Winzer, Hotelier, Gastwirt: Fritz Keller ist neuer DFB-Präsident

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Fritz Keller ist neuer Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Auf dem 43. Ordentlichen Bundestag des DFB in Frankfurt am Main wurde der 62-Jährige einstimmig an die Spitze des DFB gewählt. Für Keller votierten alle 257 stimmberechtigten Delegierten. Keller ist der 13. Präsident in der Geschichte des DFB, er folgt auf Reinhard Grindel, der am 2. April dieses Jahres zurückgetreten war. Keller war der einzige Kandidat, er wurde auf Empfehlung der Findungskommission durch die Konferenz der Regional- und Landesverbände sowie die Generalversammlung der DFL nominiert.

In seiner Antrittsrede bedankte sich Fritz Keller bei den Delegierten: "Ich freue mich sehr über das klare Votum und das große Vertrauen, das mir die Delegierten entgegenbringen. Wer mich gewählt hat, der hat Veränderung gewählt. Mir ist wichtig, dass wir den DFB zusammen in eine erfolgreiche Zukunft führen, mit neuen Strukturen, effizient und transparent. Eine One-Man-Show wird es dabei nicht geben, den deutschen Fußball von der Basis bis zur Spitze weiterzuentwickeln, geht nur gemeinsam, im Team."

Mi Keller kommt, neben Bundestrainer Joachim Löw, dann auch der Verbandschef aus Freiburg. Der designierte DFB-Boss entstammt einer Gastronomenfamilie in Baden-Württemberg. Seit fast drei Jahrzehnten führt er in dritter Generation das Weingut Franz Keller.

Der Vater des künftigen DFB-Chefs war ein Fußball-Narr - hatte, so erzählte Fritz Keller vor mehreren Jahren «fudder.de», dem Online-Portal der «Badischen Zeitung», enge Kontakte zu den Helden von Bern. 54-Weltmeister-Kapitän Fritz Walter wurde Patenonkel von Friedrich Walter Keller - kurz Fritz Keller.

Das eigene Talent reichte nicht zu einer prominenten aktiven Karriere auf dem Platz. Beim SC Freiburg trat Keller 2010 aber den Führungsposten als Nachfolger des jahrzehntelangen Clubchefs Achim Stocker an, der 2009 gestorben war. Unter seiner Führung wurde Christian Streich Trainer, die auf Kontinuität mit bescheidenen Mitteln ausgerichtete Club-Maxime der Breisgauer fortgesetzt.

Keller gilt als meinungsstarke Führungskraft. Für das operative Geschäft ist er beim SCF allerdings nicht mehr zuständig. Ähnlich dürfte Kellers Rolle als 13. Chef des DFB künftig eher präsidial denn operativ ausgerichtet sein. Mit einer Strukturreform und der komplett ausgelagerten GmbH will sich der kriselnde Verband neu aufstellen. Auch Grindels Vorgänger Gerhard Mayer-Vorfelder, Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach waren wegen ihrer umstrittenen Führung oder moralischer Verfehlungen früher als geplant aus dem Amt geschieden.

Im Fußball spielte Keller bislang hauptsächlich im Freiburger Umfeld eine bedeutende Rolle. Zudem gehört er dem DFL-Aufsichtsrat und dem DFB-Vorstand an. Weit über Baden hinaus bekannt ist er als Gastronom. Der Gault&Millau Weinguide zeichnete ihn zusammen mit seinem Sohn Friedrich als «Winzer des Jahres» aus. Nach Vergabe der Sterne für Deutschland erhielt der Schwarze Adler in Oberbergen 2019 zum 50. Mal in Folge einen Michelin-Stern.
 

