Shop, die neu eingerichtete Nomad Day Bar sowie der Innenhof.

Der Hotelimmobilienmarkt sieht sich im Jahr 2026 einer Neujustierung gegenüber, bei der insbesondere das Segment der Serviced Apartments durch effiziente Betriebsmodelle und hohe Auslastung an Dynamik gewinnt. Institutionelle Investoren setzen verstärkt auf die Bonität und Transparenz von Betreibern in Kombination mit stabilen Mikrolagen.

Das Fünf-Sterne-Hotel Usedom Palace in Zinnowitz auf Usedom hat seinen Betrieb eingestellt. Nach 125 Jahren ging die Geschichte des Traditionshauses mit dem letzten Betriebstag am 30. November zu Ende. Als Grund für die Schließung nannten die Eigentümer die generell schwierige wirtschaftliche Lage der Hotellerie.

Premier Inn hat sein Deutschland-Portfolio auf insgesamt 64 Hotels erweitert. Mit dem neuesten Haus im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen betreibt der britische Hotelbetreiber nun fünf Standorte in der baden-württembergischen Landeshauptstadt und insgesamt sechs in der Region Stuttgart.

Die TT Hospitality übernimmt das Management des ehemaligen IBB Hotel Ingelheim und betreibt es ab dem 1. Dezember 2025 als Hotel Das Karl. Das Haus, das zur Unternehmensgruppe Gemünden/Molitor gehört, legt den Fokus auf Geschäftsreisende und Privataufenthalte in zentraler Lage der Kreisstadt Ingelheim.

Ein Hotel, das den Fokus auf die mentale Gesundheit seiner Mitarbeitenden und Kultur legt, ein von Auszubildenden geführtes Restaurant und eine Systemgastronomie, die auf Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt setzt – an Arbeitgeber-Konzepte wie diese gingen am Mittwochnachmittag insgesamt 16 Hospitality HR Awards.

Hyatt hat einen umfassenden Expansionsplan für die kommenden zwei Jahre in Portugal und Kap Verde bekanntgegeben. Bis 2027 soll sich die Anzahl der Hyatt-Hotels in der Region durch die Eröffnung von vier neuen Standorten verdreifachen.

In Osnabrück hat das erste Hotel der Marke Prize by Radisson mit dem neuen Designkonzept eröffnet. Das Hotel vereint urbanes Design mit digitalen Services. Es ist das erste Haus der Marke, in dem das weiterentwickelte Konzept umgesetzt wurde.

Das Pannonia Tower Hotel im österreichischen Parndorf plant eine Erweiterung. Neben dem bestehenden 4-Sterne-Haus soll ein zweites Hotelgebäude mit rund 300 zusätzlichen Zimmern entstehen.