Vertikale Lösung gegen Wohnungsnot? Zermatter Hotelier plant Wolkenkratzer

| Hotellerie Hotellerie

Im Walliser Tourismusort Zermatt sorgt der Unternehmer, Künstler und Architekt Heinz Julen mit einem ambitionierten Bauprojekt für Aufsehen: Er plant die Errichtung eines 260 Meter hohen Wohnturms mit 65 Stockwerken, genannt Lina Peak, um die akute Wohnraumknappheit im Dorf zu lindern. Das Vorhaben soll zudem zur Neulenking der Besucherströme beitragen und somit eine Entlastung für das Dorfzentrum darstellen.

Akute Wohnraumknappheit im Mattertal

Zermatt verzeichnete im vergangenen Jahr 2,5 Millionen Logiernächte mit steigender Tendenz. Die hohe Nachfrage und der anhaltende Tourismus-Boom haben die Immobilienpreise in die Höhe getrieben und zu einer Leerwohnungsziffer von nahezu null Prozent geführt.

Die Verknappung von bezahlbarem Wohnraum stellt besonders für die Tourismusbranche eine Herausforderung dar. Hotelier Julen, der selbst jedes Jahr vergeblich versucht, Unterkünfte für seine Mitarbeiter zu finden, beobachtet die negativen Auswirkungen: «Seit Corona können die guten Gastroleute wählen. Wenn sie keine gescheite Unterkunft kriegen, kommen sie gar nicht mehr rauf.»

Das Problem der Wohnungsnot ist in den Schweizer Tourismusregionen weit verbreitet und betrifft auch das Engadin, Davos und Lauterbrunnen. In Zermatt wird die Situation durch das enge Mattertal und die begrenzten Bauflächen verschärft.

Lina Peak: Verdichtetes Bauen als Antwort

Heinz Julen sieht die Lösung in der Höhe. Seine Antwort auf die Raumproblematik lautet: «Vertikal bauen». Der Wolkenkratzer soll auf einer kürzlich erworbenen Parzelle unterhalb des Dorfs entstehen. Julen argumentiert, dass verdichtetes Bauen den Boden schone und der Turm an der geplanten Stelle den Blick auf das Matterhorn nicht beeinträchtige. 

Konzept zur Querfinanzierung und Entlastung

Das Projekt Lina Peak soll als vertikales Dorf konzipiert werden. Geplant ist eine Investition von voraussichtlich einer halben Milliarde Franken. Der Clou des Vorhabens liegt in der Finanzierung: Die untere Hälfte des Turms ist für bezahlbaren Wohnraum vorgesehen. Die obere Hälfte soll auf dem freien Markt veräußert werden, um das Gesamtprojekt querzufinanzieren.

Zusätzlich zu den Wohneinheiten soll der Turm ein Sport- und Kongresszentrum sowie ein öffentliches Hallenbad umfassen. Ein «Welcome Hub» am Fuße des Turms soll die Besucherströme direkt zu einer neu geplanten Seilbahn leiten, um das Dorfzentrum zu entlasten. Julen hält laut Tagesanzeiger fest: «Der Turm ist wie ein Fels in der Brandung, der Druck vom Dorf nimmt. Das macht doch Sinn.»

Reaktionen und nächster Schritt

Experten schätzen die Realisierung des Turms als realistisch ein, und eine Machbarkeitsstudie von Geologen soll grünes Licht für den Standort in der Landwirtschaftszone gegeben haben. Erste Reaktionen aus kommunalen und kantonalen Behörden seien positiv gewesen. 

Die Gemeinde Zermatt wollte sich erst zum Projekt äußern, wenn der effektive Bedarf an Wohnraum festgestellt sei. Die Behörden haben das Problem der Wohnungsnot jedoch erkannt und bewilligen neue Hotels nur noch, wenn über die Hälfte der Angestellten untergebracht werden kann. Eine kürzlich lancierte Umfrage bei der Bevölkerung soll laut Tagesanzeiger den Handlungsbedarf klären.

Die kommende Woche wird für das Projekt entscheidend: Heinz Julen plant einen Informationsabend für die Bevölkerung und sammelt Unterschriften. Er benötigt 600 Befürworter. Sollte ein frühes Nein der Bevölkerung erfolgen, werde er das Projekt Lina Peak «Ohne Wenn und Aber» beenden.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Fürstenhof in Bad Kissingen steht zum Verkauf. Die Historie des Fürstenhofs reicht über 160 Jahre zurück. Das ursprüngliche Gebäude wurde bereits 1856 als Kurhotel errichtet und beherbergte Gäste des europäischen Hochadels.

Die Liquidation von Sonder Holdings hat Marriott in die Schlagzeilen gebracht . Seit dem abrupten Zusammenbruch der Lizenzvereinbarung sieht sich das Unternehmen nun mit erheblichem Gegenwind seitens der Gäste konfrontiert. 

In Leipzig wurden die SO!APART Awards 2025 verliehen. Die ausgezeichneten Häuser präsentieren Konzepte, die laut Jury-Einschätzung trotz des aktuell schwierigen Marktumfelds und der Zurückhaltung bei Neueröffnungen „extrem stark und zukunftsgewandt“ sind.

Der aktuelle „Changing Traveller Report 2026“von SiteMinder zeigt eine deutliche Verschiebung im Suchverhalten von Reisenden bei der Hotelsuche. Demnach haben Online-Reisebüros die Suchmaschinen als primären Startpunkt für die Hotelrecherche abgelöst.

Die britische Aufsichtsbehörde Advertising Standards Authority (ASA) hat Beschwerden gegen große Akteure der Reisebranche, darunter die Hotelgruppen Hilton, Travelodge und Accor sowie das Buchungsportal Booking.com, stattgegeben. Der Vorwurf: Irreführende Werbung mit sogenannten „Ab-Preisen“ für Hotelzimmer.

Der auf Hotelimmobilien spezialisierte Berater Christie & Co ist mit der Vermarktung des etablierten Romantik Hotel Bösehof in Bad Bederkesa beauftragt worden. Das Midscale-Hotel, gelegen im Elbe-Weser-Dreieck zwischen den Städten Bremen, Hamburg und Cuxhaven, wird zum Verkauf angeboten.

Das Hochhaus Main Plaza am Sachsenhäuser Mainufer in Frankfurt startet in eine neue Ära. Unternehmer Michael Schramm, Inhaber der Apartmentresidenz-Gruppe, hat das Gebäude von der Lindner Hotel Gruppe übernommen. Das als Frankfurter Wahrzeichen geltende Hochhaus soll mit einem zukunftsweisenden Hybridmodell neu ausgerichtet werden.

Tin Inn, das auf ein nachhaltiges Übernachtungskonzept auf Basis seriell gefertigter Container setzt, hat einen neuen Standort in Nettetal-Kaldenkirchen eröffnet. Die Eröffnung folgt kurz nach der Inbetriebnahme des Standorts in Meckenheim.

Am 1. Dezember 2025 eröffnet in Frankfurt-Sachsenhausen das The Florentin. Das Haus, das aus der ehemaligen Villa Kennedy und erweiterten Gebäudeflügeln besteht, ist Teil der Althoff Collection.

Die Ertragslage in der österreichischen Ferienhotellerie bleibt angespannt. Dies ist das zentrale Ergebnis des „Fitness-Check 2025“, der als größtes Benchmarking im Alpenraum gilt. Wesentliche Ursache dafür sind die gestiegenen Betriebskosten.