Das soziale Hotelprojekt Villa Viva im Hamburger Münzviertel steht nach mehr als einem Jahr Betrieb vor einer harten Realität. In einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt (Abo) zieht Mitgründer Benjamin Adrion eine selbstkritische Zwischenbilanz: „Oh Shit, wir waren zu optimistisch. Wir haben es vergeigt.“
Das Hotel, betrieben von Viva con Agua gemeinsam mit Heimathafen Hotels, sollte mit seinen Gewinnen weltweit Wasserprojekte unterstützen – ein „Haus, das Brunnen baut“. Doch die anfängliche Euphorie wich schnell dem wirtschaftlichen Druck: Hohe Baukosten infolge von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg, Fehler im Gastronomiekonzept und eine unerwartet hohe Personalfluktuation belasteten das ambitionierte Vorhaben.
Besonders das ursprünglich vegetarische Fine-Dining-Restaurantkonzept sei laut Adrion gescheitert. Weder Gäste, die meist nur kurz blieben, noch das lokale Publikum hätten das Angebot ausreichend angenommen. „Die Umsätze stimmen einfach nicht“, so Adrion gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Hinzu kommen Probleme mit der Mitarbeitermotivation: Die Fluktuation liege mit über 30 Prozent sogar über dem Branchendurchschnitt. Der Stress durch hohe Kosten und Führungswechsel habe viele Mitarbeitende zum Gehen bewegt.
Trotz der Schwierigkeiten gibt sich Adrion kämpferisch: Mit dem neuen Restaurant „Viva Levante“, das auf orientalische Küche setzt, soll das Haus wieder mehr Menschen anziehen. Zusätzlich ist geplant, weitere Anteilseigner ins Boot zu holen, um die finanzielle Basis zu stärken. Die prominente Investorengruppe rund um Musiker Jan Delay, Bela B und Ex-Fußballer Kevin Kuranyi habe bereits rund 5,5 Millionen Euro eingebracht.
Das Ziel bleibt bestehen: Mit einem Hotelprojekt nachhaltig Gutes tun. Doch Adrion weiß, dass es dafür jetzt eine Kurskorrektur braucht – und eine Portion Durchhaltevermögen. „Wir müssen die Arschbacken zusammenkneifen“, sagt er – und hofft dabei auch auf spirituelle Unterstützung: Ein Feng-Shui-Berater soll künftig für mehr Harmonie sorgen.