Geradezu revolutionär begann 1969 die Geschichte des Schwarzen Adlers als Sternerestaurant. In einer Zeit, in der Frauen eher selten die Küchen der Hotellerie und Gastronomie leiteten, erkochte Irma Keller den ersten Michelin-Stern. Anfang der 1970er Jahre übernahm ihr Sohn Franz nach seiner Rückkehr aus Frankreich, wo er unter anderem bei Bocuse (Lyon) und Guérard (Paris) arbeitete, die Küchenleitung und erkochte in kürzester Zeit den zweiten Stern. Kurz darauf stieß der Franzose Christian Begyn (*1949, t2016) hinzu und prägte die Küche mit seiner Interpretation der Haute Cuisine bis Mitte der 1990er Jahre. Der Venezolaner Anibal Strubinger, der schon während seiner Ausbildung zum Koch Seite an Seite mit Begyn arbeitete, übernahm 1996 für über 20 Jahre die Küchenleitung des mit einem Stern ausgezeichneten Restaurants. Strubinger setzte die über Jahrzehnte gepflegte Tradition fort, in der die Adler-Küche für das Zusammenspiel zwischen traditioneller französischer und badischer Küche steht. 2016 begann die Zusammenarbeit zwischen dem heutigen Küchenchef Christian Baur und Strubinger. Verschiedene Stationen prägten die Laufbahn des 41jährigen Baur. In der Residenz am See in Meersburg erkochte er 2003 seinen ersten Michelin-Stern, gefolgt von einem Stern im Wilden Ritter in Durbach und im Landgasthof Adler in Rosenberg (2014-2016).

Nachdem Franz Anton Keller (*1860, t1929) den Gasthof Schwarzer Adler Ende des 19. Jahrhunderts erwarb, blieb dieser lange Zeit ein einfaches Gasthaus, in dem ab 1924 seine Frau Mathilde die Küche leitete. Sohn Franz (*1927, t2007) machte eine Metzgerlehre und heiratete nach dem Krieg Irma Konstanzer, die nach dem Tod ihrer Schwiegermutter die Leitung der Küche übernahm. Franz Keller jun. (*1950) verließ Oberbergen Ende der 1970er und bewirtschaftet heute, nach vielen erfolgreichen Jahrzehnten in der Gastronomie, den Falkenhof im Rheingau. Fritz Keller (*1957) und seine Frau Bettina übernahmen in den 1990er Jahren zunächst die Leitung der Weinproduktion und des Weinhandels, gefolgt von der Leitung des gesamten Unternehmens zu dem heute das Weingut Franz Keller, der Weinhandel, das Hotel und Restaurant Schwarzer Adler, die KellerWirtschaft im Weingut Franz Keller und das Winzerhaus Rebstock zählen.

Zur Agenda des neuen DFB-Präsidenten gehören: die strukturelle Entwicklung des Verbandes, insbesondere vor dem Hintergrund der strikten Trennung von wirtschaftlichem und ideellem Bereich im DFB, die sportliche Arbeit für erfolgreiche Nationalmannschaften, bestmögliche Rahmenbedingungen für Lizenzfußball und Amateurfußball, eine effiziente Nachwuchskonzeption, die Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs sowie die Stärkung des Ehrenamtes. Zu Kellers Kernthemen gehören daneben Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung mit dem klaren Eintreten für Vielfalt, Integration, Inklusion und Menschenrechte.

"Mit Keller haben wir den idealen Präsidenten gefunden"

Dr. Rainer Koch, 1. DFB-Vizepräsident Amateure, erklärte: "Mit Fritz Keller haben wir den idealen Präsidenten gefunden. Er verkörpert Bodenständigkeit, Integrität, Glaubwürdigkeit. Und er steht authentisch und mit großer Leidenschaft für all die vielen Facetten, die den Fußball, den DFB und die Arbeit in unseren vielen Amateurvereinen ausmachen. Ich bin fest überzeugt, dass er bei Interessenkollisionen zwischen Amateuren und Profis sehr genau weiß, welche Interessen die Amateurvereine haben, und dass er diese auch vertreten und durchsetzen kann."

Christian Seifert, DFB-Vizepräsident und Sprecher des DFL-Präsidiums, saget: "Die DFL steht voll und ganz hinter Fritz Keller und seinem Programm. Er lebt für den Fußball und ist eine außerordentliche Persönlichkeit, die für Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit steht. Die Wochen seit seiner Nominierung haben bereits gezeigt, dass es ihm um die Sache geht - und nicht etwa um sich selbst. Die personelle Neuausrichtung ist ein wichtiger Schritt, um den DFB in eine erfolgreiche Zukunft zu führen."


 

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