Umbruch am Hotelmarkt: Investitionen verlagern sich auf Modernisierung und Nischensegmente

| Hotellerie Hotellerie

Das jährliche Expert Paper Hotels 2025 „Booking the Future" von mrp hotels analysiert den Status quo und die zentralen Trends der Hotellerie in den DACH-Ländern. Die Fachpublikation, die von 16 Branchenexperten verfasst wurde, thematisiert die Zunahme der Transaktionsaktivität auf dem Hotelimmobilienmarkt, die jedoch das Niveau von 2019 nicht erreicht, sowie die Notwendigkeit von mehr Expertise und langfristigen Strategien für Investitionen. Die Vorstellung des Papers erfolgte durch Martin Schaffer, Managing Partner von mrp hotels, und Catherine Szolar, Vice President von mrp hotels, gemeinsam mit Florian Kern, Vice President der Aareal Bank AG, und Monique Dekker, SVP Human Resources EAME bei Hyatt.

Wachstumsprognosen und Präferenz für Nischensegmente

Die Tourismusmärkte stabilisieren sich, und laut den Analysen von mrp hotels wird die Branche auch in den kommenden zehn Jahren auf Wachstumskurs bleiben. Global soll der Tourismus jährlich um rund 3,5 Prozent wachsen, was über dem weltweiten BIP von 2,5 Prozent liegt.

Bei den Investmenttrends zeichnet sich eine Verschiebung ab: Anleger fokussieren sich auf renditestarke Nischen wie Serviced Apartments, Lifestyle-Hotels und Mixed-Use-Assets. Während die Geschäftstätigkeit institutioneller Kapitalgeber reduziert bleibt, schließen Family Offices sowie Investment- oder Asset-Manager die entstandene Marktlücke. Immobilien, die langfristig nicht mehr marktfähig sind (Stranded Assets), erfordern strategische Neupositionierungen. Managementverträge gewinnen an Attraktivität, da sie Transparenz und mehr Partizipation an steigenden EBITDAs bieten, bleiben jedoch aufgrund regulatorischer Investorenanforderungen Mangelware.

Geändertes Finanzierungsumfeld erfordert Professionalisierung

Der Zugang zu ausreichend vorhandenem Eigen- und Fremdkapital wird zunehmend von der Professionalisierung der Entwickler, Eigentümer oder Betreiber abhängig gemacht. Die Zinsen haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert und pendelten sich zuletzt auf einem Finanzierungsniveau von rund 2,15 Prozent ein, nachdem vor fünf Jahren noch Nullzinsen galten.

Die Ansprüche der Finanzierer sind deutlich gestiegen. Florian Kern von der Aareal Bank AG betont die Expertise der Kreditnehmer als entscheidend: „Ein stabiler und nachvollziehbarer Cashflow ist nicht nur Basis für den Kapitaldienst, sondern auch Ausdruck der Professionalität des Kreditnehmers – und erhöht die Bereitschaft des Darlehensgebers zur Finanzierung." Etablierte Brand-Systeme schaffen Vertrauen und bieten Kapitalgebern Komfort und Stabilität im Finanzierungsprozess. Kern hebt zudem die Notwendigkeit einer Partnerschaft auf Augenhöhe hervor: „Ein Darlehensgeber ist ein elementarer Partner. Entscheidend ist, auf Finanzierer mit langfristigem Ansatz und Branchenexpertise zu setzen – sie bauen in der Krise kreative Brücken, statt vorschnell die Reißleine zu ziehen."

Betreiber unter Margendruck trotz Rekordergebnissen

Trotz stabiler Volumen stehen die Betreiber aufgrund steigender Kosten, rückläufiger Business-Nachfrage und eines schwächeren Konsumumfelds zunehmend unter Profitabilitätsdruck. Die Herausforderungen erfordern einen stärkeren Fokus auf den NOI (Net Operating Income) und flexible Modelle. Catherine Szolar von mrp hotels erklärt: „Erfolgreiche Betreiber kombinieren operative Exzellenz mit Anpassungsfähigkeit. Markenvielfalt und klare Identität sind kein Widerspruch, sondern Erfolgsfaktoren.“

Modernisierung und Repositionierung als neue Erfolgsmodelle

In Zeiten hoher Baukosten, ESG-Auflagen und begrenzter Flächenverfügbarkeit verschieben sich die Schwerpunkte in der Immobilienentwicklung. Die Modernisierung (Refurbishment) und Repositionierung bestehender Hotels haben den klassischen Neubau abgelöst. Conversion-Projekte, wie die Umwandlung von Büroimmobilien in Serviced Apartments oder Lifestyle-Hotels, gelten als nachhaltige und wirtschaftliche Alternativen. ESG-konforme Sanierungen gewinnen an Gewicht. Der Mietabdeckungsfaktor (LCR) bleibt weiterhin die zentrale Kennzahl, wobei derzeit nur wenige Projekte unter 1,5 abgeschlossen werden. Martin Schaffer unterstreicht, dass neben den wirtschaftlichen Parametern eine noch detailliertere Marktkenntnis bei der Auswahl von Standort und Produkt entscheidend ist.

Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit: Digitalisierung, HR und ESG

Die Wettbewerbsfähigkeit der Hotellerie der Zukunft wird maßgeblich von den Transformationsfeldern Digitalisierung und KI, Human Resources (HR) sowie ESG/Nachhaltigkeit bestimmt. Die Commercial Strategy wird ebenso wie die datengetriebene Preisgestaltung, automatisierte Prozesse und intelligente CRM-Systeme zu einer strategischen Führungsaufgabe, um Margen und Effizienz zu steigern.

Im Bereich HR betont Monique Dekker von Hyatt die Wichtigkeit von Agilität: „Agilität ist kein Schlagwort, sondern geschäftlicher Imperativ: Agilität macht uns nicht nur als Unternehmen besser, sondern stärkt die Gästebindung, verbessert das Arbeitsumfeld und eröffnet neue Entwicklungsmöglichkeiten.“ Zukunftsfähige Arbeitgeber setzen auf kompetenzbasierte Modelle und flexible Arbeitsformen. Das Paper fordert zudem klare Mitspracherechte der Betreiber bei ESG-Maßnahmen und betrachtet Nachhaltigkeit als Pflicht.

Die Hotelimmobilienwelt steht vor vielfältigen Herausforderungen, wie steigenden Personalkosten, Digitalisierung oder Investitionsstau. Die Assetklasse zeigt sich jedoch resilient und erfreut sich wachsender Nachfrage. Die Zukunft erfordert agile Strategien und zukunftsweisende Partnerschaften, um Wachstumspotenziale optimal zu nutzen, fasst Martin Schaffer zusammen.

Das Papier wurde bie einer Übertragung auf LinkedIn disktutiert: https://www.linkedin.com/events/7378321985308639232/ 


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Villa Keller in Saarburg, Rheinland-Pfalz, ist nach umfangreicher Sanierung und Neugestaltung als Boutique-Hotel wiedereröffnet worden. Das Haus, dessen Ursprünge auf das Jahr 1801 zurückgehen, empfängt seit dem 1. November 2025 Gäste. Es gehört zur Erasmus Collection der Gastgeberfamilie Boesen.

Eine aktuelle Marktstudie vergleicht die Hotelstandorte am Starnberger See und Tegernsee und zeigt, wo Investoren und Betreiber die aktuell besten Perspektiven finden. Der Artikel beleuchtet die strukturellen Unterschiede in Angebot und Nachfrage sowie die jeweiligen Investorendynamiken der südbayerischen Destinationen.

Motel One plant mit 128 Zimmern, einer Skybar und einem Tagescafé den ersten Standort in der Bodenseeregion. Das 26 Millionen Euro teure Projekt in Bregenz soll 2029 eröffnen.

Die größte Hotelkette Skandinaviens, Scandic Hotels, hat ihren Expansionskurs in Deutschland fortgesetzt und am 1. Dezember ihr achtes Haus bundesweit eröffnet. Das Scandic Stuttgart Europaviertel liegt zentral in der Stadt und wurde umfassend renoviert.

Die Handwritten Collection setzt ihren Wachstumskurs fort und eröffnet mit dem Blooma Hotel Liège Centre ein neues Haus in Lüttich in Belgien. Das Hotel verfügt über 149 Zimmer, deren Gestaltung sich an den berühmten botanischen Gärten Lüttichs und der Vergangenheit des Gebäudes als ehemaliges Kloster orientiert.

Hyatt setzt im Luxussegment auf eine neue Führungskraft und ambitionierte Expansionspläne. Ein Fokus liegt auf dem internationalen Debüt der Wellness-Marke Miraval im Roten Meer sowie auf Neueröffnungen der Marken Park Hyatt und The Unbound Collection.

Die Luxushotelgruppe Four Seasons kehrt nach 20 Jahren in die deutsche Hauptstadt zurück. Das Unternehmen übernimmt in Partnerschaft mit dem europäischen Hotelentwickler Gruppo Statuto das Management des Hotel de Rome in Berlin-Mitte und wird es nach einer umfassenden Renovierung Ende 2027 als Four Seasons Hotel Berlin wiedereröffnen.

Das Fünf-Sterne-Resort Alpenhof Murnau am Staffelsee steht vor einem Eigentümerwechsel. Peter Inselkammer, Münchner Hotelier und Unternehmer, wird die Immobilie im neuen Jahr übernehmen. Der Betrieb des Resorts wird unter der bisherigen Leitung fortgeführt.

Die BWH Hotels Central Europe und die ipartment GmbH gehen eine neue Partnerschaft ein. Ziel ist es, neue Zielgruppen, Märkte und Marktanteile im Longstay-Segment in Deutschland und perspektivisch in Europa zu erschließen.

Die in Berlin ansässige Amano Group setzt ihren Expansionskurs fort. Das Unternehmen plant, bis zum Jahr 2028 insgesamt acht weitere Hotels zu eröffnen. Die derzeitige Zimmerkapazität soll durch die neuen Projekte um über 1.500 Zimmer erweitert werden.