Die Verwandlung von Hanaus größter ehemaliger US-Militärkaserne in ein Wohngebiet schreitet voran. Mit dem Einzug der ersten Bewohner rechnet die Stadt bereits im ersten Halbjahr 2020, wie die teils kommunale Baugesellschaft LEG Hessen-Hanau am Dienstag mitteilte. Im Teilbereich namens Triangle Housing befänden sich die ersten Gebäude bereits im Endausbau. Dort würden 17 Bestandsgebäude kernsaniert, in denen 370 Eigentumswohnungen entstehen. Mehr als 300 Wohnungen seien bereits vergeben. Das Bauprojekt auf dem gesamten Areal soll Ende 2023 fertiggestellt sein, wie die LEG mitteilte.
Die Umwandlung der ehemaligen Pioneer-Kaserne im Stadtteil Wolfgang in ein modernes Wohngebiet ist das größte Bauprojekt der Hanauer Nachkriegsgeschichte. Das 50 Hektar große Areal, das seit dem Abzug der US-Armee 2008 verlassen war, soll zu einem Quartier mit 1600 Wohneinheiten für 5000 Menschen werden. Die Gesamtkosten werden vom Projektentwickler auf 500 Millionen Euro beziffert. In dem Quartier sollen Wohnungen für jeden Geldbeutel und jedes Alter entstehen.
In Hanau wurden am Dienstag weitere Details zu den Bauprojekten im neuen Pioneer Park bekanntgegeben. So kommt auch ein Business-Hotel im Mittellkasse-Segment und ein Zentrum für Gesundheit, Schönheit und Lifestyle auf das Gelände. Im ehemaligen Kasino entstehen 40 Senioren-Wohnungen. Zudem wird auch eine Schule und Kita für bis zu 175 Kinder auf dem Gelände eingerichtet, wie die Stadt berichtete.
Neue Nutzungskonzepte werden noch für zwei unter Denkmalschutz stehende Gebäude gesucht: für das historische Pförtnerhäuschen, in das ein Kiosk oder ein Café einziehen könnte, und für die ehemalige Kirche. In der «Pioneer Chapel» könnte ein Ort der Begegnung für das Quartier entstehen, hieß es in einer Mitteilung. Für die Entwicklung des Geländes hat die LEG Hessen-Hanau sieben Bauträger und einen Privatinvestor als Partner ausgewählt.
Die Pioneer-Kaserne wurde Mitte der 1930er Jahre von der Wehrmacht aus dem Boden gestampft – in einer einmaligen Fächerform, die bis heute Bestand hat und auch bei der Neubebauung aufgegriffen wird. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die US-Streitkräfte die Kaserne und bauten sie aus. In Hanau waren einst 16 000 US-Soldaten mit Tausenden von Familienangehörigen untergebracht.
2008 zogen die Amerikaner aus Hanau ab und hinterließen in der Stadt insgesamt rund 340 Hektar militärisch genutzter Flächen. Das entspricht der Fläche von mehr als 470 Fußballfeldern. Mehr als 200 Hektar davon hat die Stadt in den vergangenen Jahren bereits entwickelt. Der Pioneer Park ist für Hanau das größte Konversionsprojekt. Unter Konversion versteht man hier die Umwandlung von ehemaligen Militärflächen für eine zivile Nutzung.
Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sagte: «Der Pioneer Park ist das Königsprojekt der Konversion in Hanau. Es wird ein lebendiger, öffentlich zugänglicher Stadtteil mit Gewerbe und sozialen Einrichtungen sowie hohem Aufenthaltswert entstehen, das Angebote für alle Lebenslagen, alle Altersklassen und alle Einkommensschichten bieten wird.» Besonderes Merkmal seien zudem die nachhaltigen Konzepte zu Versorgung und Mobilität, die Maßstäbe für die Stadt und die Region setzen würden.